EINSATZBERICHT Interplast Philippinen auf Palawan in Puerto Princesa im Januar 1999

Vom 9.1.99 bis 27.1.99 verweilten wir mit einem fünfköpfigem Team auf Palawan (Philippinen). Zur Gruppe gehörten der Chirurg Dr. M. Steinert, der Kieferchirurg M. Thümmler, der Anästhesist Dr. H. Droste, die Op-Schwester K. Backhaus und die Anästhesieschwester T. Krolla-Jürgensen.

Am 9.1.99 flogen wir von Düsseldorf via Frankfurt nach Manila. Für unser ca. 150 kg Übergepäck mußten wir bei der Lufthansa glücklicherweise nichts bezahlen. Bis Manila flogen wir gemeinsam mit den Gruppen, die weiter nach Mindanao flogen bzw. nach Pangasinan fuhren. Am 10.1.99 kamen wir abends nach anstrengendem Flug in Manila an und hatten eine Übernachtung in Manila, weil unser Flug nach Puerto Princesa/Palawan erst am Montag nachmittag weiterging.
 
 
 
 
 


 
 
 

In Puerto wurden wir freundlich empfangen und nach einer kurzen Besprechung mit den Organisatoren vor Ort, alle Mitarbeiter des dort sehr populären Bürgermeisters Hagedorn, konnten wir endlich das Hospital, in dem wir die nächsten 2 Wochen operieren sollten, besichtigen.

Das Wescom Hospital gehört zu einem Stützpunkt der philippinischen Luftwaffe. Der Operationssaal, welcher für philippinische Verhältnisse vorbildlich und hygienisch sauber ist, steht außer zu Interplasteinsätzen zumeist völlig leer. Selbst das Op-Personal wurde nur zur Durchführung unseres Einsatzes von der Militärbasis eingestellt. Alle Verbrauchsmittel, die im letzten Jahr zurückgelassen wurden, waren unangerührt in den Schubladen. Wohltuend konnten wir sehen, wie der OP täglich gefegt und gewischt wurde und die Infektionsprophylaxe sich nicht wie sonst auf den Philippinen nur auf die unkritische Anwendung von Antibiotika beschränkte.

Der erste Tag im Krankenhaus begann nach kurzem Besuch beim Standortkommandanten mit dem Screening der auf uns wartenden Patienten. Neben vielen Spaltpatienten sahen wir viele Tumore - teils inoperable Befunde - und vereinzelt auch Verbrennungskontrakturen und Syndaktilien.
Insgesamt konnten wir 83 Patienten operieren, überwiegend Kinder. Wir haben 43 Spalten verschließen können, 24 Gaumen, 9 einseitige Lippen- und 10 doppelseitige Lippenspalten. Die Lippen wurden alle nach Randall operiert, die Gaumen in Brückenlappentechnik nach Axhausen. Alle doppelseitigen Lippen wurden einzeitig verschlossen. Bei den zu verschließenden Gaumenspalten handelte es sich bei 15 Patienten um von Frank de Wolff im Interplasteinsatz des letzten Jahres voroperierten Lippen. Die funktionellen und ästhetischen Ergebnisse dieser Lippenverschlüsse waren sehr ansprechend.

Unter den von uns operierten Tumorpatienten befanden sich mehrere Hämangiome im Gesichtsbereich, ein großer Parotistumor und mehrere Lymphome am Hals. Ein großer Tumor in der Glabellaseitlichen Nasenregion bei einem 12-jährigen Mädchen stellte sich intraoperativ als Meningocele dar. Aufgrund der völlig fehlenden apparativen Diagnostik war ein früheres Erkennen leider nicht vermeidbar. Wir haben die Meningocele reponiert und die Knochenlücke mit mehreren Periostlappen verschlossen. Glücklicherweise ist es auch in diesem Fall zu keiner Infektion gekommen, auch eine Liquorfistel blieb aus, so daß wir das Kind am 4. postoperativen Tag entlassen konnten.

Unser Allgemeinchirurg operierte einige Leisten- und Scrotalhernien, Syndaktilien, Mamma Tumore und eine ausgedehnte Handphlegmone. Mein Anästhesist führte die Narkosen fast ausschließlich als totale intravenöse Anästhesien durch, so daß uns eine ermüdende Raumbelastung durch Narkosegase erspart blieb.
 
 
 


Während des ganzen Einsatzes gab es mit Ausnahme zweier kurz operativ zu revidierender Nachblutungen (siehe unten) keinerlei Komplikationen, alle Wunden heilten auch dieses Jahr ohne Wundinfektion ab. Fast alle Patienten, die wir in der ersten Woche operierten, konnten wir im Laufe der 2. Woche nachkontrollieren, da alle aus Puerto Princesa oder der unmittelbaren Umgebung kamen.
Aufgrund der sehr hohen Temperaturen auf der Station mußten wir dieses Jahr Nachblutungen nach Gaumenspaltverschlüssen beobachten. Wir hatten schon auf das Unterspritzen mit vasokonstriktorischen Zusätzen verzichtet, weil die Nachblutungen immer erst 5 - 6 Stunden nach Operationsende auftraten. Fast jeder Gaumen war davon betroffen, aber bei lediglich zwei Patienten mußten wir uns zur Revision entschließen. Kein Patient wurde transfusionspflichtig.

Am Samstag nachmittag der ersten Woche wurden wir nach Abschluß unseres OP-Programms mit einem Hubschrauber der Wescom-Basis auf die andere Seite der Insel geflogen, photografengerecht mit offenen Helicoptertüren. Dies war schon ein tolles Erlebnis. Angekommen in Sabang - gelandet unmittelbar am Meer - konnten wir uns am Samstag abend und am Sonntag von den Strapazen der ersten Woche erholen.

Auf Palawan gibt es noch ausgedehnte Areale mit tropischen Regenwald, Malariaprophylaxe war hier in Sabang besonders wichtig. Auch die Unterbringung war sehr landestypisch einfach und nicht jedermann Geschmack.
Am Montag in der Frühe wurden wir dann mit dem Hubschrauber wieder direkt zum Krankenhaus geflogen und haben dann mit Sonnenbrand die 2. 0perationswoche begonnen. Am Freitag der 2. Woche gab der Bürgermeister Hagedorn ein Abschiedsessen, bei dem er uns für unseren Einsatz dankte und auf ein Fortführen unserer Mission im nächsten Jahr hofft. Am Sonntag wurden wir dann auch vom Militär verabschiedet. Für den Einsatz im nächsten Jahr wurden uns das Gästehaus der Basis angeboten, dies ist sicher wesentlich preiswerter als die Hotelunterkunft und schöner, weil direkt am Meer gelegen.

In den letzten Tagen unseres Aufenthaltes auf Palawan konnten wir noch etwas von Puerto Princesa und der unmittelbaren sehr ursprünglichen Umgebung sehen. Auch hier übernahm das Militär freundlicherweise die Organisation. Am Dienstag flogen wir von Puerto Princesa über Manila und Frankfurt zurück nach Düsseldorf, wo wir glücklich und etwas erschöpft am Mittwoch landeten. Die Tage auf Palawan waren für alle unvergeßlich und die überaus liebenswerten und dankbaren Menschen werden uns in Erinnerung bleiben.
Ganz bestimmt waren wir nicht das letzte Mal auf dem südostasiatischem Inselarchipel.

M. Thümmler  (Projektleiter)