Eröffnet wird die Dissertation mit einem umfänglicheren
propädeutischen Teil, in dem das methodisch-systematische Vorgehen
entfaltet wird. Dieser Vorlauf gliedert sich in zwei Teile: Zunächst wird
das eigene methodische Vorgehen expliziert und die Möglichkeiten und
Grenzen des Konnex der verwendeten theoretischen Modelle (de Man, Peirce,
Blanchot) aufgezeigt. Sodann werden paradigmatisch rhetorische und
semiotische Konzeptionen der Metonymie von der Antike bis in das 21.
Jahrhundert darstellend erläutert und im Hinblick auf die écriture mallarméenne kritisch
diskutiert (Auctor ad Herennium, Prokolos/Demokrit, Aristoteles, Cicero,
Donatus, Pompeius, Charisius, Plotius Sacerdos, Beda, Isidor, Quintilian, Johannes
von Garlandia, Galfrid von Vinsauf, Gervasius von Melkley, Delminio, Lamy,
Santayana, Vulcano, Erasmus, Melanchthon, Sherry, Puttenham, Tesauro,
Dumarsais, Petrus Ramus, Talon, Fouquelin, Gottsched, Vossius, Vico,
Beauzée, Fontanier, Reisig, Darmesteter, Paul, Ullmann, de Saussure,
Hjelmslev, Le Guern, Lakoff/Johnson, Plett, Jakobson, Lacan, Ricœur,
Giraud, Bacry, Schippan, Kubczak, Dubois u. a. (groupe μ), Fauconnier, Nunberg, Kleiber, Papafragou, Sperber/Wilson,
Waltereit, Riffaterre, Derrida, Ruwet, Podlewski, Eco, Strub, Panther,
Al-Sharafi, Posselt u. a.).
An den
methodisch-systematischen Teil anschließend, wird in die beachtlich
voraussetzungsreiche Poetik Mallarmés vermittels einer konzisen
literaturgeschichtlichen Situierung, im Sinne einer ideengeschichtlichen
Revision zentraler poetologischer Leitgedanken eingeführt. Das Verhältnis
von Allegorie und Symbol sowie das Verhältnis von Symbol und Metonymie wird
dabei eingehend in den Blick genommen. Dem folgt ein
literaturgeschichtlicher Vorlauf, der sich in drei Teile gliedert: Zunächst
werden poetologische Vorstellungen, die in Mallarmés Literaturkonzeption
eine wichtige Position einnehmen, in Auseinandersetzung mit den Folgen des
durch die europäische Romantik ausgelösten Paradigmenwechsels innerhalb der
Literatur (Hölderlin, Novalis, Shelley, Keats, Nerval, Victor Hugo) im
Überblick dargestellt.
Im Anschluß
daran wird der Fortgang des Ikonoklasmus der Romantik hin zu seiner
extremen Ausprägung (Poe, Baudelaire) verfolgt und damit der theoretische
Hintergrund geschaffen, vor dem sich die Mallarmésche Poetik erhebt. Die
Ästhetik Poes und Baudelaires wird in einen kritischen Dialog mit dem Werk
Mallarmés gebracht, der die wichtigsten Differenzen und Konvergenzen
herausarbeitet.
Abschließend
wird unter dem Stichwort des Nihilismus (Jean Paul, Bonaventura, Schlegel,
Hegel, Wagner, Nietzsche) der letzte Schritt unternommen, die Besonderheit
der Poetik Mallarmés zu konturieren und sie innerhalb des
literaturgeschichtlichen Kontextes darzustellen. Dieser letzte einführende
Teil fungiert sogleich als Übergang zum eigentlichen Gegenstand der
Dissertation.
Im
eigentlichen ersten Hauptteil der Dissertation wird Mallarmés Poesie und
Poetik im Detail untersucht. Der Aufbau dieses Teils ist dabei streng
generativ konzipiert. So führt die Untersuchung von den Poésies (Édition Deman 1899,
posthum) über die Poèmes non
recueillis (1862-1898), den Poèmes
retrouvés (1862-1898), den Poèmes
de jeunesse (1859-1860), Vers de
circonstance, den Poèmes en prose,
bis zu den Œuvres inachevées (u.
a. L’après-midi d’un faune, Hérodiade, Igitur ou la folie d’Elbehnon). Wo immer diese zur Verfügung
stehen, werden die Entwürfe und Manuskripte der Texte einbezogen und die
poetisch-poetologische Entwicklung, unter dem leitenden Gesichtspunkt eines
metonymischen Schreibprozesses, hin zum veröffentlichten Text aufgezeigt.
Der zweite
Hauptteil der Dissertation examiniert vor diesem Hintergrund Un coup de dés jamais n’abolira le
hasard und das in 258 losen Manuskriptseiten von höchst unterschiedlichem
Format fragmentarisch überlieferte Livre,
das die ideale, d. h. absolute, écriture inszeniert. Für eine
metonymische Lesart der Dichtung Mallarmés sind diese Texte von
vordringlichem Interesse und entscheidender Bedeutung. Eine kritische Sichtung
der Mallarmé-Rezeption, beginnend im 19. Jahrhundert, wird integrativ und
nach Möglichkeit dialogisch, in die Analyse der Texte einbezogen, da
insbesondere die literatur- und sprachtheoretische Rezeption der Poetik
Mallarmés entscheidenden Anteil an modernen und postmodernen Konzeptionen
von Literatur hat.
In dem
vierten und letzten, ausblickenden Teil der Dissertation wird
dementsprechend der Versuch unternommen, aus der vorfindlichen Dynamis von
literarischer Ästhetik und Sprachkritik einen Beitrag zu leisten, eine Lineatur der Kontingenz in
Literaturkonzeptionen des 20. Jh.s (Joyce, Blanchot, Saint-John Perse,
Stevens, Zukofsky, Bernstein, Cadiot, Howe, McCaffery, Welish) vor dem
erarbeiteten Hintergrund der Poetik Mallarmés aufzuzeigen.
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