Karlheinz Barck
Globalisierung und kulturelle Entkolonialisierung
„Kultur“ ist seit der westeuropäischen Aufklärung ein „unifying concept“, totalisiert den „Gleichschritt der Vernunft“ als universales Prinzip. In Deutschland wurde Schillers Begriff der „ästhetischen Kultur“ zum Maßstab von Aus- und Abgrenzungen wie „Kultur vs. Zivilisation“, „künstlerische vs. technische Klutur“, schließlich im NS „deutsche vs. westliche Zivilisation“.
Die Kritik an diesem eurozentrischen Konzept kommt zuerst von seiten der Anthropologie und Ethnologie. Franz Boas war einer der ersten, der einen pluralen Kulturbegriff begründete. Der „ethnographic surrealism“ (James Clifford) setzt diese Kritik fort, die heute – unter den Bedingungen der Globalisierung – mit Gegenkonzepten zu „Normalitätskulturen“ wie „subjunctive culture“ (R. Schächner), „subaltern and postcolonial culture“ (Guayatri Spivak), „hybrid culture“ (Homi Bhaaba) präzisiert und aktualisiert wird. Globalisierung nach einem „radialen System“ der Raumordnung sieht sich in solchen Perspektiven von „Entkolonialisierung“ konfrontiert mit einer neuen politischen Geographie der Kulturen.