Niels Werber

Der eingeschlossene ausgeschlossene Dritte der Systemtheorie

Vortrag zur „Figur des Dritten“ in Konstanz, 20. 11. 2001

»Ja«, lachte die Baronin, » Wo bleibt aber das dritte? Da müssen S’ zu uns kommen. Wir haben noch das dritte:“ Theodor Fontane: „Der Stechlin“

1. Jenseits der Dualismen. Aktuelle Figuren des Dritten

Von der „Figur des Dritten“ scheint heutzutage eine euphorisierende Wirkung auszugehen. Nicht nur wird ihr in vielen zeitgenössischen Theorien eine prominente Position eingeräumt, sondern stets verbinden sich mit dieser Figur auch weitreichende Hoffnungen, die zum Teil den Rahmen methodisch kontrollierter Forschung souverän hinter sich lassen. Insgesamt scheint man zu erwarten, daß die unangenehme Enge dualer Denkmodelle abgestriffen werden könnte, handele es sich nun um den von Politologen wie Anthony Giddens vertretenen „Dritten Weg“ zwischen Kapitalismus und Kommunismus[1] oder um Philosophen wie De Man oder Derrida, deren „Lektüren“ die Überwindung der binären „Onto-Theologie“[2] der abendländischen Metaphysik bzw. ihrer Schlüsseltexte betreiben. Ontologie und Metaphysik, so sieht es auch Gotthard Günther, fallen in dem „logical principle of the Tertium Non Datur“ zusammen: „Something is or it is not, that is all there is to it in ontology.“[3]Es gilt nun, dieses „Denkgesetz des ausgeschlossenen Dritten“, dem noch für Schopenhauer „eine metalogische Wahrheit“ zukam,[4] als Denkhindernis zu entlarven und den gänzlich aus- oder unbarmherzig eingeschlossenen Dritten aus der, so Peter Fuchs, „Gefangenschaft“ binärer „Schemata“ zu befreien.[5]

Die derart attackierte Ontologik hat selbstredend ihren Sitz im Leben bzw. der Gesellschaft. „Ein Pferd“, so schreibt Luhmann in seinem Kapitel über die alteuropäische Ontologie in der Gesellschaft der Gesellschaft, „ein Pferd kann kein Esel sein, aber auch ein Grieche kein Barbar und ein guter Mensch kein böser Mensch. Es gibt keine Mischformen, und wenn sie vorkommen oder fabuliert werden, [...] sind es Monstren, die nur beweisen, daß es so nicht geht.“[6] Sowohl die alteuropäische Semantik wie auch die Inklusions- und Exklusionsmechanismen ihrer Gesellschaftsstruktur basieren, so Luhmann, auf einer „zweiwertigen Logik“, die „alles Dritte ausschließt“. (S. 905) Derartige Passagen lesen sich, als ob die moderne Gesellschaft und ihre soziologischen Beobachter nicht nur die alteuropäische Ordnung weit hinter sich zurückgelassen hätte, sondern auch die in ihr wirksame Ontologik. „Dekonstruktivistische Lektüren von Niklas Luhmanns Systemtheorie“, wie Urs Stähelis Buch Sinnzusammenbrüche im Untertitel heißt, haben dies jedenfalls getan, um mit Derrida[7] und Verve „tertium datur“ zu rufen.[8] Nur hartnäckige Ontologen und naive Realisten entziehen sich dem Charme des Dritten und sind „afraid of deconstruction“, um es mit einem Aufsatztitel Sepp Gumbrechts zu formulieren.[9] Luhmann zählt selbstredend nicht zu diesen Angsthasen, denn die Form seiner Differenztheorie besitzt „keine ontologische Verfassung mehr“, wie Armin Nassehi nachweist.[10] Tatsächlich wird auch Luhmann selbst gelegentlich emphatisch, wenn er ontologische bzw. metaphysische Positionen dekonstruiert, zurückweist und durch eine Theorie der second order observation abzulösen gedenkt: „Kein unterscheidungslogischer Rationalitätsbegriff“, so Luhmann, „wird jemals auf diese Position der Einheit und der Autorität zurückführen. Nie wieder Vernunft!“[11] Die von Spencer Brown übernommene transklassische Beobachtungslogik wird von Luhmann ausdrücklich mit der Figur des Dritten in Verbindung gebracht: „der Beobachter selbst ist immer das ausgeschlossene Dritte. Er ist im Sinne von Michel Serres der Parasit seiner Beobachtungen.“ (S. 64) Oder mit Blick auf einen historischen Epochenumbruch: „Dies ist die Welt, die uns heute verlorengegangen ist: die Welt der ontologischen Metaphysik, die Welt von Sein und Nicht-Sein, die Welt jener zweiwertigen Logik, die einen (und nur einen) Beobachter voraussetzte, der zur Erkenntnis einfach durch die Betrachtung der Sache selbst gelangte.“[12]

Ob man nun den Ausschluß des Dritten historisch dramatisiert und für obsolet erklärt oder seine Einbeziehung als Befreiung feiert – die Figur des Dritten wird warmherzig, ja enthusiastisch begrüßt und – als sei es noch ein letztes Mal gestattet, den Satz des Widerspruchs anzuwenden – sein Gegenspieler, die duale Logik des tertium non datur, wird als altmodisch, terroristisch, totalitär und unterkomplex zu den Akten gelegt, um nicht zu sagen: aus der Moderne ausgeschlossen.

2. Diesseits der Dualismen: der Dritte als Magnetfeld (um 1800)

Die Emphase der Rhetorik des Dritten ist ein noch recht neues Phänomen. Zu den Voraussetzungen ihrer Konjunktur gehört unter anderem eine Neufassung des Begriffs. Noch zur Hochzeit des deutschen Idealismus bedeutete der oder das Dritte etwas vollkommen anderes als heutzutage in der Systemtheorie oder Dekonstruktion, den cultural studies oder der gender theory: nämlich die Einheit einer Differenz, das Dritte eines Vergleichs oder das Ganze einer Polarität. Ein um 1800 sehr beliebtes Muster dafür liefert der Magnet. Ein Magnet, so erläutert Schelling im System des transzendenten Idealismus und in den Ideen zu einer Philosophie der Natur, besteht aus zwei Polen, deren Kräfte einander entgegengesetzt und genau gleich stark sind. Die beiden Pole können nicht voneinander getrennt werden, weder physikalisch noch begrifflich. Der Begriff des Südpols setzt den Nordpol voraus und umgekehrt; und wenn man handgreiflich wird und den Magneten entzwei schneidet, etwa um den einen Pol zu isolieren, erhält man statt dessen zwei kleine, aber vollständige Magneten mit je zwei Polen. Dieses unaufhebbare „Wechselverhältnis“ beider Pole nennt Schelling 1797 „das Dritte, welches an sich gleichgültig ist, zugleich nach zwei Seiten potenziert oder polarisiert“.[13] Der Giessener Naturgelehrte Johann Bernhard Wilbrand definiert 1819 dieses Verhältnis wie folgt. Es sei

1.„ein Gegensatz zwischen Zweyen, die sich wechselseitig voraussetzen und wovon das eine nur im Gegensatz gegen das Andere seine eigenthümliche Bedeutung hat“;

2.nämlich als „innere Einheit dieses Gegensatzes in einem dritten, welches“

3.„als eine Einheit eigenthümlicher Art sein Daseyn dem Gegensatze verdankt, und ohne den Gegensatz nicht wäre“.[14]

Der Magnet ist also das umfassende Dritte oder Ganze einer Polarität. Andererseits könnte man dieses Dritte, verstanden als „innere Einheit dieses Gegensatzes“, auch innerhalb des Magneten situieren, wie Schelling vorschlägt. Es gebe nämlich dort einen „ein Punkt A [...] , wo beide Kräfte, die positive und die in der entgegengesetzten Richtung kommende negative, miteinander im Gleichgewicht stehen, welcher Punkt also weder positiv noch negativ, sondern völlig indifferent sein wird.“[15] Im Innersten des Magneten liegt also der Indifferenzpunkt der Differenz von Nord- und Südpol. Dieses Dritte ist also das Ganze oder liegt im Ganzen, jedenfalls wird hier ein ganz und gar undynamisches, ausgeglichenes, statisches Verhältnis beschrieben, an dem keine Kraft etwas zu ändern vermag. Seien es nun stärkere Magnete, zu denen man schwächere aufaddiert, oder seien es die Fragmente eines zertrümmerten Magneten: stets haben wir es mit einer Differenz zu tun, deren Einheit oder Indifferenz als Drittes bezeichnet wird und deren Relationen und Proportionen dieselben bleiben.

Das Beispiel des Magneten ist auch für Hegel ausgesprochen wichtig, denn „der Magnet stellt auf eine einfache naive Weise die Natur des Begriffes, und zwar in seiner entwickelten Form als Schluß (§ 181) dar.“ In der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften von 1817 schreibt Hegel weiter:

„Die Pole sind die sinnlich existierenden Enden einer realen Linie[...]; als Pole haben sie aber nicht die sinnliche, mechanische Realität, sondern eine ideelle; sie sind schlechthin untrennbar. Der Indifferenzpunkt, in welchem sie ihre Substanz haben, ist die Einheit, in der sie als Bestimmungen des Begriffs sind, so daß sie Sinn und Existenz allein in dieser Einheit haben, und die Polarität ist die Beziehung nur solcher Momente.“[16]

Andreas Herberg-Rothe hat zu dieser Konzeption des Magneten bemerkt,

„die Einheit von Nordpol und Südpol [sei] keineswegs diejenige, Pol zu sein, sondern die untrennbare Einheit beider ist ein drittes, der Magnet. [...] Hierdurch wird ein Drittes bestimmt, das über die beiden Pole hinaus geht und sie übergreift. Dieses Dritte ist jedoch keineswegs außerhalb der beiden Gegensätze, sondern dieses Dritte ist bestimmt durch die Gegensätzlichkeit der Beziehung der beiden Pole“. (S. 182f)

Was ist dieses Dritte nun? Folgen wir dem Modell des Magneten bei Schelling, Wilbrand und Hegel, dann bezeichnet das Dritte die polare Relation des Ersten und Zweiten. Für Hegel stellt der Magnet die „Natur“ des „Begriffs“ dar, die, wie er an derselben Stelle schreibt, „überhaupt“ darin liege, „das Identische different und das Differente identisch zu setzen“.[17] Das Dritte des Magneten ist zum einen die Differenz des Selben, daß nämlich der Magnet aus zwei Polen besteht, und zum anderen die Identität des Differenten, daß nämlich die beiden Pole nichts sind außer als Drittes, nämlich als Magnet. Das Modell ist erweiterbar nach unten und oben: man kann einen Magneten zertrümmern, um weitere Magneten zu erhalten, und man kann Magneten zu größeren Einheiten vereinigen. Alle Magneten weisen aber dieselbe Struktur auf: zwei Pole, ein Indifferenzpunkt und das Dritte als Einheit der polaren Relation. Damit ist ein Prinzip der Textgeneration gewonnen, das auf allen Ebenen der Theoriebildung zur Anwendung gelangt. Bei Schelling wird dieses Programm so formuliert:

Selbiges kann nun als Indifferenz wieder nach zwei Seiten potenziert werden, [...] so daß im Moment des Entstehens der Differenz auch die Identität aufgehoben, und zwar die eine und selbe Substanz unter zwei differenten [...] Formen dargestellt wird.[18]

Jeder Begriff kann durch das Magnetprinzip gleichsam so polarisiert werden, daß die Einheit des Begriffs zunächst als „absolute Indifferenz“ bestimmt wird (S. 180); sodann wird das Differente der Indifferenz benannt oder, wie Hegel formuliert, das Identische different gesetzt; beispielsweise wird der Indifferenzpunkt näher bestimmt als jener Punkt, so weiter Schelling, „wo das ganze Allgemeine auch das ganze Besondere, das ganze Besondere das ganze Allgemeine ist.“ (S. 180). Die Differenz der Indifferenz wäre in diesem Fall also die Unterscheidung des Allgemeinen vom Besonderen. Gerhard Plumpe hat in seiner Ästhetischen Kommunikation der Moderne vorgeführt,[19] wie Schelling mit dieser „Theoriebautechnik“ eine umfassende, kleinteilige Kunstphilosophie entwirft, indem er – um es mit Hegel zu sagen – gleichsam den Magneten „zerhaut“, um in jedem Stück wiederum einen Magneten vorzufinden, d.h. jedes Differente wieder als Indifferenzpunkt setzt, der dann als Polarität eines Dritten verstanden werden kann. In unübertroffener Allgemeingültigkeit formuliert Hegel dieses Schreibprogramm in seiner Wissenschaft der Logik anhand von Variablen:

„Der Satz des ausgeschlossenen Dritten [...] enthält, daß es nicht etwas gebe, welches weder A noch Nicht-A, daß es nicht ein Drittes gebe, das gegen den Gegensatz gleichgültig sei. In der Tat aber gibt es in diesem Satze selbst das Dritte, das gleichgültig gegen den Gegensatz ist, nämlich A selbst ist darin vorhanden. Dies A ist weder +A noch -A und ebensowohl auch + A als -A. - Das Etwas, das entweder +A oder Nicht-A sein sollte, ist hiermit auf +A sowohl als Nicht-A bezogen; und wieder, indem es auf A bezogen ist, solle es nicht auf Nicht-A bezogen sein, sowie nicht auf A, indem es auf Nicht-A bezogen ist. Das Etwas selbst ist also das Dritte, welches ausgeschlossen sein sollte...“[20]

aber offenbar zugleich eingeschlossen ist. Anwendbar ist das Programm auf viele Bereiche. Hegel selbst schlägt beispielsweise „das Geschlechtsverhältnis“ vor sowie „die geistigen Verhältnisse der Liebe, Freundschaft usf.“[21] Friedrich Schlegel hat dieses Schreibprogramm in seiner Lucinde erprobt: die Menschheit als Gattung wird als Indifferenzpunkt gesetzt, dann werden unter dem Aspekt der Liebe die Geschlechterdifferenzen eingeführt, so daß sich ein polares Verhältnis von Mann und Frau ergibt, dessen Einheit das Dritte ausmacht. „Ich kann nicht mehr sagen, meine Liebe oder deine Liebe; beide sind sich gleich und vollkommen Eins, so viel Liebe als Gegenliebe. Es ist Ehe, ewige Einheit und Verbindung unsrer Geister, nicht bloß für das was wir diese oder jene Welt nennen, sondern für die eine wahre, unteilbare, namenlose, unendliche Welt, für unser ganzes ewiges Sein und Leben.“ (S. 11) Wenn man den Magnet zerschlägt, wiederholt sich die polare Struktur in seinen Teilen. Lucinde etwa zerfällt in den eher weiblichen Pol der „zärtlichsten Geliebten“ und den eher maskulinen Pol der „vollkommenen Freundin“, deren Einheit Julius „Frau“ nennt (S. 10). Unter dem Aspekt des Ganzen dieser Polarität „sah ich auch mit dem Auge meines Geistes die Eine ewig und einzig“ (S. 7). Entsprechend bezeichnet ein Fragment Schlegels die „Liebe“ als „eine eigne Art von Magnetismus.“[22]

Ein neues Geschlecht, die Überwindung der Gender-Differenzen oder Hybride als ausgeschlossene Dritte einer dualistischen Konzeption kommen hier nicht in Sicht. Das Dritte ist vielmehr immer schon eingeschlossen, und zwar nicht als Parasit, sondern als indifferente Ganzheit einer Polarität.[23] Ein letztes Beispiel: Hölderlin bestimmt in seiner Programmschrift Über die Verfahrungsweise des poetischen Geistes von 1800 ein „reines poetisches Ich in seiner dreifachen Natur“ wie folgt: „als entgegensetzend das Harmonischentgegengesetzte, als (formal) vereinigend das Harmonischentgegengesetzte, als in Einem begreifend das Harmonischentgegengesetzte“. Auch das poetische Ich ist ein Magnet, dessen Einheit „durch ein drittes bestimmt unterscheidbar gemacht wird“, durch ein „drittes“, welches einerseits das Differente unterscheidbar macht, aber zugleich „das Ich im harmonischentgegengesetzten Leben als Einheit“ darstellt.[24] Dieselbe Analyse könnte man der Liebe oder der Menschheit, Gott oder der Natur zukommen lassen. Aber seiner enormen Produktivität zum Trotz ist das Modell so statisch wie Schellings Götterwelt ewig.[25] „Die Extreme hatten für ihn von jeher magnetische Polarität - wie die Mitte nur Indifferenzpunkte“, heißt es 1800 über Albano, den Helden des Titan. Jean Paul hätte das gleiche von der ganzen Epoche behaupten können.[26]

Ohne nun weiter auf Details der Systemarchitektur bei Hegel oder Schelling und die Strukturanalogien der romantischen Literatur einzugehen, möchte ich festhalten, daß die Figur des Dritten hier alles andere ist als ein Prinzip, das den Dualismus der abendländischen Metaphysik aufsprengen würde; sie erlaubt vielmehr die Entfaltung dieser Metaphysik zu einer äußerst flexiblen wie filigranen Theoriebautechnik, der nichts entgeht und die zugleich aber überall nur dasselbe sieht: Polaritäten, die Dualismen zu einem Dritten integrieren.

3. Das Dritte der Differenztheorie

Es wäre sicherlich interessant, die historische Entwicklung der Semantik des Dritten nachzuzeichnen, um womöglich den Punkt zu lokalisieren, an dem die Figur des Dritten seine transklassische, postdualistische Gestalt annimmt im Kontext von Theorien, die – im Unterschied zur Romantik – neue, nämlich emergente oder evolutionäre Modelle der Produktivität und Entwicklung vertreten. Der Versuch eines Rückblicks aus der Perspektive der Systemtheorie[27] bekommt diesen Übergang als Zunahme von Paradoxierungen in den Blick. Wer im 19. Jahrhundert noch versucht, die Einheit eines Duals zu denken, stößt nicht länger auf Selbstverständlichkeiten, sondern auf Paradoxien. So wichtige Unterscheidungen wie die von Geist und Materie, Gott und Welt, Zeit und Ewigkeit, Sein und Nichts, imperium und dominium, Herr und Knecht, Aktion und Reaktion werden nicht länger auf gleichsam tragende Identitäten rückbezogen, sondern erscheinen als Unterscheidung kontingent und beobachterabhängig. „Es kommt darauf an, welche Differenz es macht, wenn Welt beobachtet wird; und das kann man nicht an der Welt, sondern nur an Beobachtern beobachten.“[28] Anders formuliert: „Beobachter erster Ordnung beobachten Objekte, Beobachter zweiter Ordnung beobachten andere Beobachter“ (S. 23) Unterscheidungen wie die von Sein und Nicht-Sein oder die von Mann und Frau werden nicht länger auf die Schöpfung und ihre Natur der Dinge zurückgeführt, sondern auf Beobachter, die so und nicht anders beobachten, indem sie unterscheiden. Und der Beobachter, so heißt es bei Luhmann an mehreren Stellen, ist „das eingeschlossene ausgeschlossene Dritte“ der Unterscheidung, ihr „Parasit“.[29]

Armin Nassehi hat den Operationskalkül zweiter Ordnung mit Bezug auf George Spencer Brown, Dirk Baecker und Luhmann am Beispiel des Mannes vorgeführt. Eine Bezeichnung sei nur möglich als Unterscheidung. „Jemand ist Mann und nicht Frau“.[30] Die Bezeichnung „Mann“ impliziert hier die Unterscheidung von der Frau. „Reicht es nicht“, fragt Nassehi, „Mann zu bezeichnen, ohne ihn von Frau zu unterscheiden? Diese Frage ließe sich mit Ja beantworten, wenn Mann ein ontologisches Faktum wäre, dessen Sein bereits unabänderlich von allem anderen, also auch von Frau unterschieden wäre, wenn also Bezeichnungen Abbilder von Sein wären.“ (S. 50) Dies ist aber nicht der Fall, denn Mann läßt sich nicht allein von Frau unterscheiden, sondern auch von Kind, Schlappschwanz oder Lebengefährte. Die Bezeichnung Mann impliziert also je unterschiedliche Unterscheidungen, und diese wiederum weitere Differenzen. Er ist ein Mann und kein Kind, hier geht es um das Lebensalter; er ist ihr Mann und nicht ihr Lebensgefährte, hier geht es um soziale Formen des Zusammenlebens. Womöglich ist der Mann aber auch noch kein Greis oder kein One-Night-Stand, womit weitere Unterscheidungen ins Spiel kämen. Erst diese Unterscheidungen, so betont Nassehi, ermöglichen die Bezeichnung. Der Unterschied zum Magnetmodell besteht darin, daß sich die Unterscheidungen nicht zu einem Dritten als Ganzen summieren lassen – Kind und Mann oder Lebensgefährte und Mann, ja nicht einmal Kind und Greis oder Lebensgefährte und Geliebter bezeichnen polare Verhältnisse, deren Drittes dann der Mann vor aller Differenzierung wäre. Wenn jemand Männer beobachtet, dann wird der Beobachter dieser Beobachtung darauf achten müssen, wie sie unterschieden werden und nicht etwa, wie sie wirklich sind. „Daraus folgt“, so weiter Nassehi, „daß es kein beobachtungsunabhängiges Sein geben kann, wie es die gesamte metaphysische Tradition des Abendlandes behauptet hatte.“ (S. 51) Was aber diese postontologische Beobachtungslogik mit dem Magnetmodell gemeinsam hat, ist ihre Fruchtbarkeit als Schreibprogramm. Keine Bezeichnung, die nicht wieder in Unterscheidungen eines Beobachters überführt werden könnte.

Dem alteuropäischen Beobachter von Dingen wird vorgeführt, daß er mit den von ihm verwendeten Unterscheidungen die Dinge, die er sieht, erst konstruiert. Sogar die Ontologie selbst wird nun auf Unterscheidungen eines Beobachters zurückgeführt und damit auf eine mögliche Form unter anderen. Wie steht es aber mit dem, der diese Beobachter erster Ordnung beobachtet? Ihm, dem Beobachter zweiter Ordnung, geht es nicht besser, denn erstens sind auch seine Unterscheidungen kontingent und zweitens ist er immer auch ein Beobachter erster Ordnung, denn wovon er selbst die Differenz, die er bezeichnet, unterscheidet, bleibt ihm im Moment der Unterscheidung verborgen.[31] Der Beobachter zweiter Ordnung kann zwar dem beobachteten Beobachter immer zurufen: „Ich sehe was, was Du nicht siehst“[32], doch man wird es sich auch stets selbst sagen lassen müssen. Man kann also nicht, wie die Ideologiekritik des letzten Jahrhunderts, nur den anderen auf die Interessiertheit, Perspektivität und Kontingenz seiner vermeintlich „objektiven“ Beobachtungen hinweisen, um dabei selbst in Anspruch zu nehmen, daß dieser Hinweis allerdings „objektiv“ sei – vielmehr gilt „auch das eigene“ Beobachten als „unterscheidungsabhängig“ (S. 232). Die Beobachtung zweiter Ordnung, so folgert Luhmann, müsse daher „darauf verzichten, dem beobachteten Beobachter ihre eigenen Unterscheidungen aufzudrängen.“ (S. 232) Sie operiert rekursiv: sie weiß, daß sie nur sieht, was sie sieht, und nicht sieht, was sie nicht sieht. Tertium non datur!

Die Systemtheorie als Theorie des Beobachtens zweiter Ordnung, zieht Luhmann die Konsequenz, „wird keine verbindliche Repräsentation mehr anerkennen, sondern sich selbst - nicht nur die anderen! - in einer polykontextural konstituierten Welt vorfinden. Sie wird, je mehr sie ihre eigene Kontextur reflektiert, das schmerzliche Opfer der Selbst-Desinteressierung zu erbringen haben, kompensiert durch die mitgebrachte Gewißheit, daß es auch andere Ausgangspunkte für Rationalität und für Beobachtung zweiter Ordnung gibt.“[33] Der Dritte ist die Kurzformel dafür, daß es bei jeder Beobachtung welcher Ordnung auch immer einen Parasiten der verwendeten Unterscheidung gibt, der sich im Kontext des Unterscheidens nicht beobachten läßt, der sich aber wiederum von anderen Beobachtern „sehen und bezeichnen“ läßt – „wenngleich immer nur als ein weiterer Beobachter, der nur sieht, was er sieht, und nicht sieht, was er nicht sieht.“ (S. 64) Dieser „Dritte“, um einmal Serres zu Wort kommen zu lassen, „ist immer da“, und er ist als „Drittes vor dem Zweiten“.[34] Ohne ihn gibt es keine Beobachtung (S. 365). Dieses Dritte nennt Luhmann auch bisweilen den „blinden Fleck“ einer Beobachtung oder ihre Paradoxie. Der Beobachter zweiter Ordnung entdeckt, daß das, was der Beobachter erster Ordnung der Welt zuschreibt, sich den Unterscheidungen verdankt, die der Beobachter erster Ordnung verwendet, wenn er etwas bezeichnet. Sobald der Beobachter zweiter Ordnung diese Überlegung auf sich selbst anwendet, bemerkt er, daß er selbst in dem vorkommt, was er beobachtet, so daß die übliche Differenzierung von Subjekt und Objekt oder Beobachtung und Gegenstand zusammenfällt. Andererseits kann auch ein Beobachter zweiter Ordnung dies nicht beobachten, ohne – zu beobachten: also wiederum mit Unterscheidungen zu operieren, deren Einheit ausgeschlossen wird. Dieser von der Beobachtung ausgeschlossene Dritte aber ist der Beobachter. Serres formuliert diese Paradoxie so: „Der Beobachter ist das Nicht-Beobachtbare.“[35]

4. Die Systemtheorie als Differenztheorie

„Kein System ohne Parasit“, schreibt Serres, und fährt fort. „Diese Konstante ist ein Gesetz“ (S. 26). Le Parasite wird von Luhmann seit den späten 80er Jahren sehr häufig zitiert; ähnlich verhält es sich mit Spencer Browns Laws of Form, mit dessen Terminologie er seine Beobachtungslogik formuliert. Auch von Dekonstruktion und Différance ist im Zusammenhang konstruktivistischer Beiträge häufig die Rede.[36] Ist also die Systemtheorie eine Theorie des Dritten?

Ich glaube, daß dies nur sehr eingeschränkt der Fall ist. Daß auch die Systemtheorie „das schmerzliche Opfer der Selbst-Desinteressierung“ darzubringen habe, scheint mir eher rhetorische Konsequenzen aus der Paradoxie der Beobachtung zu ziehen, denn für die eigene Theoriearchitektur folgt daraus überhaupt nichts. Zwar gesteht, wie oben zitiert, Luhmann ein, es gebe „andere Ausgangspunkte für Rationalität“, doch wird im selben Satz vorausgesetzt, daß es sich auch in diesem Fall um „Beobachtung zweiter Ordnung“ handele, also um verwandte epistemologische Positionen. Wer hier nicht mitspielt, wird als Alteuropäer ausgelacht. Und wer mitmachen will, wird von Luhmann aufgefordert, die vorgelegte „Theoriekonstruktion aus sich selbst heraus zu beurteilen“.[37] – Die Rhetorik des Parasiten, des Dritten oder des blinden Flecks ändert nichts am Aufbau der Systemsoziologie als Differenztheorie. Denn sie benutzt, wie Luhmann in den Sozialen Systemen grundsätzlich ausführt, „Leitdifferenzen“, und vor allem die „Leitdifferenz von System und Umwelt“.[38] Über das Dritte dieser Differenz macht die Systemtheorie keine Aussagen, die nicht schon die Differenz von System und Umwelt voraussetzten, Aussagen des Typs etwa, daß die Gesellschaft das ausgeschlossene Dritte der Unterscheidung von System und Umwelt wäre. Die Differenz würde so nur supplementiert werden, denn die Gesellschaft ist natürlich nur Gesellschaft als System in einer systemspezifischen Umwelt. Die Systemtheorie situiert sich selbst in dieser Gesellschaft, sie ist also „einer ihrer Gegenstände“ (S. 30). Der Beobachter ist also (zum Teil) das, was er beobachtet. Dieses Verhältnis hatten wir oben als Parasiten bezeichnet.

Daß der Parasit immer schon mit am Tisch sitzt, stört die Systemtheoretiker nun nicht im Geringsten, denn die Brosamen, die er verspeist, werden nicht vermißt, ja nicht einmal beobachtet. Denn das tertium datur, das die Unterhaltung bei Tisch belebt, spielt auf der operativen Ebene keine Rolle. Es bleibt bei der „Leitdifferenz von System und Umwelt“, sei es, um die Gesellschaft von ihrer Umwelt zu unterscheiden, sei es, um Funktionssysteme und Organisationen innerhalb der Gesellschaft von ihren systemspezifischen Umwelten zu differenzieren. Es bleibt vor allem – gleichgültig wie viele re-entries man vollzogen hat – allezeit dabei, daß das System die Grenze zur Umwelt selbst erzeugt, es bleibt dabei, daß die Umwelt komplexer als das System ist, und es bleibt dabei, daß das System seine Umwelt mitkonstruiert. Im vollen Bewußtsein der Systemreferenz seiner eigenen Aussagen kann Luhmann das erste Kapitel der Sozialen Systeme mit dem Satz beginnen: „Die folgenden Überlegungen gehen davon aus, daß es Systeme gibt.“ (S. 30) Und ihre Umwelten (S. 31). Tertium non datur.

Dies führt, wie schon Hegel bemerkt hat, zu Paradoxien oder Tautologien. Das System ist das System, und das System ist nicht das System, insofern der Beobachter, der Systeme mit der Unterscheidung von System und Umwelt beobachtet, selbst Teil des Systems ist – nämlich Teil der Gesellschaft – und nur im System die Umwelt konstruiert. Die Umwelt ist Teil der Konstruktion des Systems. Voilà: das System ist die Umwelt. Tautologien und Paradoxien werden nun von der Systemtheorie entparadoxiert oder invisibilisiert.[39] Dies geschieht mit der Einführung weiterer Unterscheidungen. Die Paradoxie der Beobachtung wird also aufgehoben, indem sie verschoben wird. Im Falle eines Funktionssystems besorgt dies beispielsweise der binäre Code des Systems. Die Paradoxie des Systems wird entfaltet durch eine weitere Differenz. Das Rechtssystem begnügt sich nicht mit der Tautologie, daß Recht Recht ist, sondern beobachtet seine Umwelt mit der Unterscheidung von Recht und Unrecht. Alles, was derart codiert werden kann, kann im Rechtssystem rechtsförmig verhandelt werden. Aber wer unterscheidet so? „Die Paradoxie wird dadurch erzeugt“, daß als Antwort „eine Einheit erwartet wird“.[40] Was wäre denn die Einheit der Differenz von Recht und Unrecht? Sind Positionen vor dem Gesetz denkbar? Solche Fragestellungen führen zum einem Re-Entry der Differenz und damit zum „Problem der Rechtmäßigkeit der Oktroyierung einer Unterscheidung von Recht und Unrecht“, doch wird, so Luhmann im Aufsatz Am Anfang war kein Unrecht,[41] diese „Paradoxie des Rechtssystem invisibilisiert, ohne daß die Operation, die dies leistet, ihrerseits sichtbar werden würde“. Die Paradoxie des Systems wird in einem binären Code entfaltet, und die Paradoxie des Codes wird invisibilisiert, obwohl jede Operation des Systemcodes das Paradox mitführt. „Die Paradoxie der Codierung des Rechts“ wird, so Luhmann weiter, nicht als sozusagen autologisches Problem des Rechts, sondern als ein „Problem behandelt, das durch eine Orientierung an der Welt, so wie sie ist, gelöst werden kann; es wird als ein ontologisches Problem [...] behandelt, – so als ob es um eine Frage ginge, für die es unter Ausschluß dritter Möglichkeiten nur richtige und falsche Antworten gibt.“ Die Ampel war rot, und sie war nicht nicht-rot – das Bußgeld wird erteilt; dritte Möglichkeiten sind nicht vorgesehen, und wer sie dennoch ins Spiel bringt, gefährdet den Rechtsstaat.

Solche „Entparadoxierungsstrategien“ sind für Urs Stäheli beispielhaft für die Sozialsysteme der Gesellschaft oder genauer: für die Rekonstruktion der Systeme der Gesellschaft durch die Systemtheorie, also letztlich für sie selbst (S. 50). Sie führen „normalerweise“ zur Entfaltung oder zur Invisibilisierung der Paradoxie: dies heißt aber auch, daß der „ausgeschlossene Dritte“ durchaus ernst genommen wird, so ernst, daß er eigens getarnt wird. Im Falle systemtragender Differenzen, also etwa im Falle von Funktionscodes und Leitdifferenzen, genießt die Paradoxie des ausgeschlossenen Dritten „Latenzschutz“. „Latenz“ definiert Luhmann in Soziale Systeme als „Struktursicherungsmittel“,[42] der Begriff wird also funktional gefaßt. „Wenn Strukturen Latenzschutz benötigen“, so weiter Luhmann, „heißt dies nicht, daß Bewußtheit bzw. Kommunikation unmöglich wäre; sondern es heißt nur, daß Bewußtheit bzw. Kommunikation Strukturen zerstören bzw. erhebliche Umstrukturierungen auslösen würde, und daß diese Aussicht Latenz erhält, also Bewußtheit bzw. Kommunikation blockiert.“ (S. 459) An einem Prozeß im Rechtssystem wird etwa die Möglichkeit latent gehalten, daß einmal nicht „ohne Ansehen der Person“ geurteilt werden könnte, weil Personen bekannt sind, oder daß das Wissen um die politischen und wirtschaftlichen Folgen eines Urteils die Urteilsfindung beeinflussen, obwohl dieses Wissen nicht rechtsförmig codierbar ist. Sobald diese Parasiten des Rechts sichtbar werden, reagiert das System mit internen Säuberungen: zum Beispiel werden Richter für „befangen“ erklärt oder Urteile gleichsam „ohne Entscheidung“ gefällt und die Sache an den Gesetzgeber zurückverwiesen, der politische Probleme auch politisch zu behandeln vermag. Wenn jedoch der Parasit seinem Wirt das Gesetz gibt und dies sichtbar wird, kann es zum Zerfall des Systems kommen. Die Parteien können nicht länger im Verfahren dazu gebracht werden, das eigene Unrecht als Recht zu akzeptieren, wenn sie allen Grund zur Annahme haben, daß die Entscheidung „gekauft“ oder politisch erzwungen ist. Die Funktion des Rechtssystems besteht darin, diejenigen zu schützen, die „normgemäßes Verhalten“ erwarten.[43] Dank des Rechts kann man wissen, „mit welchen Erwartungen man sozialen Rückhalt findet, und mit welchen nicht“. (S. 132) Wenn solche Erwartungen frustriert werden, wird in einem Verfahren geklärt, ob Normen verletzt wurden oder nicht. Am Ende ergeht ein Urteil, die Sache wird entschieden. „Die Entscheidung selbst“, so schreibt Luhmann in Das Recht der Gesellschaft,

„ist aber keine Komponente der ihr vorliegenden Alternative [...]. Sie ist, muß man deshalb vermuten, das durch die Alternativität der Alternative ausgeschlossene Dritte. Sie ist die Differenz, die diese Alternative konstituiert; oder genauer: sie ist die Einheit dieser Differenz. Also ein Paradox. Entscheidungen gibt es nur, wenn etwas prinzipiell Unentscheidbares (nicht nur: Unentschiedenes!) vorliegt. Denn anderenfalls wäre die Entscheidung schon entschieden und müßte nur noch »erkannt« werden.“ (S. 308)

Diese Paradoxie der Entscheidung läuft der Funktion des Rechts zuwider, Entscheidungen erwartbar und „vorhersehbar“ zu halten (S. 19). Auch in der Entscheidung über Recht und Unrecht haust der Parasit des Dritten. Zu seiner Beobachtung benötigt man allerdings entweder Distanz oder Zeit – und im Moment der Entscheidung spielt ihre mögliche Dekonstruktion keine Rolle. Die Paradoxie der Entscheidung wird im Rechtssystem nicht thematisiert, sondern mystifiziert:

„Autorität, Dekoration, Begrenzung des Zugangs zum Geheimnis, Texte, auf die man sich beziehen kann, Auftritt und Abtritt des Gerichts – all das tritt an den Platz, an dem verhindert werden muß, daß das Paradox der Entscheidung als Paradox erscheint und damit verrät, daß die Voraussetzung, es könne nur mit Recht über Recht und Unrecht entschieden werden, ebenfalls eine Paradoxie ist“ (S. 309f).

Diese systemtheoretische Analyse, so vermutet Luhmann, sei „für Juristen unakzeptabel“ (S. 309). Schon die operative Schließung des Rechts als Funktionssystem sorgt dafür, daß es sich von derartigen Beobachtungen zweiter Ordnung auch gar nicht irritieren lassen muß. Seine Verfahren führen zur Entscheidung – Gerichte „müssen jeden ihnen vorgelegten Fall entscheiden“. Die „entsprechende Norm“ ist das „Verbot der Justizverweigerung.“ (S. 310) Was nicht entschieden wird, ist auch kein Fall. Und was ein Fall ist, entscheiden die Gerichte (S. 227). Auch das ist paradox und führt zu den notorischen Klagen über die Ungerechtigkeit des Rechts, ändert aber nichts an der systeminternen Rechtspraxis.[44]

Was wir hier am Rechtssystem vorgeführt haben, gilt auch für die Systemtheorie als Teil des Wissenschaftssystems. Die Systemtheorie vermeidet es, ihrem „Interesse an Paradoxien und blinden Flecken“ eine „dekonstruktive Wendung“ zu geben[45] – vielmehr hält sie ihre Leitdifferenzen stabil. Die vom System selbst erzeugte Grenze zwischen dem System und seiner Umwelt bleibt bestehen – oder das System endet. Ohne Grenze, ohne „Differenz zur Umwelt“, gäbe es kein System und keine Systemtheorie. „In diesem Sinne ist Grenzerhaltung Systemerhaltung“, erläutert Luhmann.[46] Das Dritte der Unterscheidung von System und Umwelt wird, um die Operationsfähigkeit der Systemtheorie zu gewährleisten, nachhaltig ausgeschlossen. Ein Vergleich bietet, wohl nicht zufällig, die Theologie.

Vor dem Anfang, wenn man so sagen darf, gibt es nur reine Selbstreferenz mit Einschluß alles ausgeschlossenen Dritten. Durch den Anfang erzeugt Gott die Differenz von Himmel und Erde und setzt sich selbst zu dieser Differenz different. Gott ist jetzt, und erst jetzt, weder Himmel noch Erde. Er schließt sich selbst als Drittes aus - als Drittes, dessen Eintritt in die Differenz eine Paradoxie erzeugen würde.“[47]

Der Schöpfer der Welt schließt sich durch die Schöpfung aus der Schöpfung aus. „Draw a distinction!“ heißt der von Luhmann immer wieder zitierte erste Imperativ des Formenkalküls von George Spencer Brown. Nach dem Autor dieses Imperativs ist bisher nicht gefragt worden. Er bleibt als Drittes ausgeschlossen, denn sein Eintritt in die Differenz würde Paradoxien erzeugen. Es mag auch hier einen „outside observer“ geben, der eine Position einnimmt, „from which a distinction is supposed to be seen.“[48]Dieser Beobachter zweiter Ordnung könnte den Dritten der Unterscheidung, den Parasiten der Differenz beobachten. Die Systemtheorie kann aber nicht selbst dieser „outside observer“ sein, wenn sie denn eine System-Umwelt-Theorie bleiben will. Weder Re-Entries noch Temporalisierung der Differenz ändern etwas daran, daß ihre Handhabung ein Drittes ausschließt, daß gerade mit der Differenz von System und Umwelt nicht zu beobachten ist. Sobald man es dennoch versucht, riskiert man die Grenze zwischen System und Umwelt und so die Systemerhaltung. Der Systemtheoretiker Peter Fuchs hat solch einen Versuch unternommen.

5. Das dekonstruierte System

Peter Fuchs neuestes Buch heißt „Die Metapher des Systems“[49] – und damit ist in Kürze bereits Alles gesagt. Der Systembegriff wird aus seinem methodisch kontrolliertem Gefängnis befreit und gleichsam rhetorisiert. Da Fuchs’ Buch im Untertitel „Studien zu der allgemein leitenden Frage, wie sich der Tänzer vom Tanz unterscheiden lasse“ heißt, greife ich auf die Konzeption der Metapher bei Paul de Man zurück, der in seinem Aufsatz „Semiologie und Rhetorik“ das berühmte, von Fuchs anzitierte Gedicht Yeats einer Lektüre unterzieht.[50] Seine Lektüre geht einem Widerstreit von Grammatik und Rhetorik des Gedichts nach. Aus Sicht der Rhetorik benutzt de Man die Metapher als Metapher der Rhetorik und die Metonymie als Metapher der Grammatik (S. 46). Der Vers „how can we know the dancer from the dance?“ kann als „rhetorische Frage“ verstanden werden, deren Antwort „nein“ lautet, oder auch buchstäblich als „dringliche Frage“ danach, wie diese Unterscheidung möglich sei. Diese „buchstäbliche“ Frage ist aber zugleich eine Frage nach der Metaphorik ihrer metonymischen Ordnung, denn die „buchstäbliche“ Frage wird erst dann interessant, so de Man, wenn die Frage nach der Differenz von Tanz und Tänzer als „rhetorische“ Frage nach der Differenzierbarkeit von „Zeichen und Bedeutung“, von Rhetorik und Grammatik gestellt werden kann (S. 41f). Die Frage führt zu zwei „kohärenten“, aber „völlig inkompatiblen“ Antworten (S. 42); eine Entscheidung zugunsten einer der beiden Lektüren wird vom Text selbst nicht nahegelegt. Diese Situation nennt De Man mit Derrida Dekonstruktion und betont. „Die Dekonstruktion ist nichts, was wir dem Text hinzugefügt hätten, sondern sie ist es, die den Text allererst konstituiert.“ (S. 48)

Wir nehmen die Metaphorik ernst und formulieren die Frage, die Fuchs dekonstruiert, wie folgt: „wie läßt sich das System von seiner Umwelt unterscheiden?“ Die beiden Antworten, die unsere kurze de Man-Lektüre nahe legt, lauten: „mit einer Differenz natürlich, nämlich mit der Differenz von System und Umwelt“, oder aber: „gar nicht“. Man darf vermuten, daß es auch Fuchs auf die Einheit dieser widerstreitenden Antworten ankommt: auf die Dekonstruktion, die – so formulieren wir das Paul de Man-Zitat um – der Systemtheorie nicht hinzugefügt wird, sondern die sie allererst konstituiert.

De Man hat an seinen Lektüren vorgeführt, daß eine Differenz zwar differenziert, sich das Unterschiedene aber nicht widerspruchsfrei unterscheiden läßt. Insbesondere die Differenzierungen von Zeichen und Bedeutung, Logik und Rhetorik, Innen und Außen werden von der Dekonstruktion ausgehebelt, in dem sie zeigt, daß die Logik immer schon eine Rhetorik, das Innen ein Außen und keine Bedeutung ohne Zeichen sei. Die Unterscheidung und zugleich Suspendierung der Unterscheidung durch das Unterschiedene (Derrida nennt dies auch „différance“) sei, so betont de Man, keine Operation des Interpreten, sondern im „Text am Werk“. Diese Textbewegung heißt: Dekonstruktion. Ohne auf diese Position de Mans näher einzugehen, überträgt (metapherein) Fuchs ihr Modell in die Systemtheorie, d.h. er versucht vorzuführen, daß die „différance“ in ihr immer schon am Werk ist.

Bereits Urs Stäheli sah einen „dekonstruktiven Parasiten“ in der Systemtheorie am Werk; liest man nun Fuchs, dann darf man sagen, daß sich dieser Parasit mittlerweile außerordentlich wohlfühlen muß, denn alle zentralen Begriffe (und d.h. für Luhmann: Unterscheidungen) sind ihm erlegen. Zuerst wird Yeats „allgemein leitende Frage“ von Fuchs an System und Umwelt, Kommunikation und Bewußtsein, Sprache und Schrift herangetragen, worauf die Unterscheidungen in eine Innen/Außen-Differenz umformuliert werden, um dann diese Differenz als „zentrales metaphorisches Moment der Systemtheorie“ zu bestimmen (S. 85). Die sachlich und methodisch kontrolliert auftretenden Leitdifferenzen der Systemtheorie werden als figurative Effekte oder performative Inszenierungen erkannt, und Fuchs konstatiert ein „Verschwimmen der Unterscheidung“. In zahlreichen Lektüren führt Fuchs den Nachweis, daß im Text eine „Verdrehung oder Verschiebung an oder mit der Innen/Außen-Unterscheidung geschieht“, ja daß womöglich „alle Unterscheidung wegfällt“ in einem „Sein ohne Differenz, [...] ohne Zeit, ohne Raum“ (S. 46). Fuchs nennt dies eine nicht-euklidische, nicht-cartesische „Soziologie“ (S. 29), obwohl es doch wohl eher ein Sprachspiel ist, das auch soziologische Texte liest.

Die Differenzierungen „System/Umwelt, Innen/Außen“ werden als „Hypostasierungen“ oder als „Ausblenden nicht-cartesischer Komplexität“ entlarvt, um schließlich dem „Begriff Differenzierung“ selbst derart zu dekonstruieren, daß man sagen muß, nicht die Differenz, sondern die différance „etabliert das Differentielle“. Fuchs kann nun schreiben, daß „Theorien des Typs, der sich hier betreibt, aller Ontologie abgeschworen haben.“ Wie die Dekonstruktion in Yeats Gedicht betreibt sich die dekonstruierte Systemtheorie selbst, also ohne etwas oder jemanden, dem man die Unterscheidungen zurechnen kann. Die, wie Fuchs empört feststellt, „offenbar nicht auszurottende Gepflogenheit, einen Täter von Taten, ein Selbst des Bewußtseins, einen Unterscheider oder Operateur zu unterstellen“ (S. 81), ist nun doch ausgemerzt worden, denn die Theorie betreibt sich ja selbst. Konsequent wird all das, was bei Luhmann ein Beobachter gewesen ist, dem die Unterscheidungen seiner Beobachtungen zuzurechnen waren, durchgestrichen: Gesellschaft, Kommunikation, System.

Wenn die Soziologie ein Teil der Gesellschaft ist, und was sollte sie sonst sein, dann folgt daraus, daß sie in ihrem Beobachtungsbereich selbst enthalten ist. Dies ist nicht selbstverständlich, schließlich sind Botaniker keine Bäume, die Beschreibung der Gesellschaft ist jedoch Teil der Gesellschaft. Jede soziologische Operation ist eine Kommunikation – und mithin Teil ihres Objektbereiches. Dieses Verhältnis hat Luhmann in dem Titel seines opus magnum Die Gesellschaft der Gesellschaft ausgestellt. Seine Gesellschaftstheorie macht das „Angebot einer Beschreibung der Gesellschaft in der Gesellschaft“, also nicht von einer Außenperspektive auf die Gesellschaft, sondern als ihr Teil. Aus der daraus resultierenden Kontingenz der Beschreibungen folgt für Luhmann aber nicht, man müsse auf zurechenbare, methodisch kontrollierte Aussagen verzichten, vielmehr haben sie als wissenschaftliche Kommunikation die „Konkurrenz“ anderer Theorien zu bestehen. „Machen Sie es anders“, ermuntert Luhmann gegen Ende der Gesellschaft der Gesellschaft, um hinzuzufügen: „aber mindestens ebenso gut“. (S. 1133) 

Peter Fuchs dagegen kommt „zu folgendem Satz: Die Gesellschaft der Gesellschaftist die Gesellschaft.“ Dem kann man nur schwer widersprechen; aber eine sich selbst bewegende Theorie steht auch nicht in Konkurrenz zu soziologischen Positionen. „Die Aussage eines Gedichtes läßt sich nicht paraphrasieren, nicht in der Form eines Satzes zusammenfassen, der dann wahr oder falsch sein kann“, schreibt Luhmann in Die Kunst der Gesellschaft. Man darf diese Aussage auf Fuchs beziehen, denn die „Systemtheorie, die wir hier betreiben“, so Fuchs, hat keine „referablen Kerne“ (S. 224). Es leuchtet nun ein, daß er an den Anfang seines Schreibens die „Kunst des Fabulierens“ setzt und den Beobachtern empfiehlt, „das Unerforschliche in aller Ruhe zu verehren“. Man könnte Fuchs’ „Theorie“ mit Fug als „Lehrgedicht“ bezeichnen.[51] Ein Buch dieses Titels befindet sich in Druck.

Fuchs’ Versuch, den ausgeschlossenen Dritten einzuschließen, bezieht genau jene Position paradoxer Unentscheidbarkeit, deren Möglichkeit Luhmann zwar konzediert, aber zugunsten von Konsistenz und Operationalität der Theorie sogleich wieder räumt. Fuchs dagegen invisibilisiert die Paradoxie nicht, noch verschiebt er sie: er führt sie vor. Ich zitiere:

„innen ist außen, außen ist innen. Die Barre der Unterscheidung wird nicht eigentlich durchgestrichen, aber sie beginnt, eine Selbigkeit zu trennen, sie ist kaum noch der Schied eines Unterschieds, sondern das Zeichen für eine kuriose Tautologie: Dasselbe ist das Geschiedene, das Geschiedene ist Dasselbe.“ Die Unterscheidung kennt „kein Grenzzeichen, kein Schied mehr“ (S. 104).

Luhmann dagegen, so behauptet Fuchs wohl mit Recht, habe im Dienst der Operativität seiner Theorie die „Hypostasierung der Differenzseiten (System / Umwelt, Innen / Außen etc.)“ in „Kauf genommen. Bezahlt wird mit jener spezifischen Blindheit im Blick auf den Schied oder die Barre, durch die die Einheit bezeichnet wird, die wir System nennen.“ (S. 145) Die „Annahme, daß in der Gesellschaft Funktionssysteme wie Wirtschaft, Recht, Kunst, Wissenschaft, Erziehung, Religion nebeneinander existieren“, hält Fuchs für „kurios“ (S. 155), weil diese These der Systemdifferenzierung unterschlägt oder besser: ausschließt, daß das Geschiedene Dasselbe ist. Wer Funktionssysteme oder Organisationen oder Interaktionssysteme (vgl. S. 155) beobachten will, „muß mit einem eingebauten Sehfehler arbeiten“ (S. 242f). Ohne Blindness, keine Insight.

Wer sich dagegen angesichts der Paradoxien des Beobachters nicht ein Auge zuhalten will, sieht mit Fuchs im System die Metapher für das Zwischen der „System / Umwelt-Unterscheidung“, für die sogenannte „Barre“, die als Differenz weder Nichts ist noch nicht Nichts (S. 242). „Sie ist und ist nichts“ (S. 122). Die Aufgabe, der sich Fuchs verschreibt, ist die Heideggers, nämlich „die Differenz als solche zu bedenken“[52] und dabei alle onto-theo-logischen Fesseln abzustreifen. Der zentrale Begriff der Systemtheorie: System ist eine Metapher für etwas, das noch jenseits der Differenz des Systems liegt in einem „post-cartesischen“ Raum, der „keinen Rand hat, keine Grenze“ (S. 79), in einem Raum, der auch keine Differenz mehr zwischen System und Umwelt kennt, weil dies ein Grenzregime erforderte, also in einem Raum „vor“ aller Differenz. Die Gesellschaft, deren Beobachtung die Systemsoziologie betreibt, kann Fuchs nun nur noch durchgestrichen anschreiben: Gesellschaft. Diese Gesellschaft sei, so Fuchs, ein „a-topos“, ein „Nicht-Ort oder UN-Ort“ (S. 117). „Auch hier“, so Fuchs, „könnte es sich empfehlen, das Wort System als die Metapher für diese Unausdrückbarkeit zu nehmen.“ (S. 168) Wer immer dieses Wort verwendet, sollte wissen, daß es sich um eine Übertragung handelt, die eine Differenz unterschlägt, und das Wort eigentlich „System“ heißen müßte. Mit diesem, wie Fuchs es nennt, „gebarrten“ Wort endet sein Buch.

6. Systemtheorie ohne Soziologie

Beobachte den Beobachter, empfehlen Luhmann wie Fuchs. Was tut Fuchs, wenn er die Systemtheorie vom Dritten her neu zu schreiben versucht. Meine These dazu ist simpel. Da er eine Theorie schreibt, die auf Bezeichnungen verzichten muß, weil diese sich auf eine Seite einer Unterscheidung festlegen und den Dritte ausschließen, betreibt Fuchs keine Soziologie. Das Soziale, dem jeder Soziologie gleich welcher epistemologischen Neigung noch immer unterstellen wollte, daß es der Gegenstand seiner Theorie sei – für Fuchs existiert es nicht länger, denn es kann nur die eine Seite einer Unterscheidung sein. Luhmann hatte seinen „Grundriß einer allgemeinen Theorie“ mit dem Anspruch begonnen, daß die System / Umwelt-Differenz eine universale Soziologie ermögliche, die „alles Soziale“ zu beschreiben vermag.[53] Die Systemtheorie selbst, das folgt aus der universalen Anlage, fällt damit in ihren eigenen Gegenstandsbereich. Von diesem spezifischen Universalismus einer facheinheitlichen Theorie gelangt Luhmann zu der Überzeugung, „daß es Systeme gibt“ (S. 30). Gerade weil die Systemtheorie sich selbst in der Gesellschaft, die sie beschreibt, situiert, weiß sie, daß sie „empirisch“ ist. Ihre „Aussagen“, betont Luhmann in den Sozialen Systemen, „beziehen sich [...] auf die wirkliche Welt. Der Systembegriff bezeichnet also etwas, was wirklich ein System ist, und läßt sich damit ein auf eine Verantwortung für Bewährung seiner Aussagen an der Wirklichkeit ein.“ Ihr Weg führt zu Beschreibungen „über eine Analyse realer Systeme der wirklichen Welt. Es muß also zunächst eine direkt wirklichkeitsbezogene Systemtheorie ausgearbeitet werden.“ (S. 30) Das heißt: „Jeder soziale Kontakt wird als System begriffen bis hin zur Gesellschaft als Gesamtheit der Berücksichtigung aller möglichen Kontakte.“ (S. 33)

Man hat sich über diese programmatischen Aussagen Luhmanns empört oder belustigt. Fuchs hat versucht, eine Systemtheorie zu entwerfen, die auf solche „Seinsaussagen“ über die „wirkliche Welt“ verzichten kann. Dies hat den Vorteil, daß sich diese Systemtheorie nicht auf eine Bewährung ihrer Aussagen an der Wirklichkeit einlassen muß, denn sie betreibt sich oder schreibt sich selbst als ständig aufgeschobene Differenz (S. 84), die sich auf die Beobachtung „sozialer Kontakte“ in der wirklichen Welt nicht einläßt. Es kommt ihr, wie Fuchs ausführt, „ersichtlich nicht darauf an, ob man in Urwäldern, auf Savannen, in Groß Wesenberg, Dinkelsbühl, New York oder Kalkutta lebt oder einstens lebte im Rom der Gladiatoren oder in China vor dem Bau der großen Mauer oder von Höhlen oder dereinst leben wird in den megalopolen Zentren Europas, Asiens, Amerikas oder in den Slums, die sie mitproduzieren.“ (S. 238) Der Systemsoziologie kommt es aber genau darauf an. Die Figur des Dritten in der Systemtheorie, so könnte man pathetisch sagen, opfert ihrem epistemologischen Ultraismus alles erste und zweite auf, das die Soziologie mit der Unterscheidung von System und Umwelt zu beschreiben versucht.



[1] Anthony Giddens, Die Frage der sozialen Ungleichheit, Frankfurt/Main 2001, S. 9ff.
[2] Martin Heidegger, Identität und Differenz, Pfullingen 1987, S. 31ff.
[3] Gotthard Günther, Beiträge zur Grundlegung einer operationsfähigen Dialektik. Bd. 2, Hamburg 1979, S. 286.
[4] Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, in: Zürcher Ausgabe. Werke in zehn Bänden, Zürich 1977, Bd. 2, S. 562.
[5] Peter Fuchs, Die Metapher des Systems. Studien zu der allgemein leitenden Frage, wie sich der Tänzer vom Tanz unterscheiden lasse, Weilerswirst 2001, S. 161.
[6] Niklas Luhmann, Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt/Main 1997, S. 899.
[7] Disseminationen, S. 245f.
[8] Urs Stäheli: „Sinnzusammenbrüche. Eine dekonstruktiven Lektüre von Niklas Luhmanns Systemtheorie“, Weilerswist 2000, S. 232.
[9] Hans Ulrich Gumbrecht, Who is Afraid of Deconstruction?, in: Diskurstheorien und Literaturwissenschaft, hrsg. v. Jürgen Fohrmann und Harro Müller, Frankfurt/Main 1988, S. 95-113.
[10] Armin Nassehi, Différend, Différance, Dinstinction, in: de Berg, Henk und Prangel, Matthias (Hrsg.), Differenzen, Tübingen und Basel 1995, S. 37-59, 51.
[11] Niklas Luhmann, Beobachtungen der Moderne, Opladen 1992, S. 76.
[12] Niklas Luhmann, Dekonstruktion als Beobachtung zweiter Ordnung, in: de Berg, Henk und Prangel, Matthias (Hrsg.), Differenzen, Tübingen und Basel 1995, S. 9-35, S. 32.
[13] Schelling: Ideen zu einer Philosophie der Natur, S. 508. Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, S. 36134 (vgl. Schelling-W Bd. 1, S. 434)]
[14] Johann Bernhard Wilbrand, Das Gesetz des polaren Verhältnis in der Natur, Giessen 1819. Zit. n. Herberg-Rothe, S. 183f.
[15] Schelling: System des transzendenten Idealismus, S. 181. Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie, S. 36756 (vgl. Schelling-W Bd. 2, S. 119)]
[16] Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, Werke Bd. 9, S. 202-203)]
[17] Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, Werke Bd. 9, S. 215)]
[18] Schelling: Ideen zu einer Philosophie der Natur, Werke Bd. 1, S. 352
[19] Vgl. Gerhard Plumpe, Ästhetischen Kommunikation der Moderne. Bd. 1, Opladen 1993, S. 195.
[20] Hegel: Wissenschaft der Logik, Werke Bd. 6, S. 74)]
[21] Hegel: Wissenschaft der Logik, S. 429
[22] Schlegel-KFSA, 1. Abt. Bd. 2, S. 226
[23] Vgl. Goethe: Einleitung in die Propyläen: „Vielleicht bestätigt sich die Vermutung, daß die farbigen Naturwirkungen so gut als die magnetischen, elektrischen und andere auf einem Wechselverhältnis, einer Polarität, oder wie man die Erscheinungen des Zwiefachen, ja Mehrfachen in einer entschiedenen Einheit nennen mag, beruhen.“ (Goethe-BA Bd. 19, S. 182)
[24] Hölderlin: Über die Verfahrungsweise des poetischen Geistes, KSA Bd. 4, S. 264-266)]
[25] Vgl. Schelling, Philosophie der Kunst (1802/1803), in: Ausgewählte Schriften. Bd. 2, hrsg. von Manfred Frank, Frankfurt/Main 1985, S. 181-564, S. 230ff.
[26] Jean Paul: Titan, Werke, 1. Abt. Bd. 3, S. 78)]
[27] Vgl. Niklas Luhmann, Gesellschaft der Gesellschaft, S. 1063ff.
[28] Niklas Luhmann, Weltkunst, in: Ders., F.Bunsen, D. Becker, Unbeobachtbare Welt. Über Kunst und Architektur, Bielefeld 1990, S.7-45, S. 8.
[29] Luhmann, Niklas, Individuum, Individualität, Individualismus, in: Gesellschaftsstruktur und Semantik, Bd. 3, Frankfurt/M 1989, S. 149-258, S. 199.
[30] Nassehi, Différend, Différance, Dinstinction, S. 49.
[31] Vgl. Niklas Luhmann, Identität – was oder wie?, in: Soziologische Aufklärung. Bd. 5, Opladen 1990, S. 14-30, S. 15.
[32] So heißt ein Aufsatz von Niklas Luhmann. In: Soziologische Aufklärung. Bd. 5, Opladen 1990.
[33] Niklas Luhmann, Beobachtungen der Moderne, S.84, 85.
[34] Michel Serres, Der Parasit, Frankfurt/M 1984, S. 97.
[35] Michel Serres, Der Parasit, Frankfurt/M 1984, S.365.
[36] Niklas Luhmann, Dekonstruktion als Beobachtung zweiter Ordnung, in: Henk de Berg / Matthias Prangel (Hrsg.), Differenzen, Tübingen und Basel 1995, S. 9-35
[37] Niklas Luhmann, Gesellschaft der Gesellschaft, S. 1149.
[38] Niklas Luhmann, Soziale Systeme, S. 23.
[39] Stäheli, Sinnzusammenbrüche, S. 79.
[40] Stäheli, Sinnzusammenbrüche, S. 80.
[41] In: Gesellschaftsstruktur und Semantik. Bd. 3, Frankfurt/Main 1989, S. 64.
[42] Niklas Luhmann, Soziale Systeme, S. 456.
[43] Niklas Luhmann, Das Recht der Gesellschaft, S. 135.
[44] Vgl. Carl Schmitt, Gesetz und Urteil. Eine Untersuchung zum Problem der Rechtspraxis (1913), 2. Auflage, München 1969.
[45] Stäheli, Sinnzusammenbrüche, S. 82.
[46] Niklas Luhmann; Soziale Systeme, S. 35.
[47] Niklas Luhmann, Soziologische Aufklärung 4, Opladen 1987, S. 262.
[48] George Spencer Brown, Laws of Form, Zweite Auflage, London 1971, S. S. 76 u. 69.
[49] Fuchs, Die Metapher des Systems. Studien zu der allgemein leitenden Frage, wie sich der Tänzer vom Tanz unterscheiden lasse.
[50] Paul De Man, Allegorien des Lesens, Frankfurt/M 1988, S. 41f.
[51] Peter Fuchs, Theorie als Lehrgedicht, im Erscheinen, 2001.
[52] Heidegger, Identität und Differenz, S. 57.
[53] Niklas Luhmann, Soziale Systeme, S. 9.