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Segeltörn 2002

Reisetagebuch von Mareike Vogel

Ein erster Segeltörn ist ein unglaubliches Erlebnis. Mit gemischten Gefühlen geht man an Bord. Kann man eine Woche auf engsten Raum mit anderen aushalten? Wie wird man als junges Küken in die Gruppe passen? Was man am aller meisten in Fragen stellt, ist die Erholung die man dort erfährt, trotz der durchzechten Nächte und den vielen neuen Eindrücken, kann man unglaublich viel Ruhe erfahren und zu sich selber kommen. Um sich an diese Ruhe zu erinnern hab ich diesen Reisebericht geschrieben. Es sind meine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke von diesem Törn.

Viel Spass beim Lesen!

Im Spiegel fallen mir meine weißen Brüste auf, die sich von meinem gebräunten Körper abheben. Langsam spiegelt sich auf meinem Gesicht ein Lächeln wieder. Die Bräunung stammt von einer Woche am Meer in der Sonne liegen. Meine Gedanken tragen mich unaufhaltsam aus dem Zimmer rauf aufs Meer zu einem Segelschiff.

Törn 2002

Mit einem mulmigen Gefühl betrete ich nach einer im Auto verbrachten Nacht einem weißen 2 Master mit einem hellen Gemeinschaftsraum. Der Raum war durch 4Eckbänke mit jeweils einem Tisch geteilt. Die dunkelblauen Polster harmonieren mit dem hellen Holz. Die grossen Fenster in der Decke geben zusätzlich zu den Bullaugen in den Wänden genügend Licht zum Lesen und Schreiben. Der mit verschiedenen Flaschen gefüllte Kühlschrank liegt direkt unter dem Tresen auf dem auch eine Zapfanlage vorhanden ist. Daneben liegt die Tür nach draußen und in der Ecke eine Treppe runter zu der Küche und den Kojen.

Da wir die ersten Ankömmlinge waren, warten wir bei einem Kaffe in der Hand gemütlich sitzend auf den Deck vor dem Gemeinschaftsraum. Es gibt dort eine feste Holzbank, die mit einen kleinen Holztisch und ein paar Korbstühlen eine einladende Sitzgruppe bildet.

Nach dem alle an Bord gekommen sind, verlassen wir den Rostocker Hafen in Richtung Dänemark.

Das graue Wasser ist noch recht ruhig und auf beiden Seiten werden schwere Container beladen. Teilweise sieht man Camper am Ufer sitzen und angeln.

Durch die neue und unbekannte Bewegung des Schiffes verbringe ich den Nachmittag schlafend in meiner Kajüte. Erst als wir schon in Gedser anlegen erwache ich und erkunde auch schon das verschlafende Dorf.

Überall hängt die dänische Flagge am Rande der Hauptstraße. Die Strasse ist gesäumt von kleinen, farbenfrohen Häusern, die im nordischen Still gebaut sind. Durch die schlichten hellen Fenster hat man einen guten Blick ins Innere, das meist auch ganz einfach in hellen Farben gehalten ist. In den kleinen Vorgärten gibt es verschiedene Blumen, die ihren Duft verbreiten. Es sind nur sehr wenige Autos zu sehen und ein Gefühl der Ruhe breitet sich in mir aus. Es ist als würde sich die Ruhe des Dorfes sich langsam auf mich übertragen.

Abends sitzen wir zusammen im Gemeinschaftsraum und singen zur Gitarre. Mit gerissen von der Stimmung hole ich meine Zeichensachen uns fertige eine kleine Skizze von unserm Gitarristen.

Morgens wird erstmal Kaffe gemacht den gemütlich die "Frühaufsteher" auf den Deck trinken. An diesem Morgen gehen wir zu zweit in den einzigen Lebensmittelladen Brötchen holen. Bald nach dem Frühstück stechen wir in See. Es ist ein windiger Tag mit vielen Wellen. Damit ich nicht seekrank werde, sorge ich mit einem Reisekaugummi vor. Schnell packt mich die Abenteuerlust und so folge ich den ersten ins Klüvernetz.

Nach dem zögerlichen rein klettern, beginne ich die Auf und Abbewegung des Wassers zu genießen. Es macht Spaß, die Wellen zu beobachten und dabei rauf und runter zu schwanken. Man beobachtet die Welle und hofft auf eine besonders hohe, die im richtigen Zeitpunkt am Schiff antrifft, damit das Schiff nach oben schaukelt und danach wieder runter. Das ist das Gefühl der Freiheit. Der Magen wird ein bisschen flau und er kribbelt, Adrenalin wird freigesetzt und ein Glücksgefühl breitet sich im Körper aus. Die Spannung steigert sich bis die nächster Welle kommt. So wartet man mit einer Mischung aus Beobachten, Hoffen und Enttäuschung, wenn eine viel versprechende Welle, die nicht hält, was sie verspricht, und Triumph, wenn es wieder auf und ab schaukelt. Das Gefühl vom Fliegen!

Dazu kommt noch die Spannung, ob die Gicht so hoch spritzt, dass man nasse Füße bekommt.

Hinzu kommt die Ruhe in der man ohne Ablenkung diese verschiedenen Gefühle auskosten kann. Niemand der einen stört, höchstens jemand der es mit einem zusammen genießt.

Aber der Reiz auf neue Herausforderung lässt nicht lange auf sich warten. Angestachelt sitze ich kurzer Zeit später auf dem Klüvermast und halte mich noch verkrampft fest. Doch schon nach kurzer Zeit entspanne ich mich und genieße zu dem Schaukeln zusätzlich die Aussicht.

Der graublaue Himmel, der sich im Meer spiegelt. Man schaut übers Meer und sieht nur die unterschiedlich hohen Wellenberge, die in der Ferne zu einer einzigen grauen Bewegung verschmelzen. Dazu hört man das Rauschen des Meeres und manchmal auch das, an das Boot spritzende Wasser, das wie ein beruhigendes Lied einen in einen Dämmerzustand versetzt. Der Wind nimmt meine Gedanken mit und die Sorgen werden klein. Die Größe der Umgebung lässt einen klein erscheinen. Wie unwichtig wir doch sind und wichtig wir uns und unsere Sorgen nehmen. Auf dem Meer sieht man wie unwichtig alles ist. Spaß und Freiheit ist das einzige wichtige im Leben