Am 9.1.99
flogen wir von Düsseldorf via Frankfurt nach Manila. Für unser
ca. 150 kg Übergepäck mußten wir bei der Lufthansa glücklicherweise
nichts bezahlen. Bis Manila flogen wir gemeinsam mit den Gruppen, die weiter
nach Mindanao flogen bzw. nach Pangasinan fuhren. Am 10.1.99 kamen wir
abends nach anstrengendem Flug in Manila an und hatten eine Übernachtung
in Manila, weil unser Flug nach Puerto Princesa/Palawan erst am Montag
nachmittag weiterging.
In Puerto wurden wir freundlich empfangen und nach einer kurzen Besprechung mit den Organisatoren vor Ort, alle Mitarbeiter des dort sehr populären Bürgermeisters Hagedorn, konnten wir endlich das Hospital, in dem wir die nächsten 2 Wochen operieren sollten, besichtigen.
Das Wescom Hospital gehört zu einem Stützpunkt der philippinischen Luftwaffe. Der Operationssaal, welcher für philippinische Verhältnisse vorbildlich und hygienisch sauber ist, steht außer zu Interplasteinsätzen zumeist völlig leer. Selbst das Op-Personal wurde nur zur Durchführung unseres Einsatzes von der Militärbasis eingestellt. Alle Verbrauchsmittel, die im letzten Jahr zurückgelassen wurden, waren unangerührt in den Schubladen. Wohltuend konnten wir sehen, wie der OP täglich gefegt und gewischt wurde und die Infektionsprophylaxe sich nicht wie sonst auf den Philippinen nur auf die unkritische Anwendung von Antibiotika beschränkte.
Der
erste Tag im Krankenhaus begann nach kurzem Besuch beim Standortkommandanten
mit dem Screening der auf uns wartenden Patienten. Neben vielen Spaltpatienten
sahen wir viele Tumore - teils inoperable Befunde - und vereinzelt auch
Verbrennungskontrakturen und Syndaktilien.
Insgesamt konnten wir 83 Patienten operieren, überwiegend Kinder.
Wir haben 43 Spalten verschließen können, 24 Gaumen, 9 einseitige
Lippen- und 10 doppelseitige Lippenspalten. Die Lippen wurden alle nach
Randall operiert, die Gaumen in Brückenlappentechnik nach Axhausen.
Alle doppelseitigen Lippen wurden einzeitig verschlossen. Bei den zu verschließenden
Gaumenspalten handelte es sich bei 15 Patienten um von Frank de Wolff im
Interplasteinsatz des letzten Jahres voroperierten Lippen. Die funktionellen
und ästhetischen Ergebnisse dieser Lippenverschlüsse waren sehr
ansprechend.
Unter den von uns operierten Tumorpatienten befanden sich mehrere Hämangiome im Gesichtsbereich, ein großer Parotistumor und mehrere Lymphome am Hals. Ein großer Tumor in der Glabellaseitlichen Nasenregion bei einem 12-jährigen Mädchen stellte sich intraoperativ als Meningocele dar. Aufgrund der völlig fehlenden apparativen Diagnostik war ein früheres Erkennen leider nicht vermeidbar. Wir haben die Meningocele reponiert und die Knochenlücke mit mehreren Periostlappen verschlossen. Glücklicherweise ist es auch in diesem Fall zu keiner Infektion gekommen, auch eine Liquorfistel blieb aus, so daß wir das Kind am 4. postoperativen Tag entlassen konnten.
Unser Allgemeinchirurg operierte einige Leisten- und Scrotalhernien,
Syndaktilien, Mamma Tumore und eine ausgedehnte Handphlegmone. Mein Anästhesist
führte die Narkosen fast ausschließlich als totale intravenöse
Anästhesien durch, so daß uns eine ermüdende Raumbelastung
durch Narkosegase erspart blieb.
Während des ganzen Einsatzes gab es mit Ausnahme zweier kurz operativ
zu revidierender Nachblutungen (siehe unten) keinerlei Komplikationen,
alle Wunden heilten auch dieses Jahr ohne Wundinfektion ab. Fast alle Patienten,
die wir in der ersten Woche operierten, konnten wir im Laufe der 2. Woche
nachkontrollieren, da alle aus Puerto Princesa oder der unmittelbaren Umgebung
kamen.
Aufgrund der sehr hohen Temperaturen auf der Station mußten wir
dieses Jahr Nachblutungen nach Gaumenspaltverschlüssen beobachten.
Wir hatten schon auf das Unterspritzen mit vasokonstriktorischen Zusätzen
verzichtet, weil die Nachblutungen immer erst 5 - 6 Stunden nach Operationsende
auftraten. Fast jeder Gaumen war davon betroffen, aber bei lediglich zwei
Patienten mußten wir uns zur Revision entschließen. Kein Patient
wurde transfusionspflichtig.
Am Samstag nachmittag der ersten Woche wurden wir nach Abschluß unseres OP-Programms mit einem Hubschrauber der Wescom-Basis auf die andere Seite der Insel geflogen, photografengerecht mit offenen Helicoptertüren. Dies war schon ein tolles Erlebnis. Angekommen in Sabang - gelandet unmittelbar am Meer - konnten wir uns am Samstag abend und am Sonntag von den Strapazen der ersten Woche erholen.
Auf Palawan
gibt es noch ausgedehnte Areale mit tropischen Regenwald, Malariaprophylaxe
war hier in Sabang besonders wichtig. Auch die Unterbringung war sehr landestypisch
einfach und nicht jedermann Geschmack.
Am Montag in der Frühe wurden wir dann mit dem Hubschrauber wieder
direkt zum Krankenhaus geflogen und haben dann mit Sonnenbrand die 2. 0perationswoche
begonnen. Am Freitag der 2. Woche gab der Bürgermeister Hagedorn ein
Abschiedsessen, bei dem er uns für unseren Einsatz dankte und auf
ein Fortführen unserer Mission im nächsten Jahr hofft. Am Sonntag
wurden wir dann auch vom Militär verabschiedet. Für den Einsatz
im nächsten Jahr wurden uns das Gästehaus der Basis angeboten,
dies ist sicher wesentlich preiswerter als die Hotelunterkunft und schöner,
weil direkt am Meer gelegen.
In den letzten Tagen unseres Aufenthaltes auf Palawan konnten wir noch
etwas von Puerto Princesa und der unmittelbaren sehr ursprünglichen
Umgebung sehen. Auch hier übernahm das Militär freundlicherweise
die Organisation. Am Dienstag flogen wir von Puerto Princesa über
Manila und Frankfurt zurück nach Düsseldorf, wo wir glücklich
und etwas erschöpft am Mittwoch landeten. Die Tage auf Palawan waren
für alle unvergeßlich und die überaus liebenswerten und
dankbaren Menschen werden uns in Erinnerung bleiben.
Ganz bestimmt waren wir nicht das letzte Mal auf dem südostasiatischem
Inselarchipel.
M. Thümmler (Projektleiter)