Niels Werber

Phantasmen der Macht

Funktionen des Phantastischen

In meinem Vortrag werde ich zunächst einige Übereinstimmungen zwischen Todorovs Theorie des Phantastischen und der Kritik des Wunderbaren im 18. Jahrhundert aufzeigen, insbesondere im Hinblick auf mögliche Funktionen des Phantastischen, um anschließend Unterschiede zu betonen, die den jeweiligen theoretischen Status des Realen betreffen. Nach einigen Überlegungen zum immanenten Konstruktivismus phantastischer Literatur werde ich versuchen, einen Funktionsaspekt herauszuarbeiten, der weder in Todorovs Überlegungen noch in der Literatur, die er als phantastisch berücksichtigt, eine Rolle spielt: gemeint ist der Wechselbezug zwischen der Macht in der literarischen Phantastik und den Phantasmen der politischen Macht.

1. Das Phantastische und das Wunderbare

Die Funktion des Phantastischen liegt für Todorov in der „Reaktion“, welche sie beim Rezipienten „hervorruft“:[1] das „Übernatürliche bewegt, erschreckt oder hält den Leser in Spannung“ (S. 144). Es unterhält seine „Neugier“.[2] Diese doch sehr allgemein gehaltene „pragmatische Funktion“ (ebd.) weist zurück auf Autoren wie Johann Christoph Gottsched, Johann Jakob Breitinger oder Johann Jakob Bodmer, die das Phantastische unter dem Begriff des Wunderbaren wirkungspoetisch auf die Befriedigung der Neugierde des Lesers durch Überraschung und Spannung festgelegt haben. Jenseits einiger Differenzen in der Frage, wie eng die wunderbare Literatur in das Korsett des Wahrscheinlichen geschnürt werden soll, sind sich die Kunstrichter völlig einig in der Frage der Pragmatik. Das Wunderbare ist für Gottsched ein geeignetes „Mittel“, um „die Leute aufmerksam zu machen“ und mit der Hilfe des Neuen und Abweichenden die „menschliche Neugierigkeit“ zu befriedigen.[3] Breitinger meint,[4] das Wunderbare könne vorzüglich „die Aufmerksamkeit und Verwunderung des Lesers beständig unterhalten“ (S. 199). Und auch Bodmer geht es um Gemütserregung und Fesselung der Aufmerksamkeit von Lesern, die anders, nämlich vom Gewöhnlichen, Alltäglichen und Erwartbaren, nicht mehr zu erreichen sind.[5] André Alt hat dessen exemplarische Position so zusammengefaßt:
„Bodmer betont [...], daß [...] phantastische Figuren zwar nicht empirisch existent, jedoch in ihrer literarischen Gestaltung wahrhaftig und poetisch glaubwürdig seien. Entscheidend bleibe, daß eine Figur das Gemüt des Lesers errege, ihn anrühre und seine Sinne stimuliere; nicht die Logik der Vernunft, sondern sensuelle Evidenz und künstlerische Stimmigkeit stellen die entscheidenden Indikatoren bei der Bewertung ästhetischer Qualitäten dar. Damit verbindet sich erneut ein Lob der Einbildungskraft“.[6]

Wenn man nach Theorien zur Phantastik vor Todorov Ausschau hält, stößt man unweigerlich auf diese Poetik des Wunderbaren. Todorov selbst meint, in Bezug auf die pragmatische Dimension der Texte sei die „Unterscheidung zwischen Fantastischem und Wunderbaren“ nicht „interessant“, denn die „Reaktion“ des Lesers sei dieselbe (S. 93).

Rosemary Jackson stellt in ihrer Monographie Fantasy fest:[7] „Critics have traditionally defined fantasy in terms of its relation to the ‘real’, and in literary terms this meant that the fantastic tended to be understood through its relation to realism.“ (S. 26) Diese Opposition des Phantastischen und des Realen hat auch die Debatte um das Wunderbare bestimmt. Was aber bedeutet relation to the ‘real’ und was hat das Reale mit literarischem Realismus[8] zu tun? 

Der „Begriff des Fantastischen“, schreibt Todorov, „definiert sich [...] aus seinem Verhältnis zu den Begriffen des Realen und des Imaginären“ (S. 26). Aber das Phantastische definiert sich nicht selbst, vielmehr wird es definiert: nämlich als jene „Ungewißheit“, eine „unheimliche Erscheinung“ sowohl aus „natürlichen Ursachen oder aber aus übernatürlichen“ erklären zu können (ebd.). Man könnte von der Kontingentsetzung, Gödelisierung oder Dekonstruktion der Unterscheidung des Realen vom Irrealen sprechen, die vom Text (oder vom Leser) nicht zugunsten einer der beiden Seiten der Differenz vereindeutigt werden kann. „Das Fantastische ist die Unschlüssigkeit, die ein Mensch empfindet, der nur die natürlichen Gesetze kennt und sich einem Ereignis gegenübersieht, das den Anschein des Übernatürlichen hat.“ (ebd.) Die Kenntnis der „natürlichen Gesetze“, die unsere „Realität“ ausmachen, wird also zunächst einmal gefordert, damit ein übernatürliches Ereignis die Natürlichkeit dieser (für einen bestimmten Menschen oder den Menschen gültigen?) Realität in Frage zu stellen vermag. Umgekehrt ist alles, was im Text das Irreale „umgibt, real“ (S. 150). Die Differenz wird also zugleich behauptet und im Moment des doute fantastique aufgehoben.

Stanislaw Lem hat in einem bissigen Todorov-Kommentar betont, wie sehr diese Distinktionen einen „naiven Realismus“ voraussetzen.[9] Gemeint ist die Annahme einer „wirklichen Welt“ (S. 27), einer realen, „normalen“ Realität auf der einen und der anormalen oder irrealen „Erscheinung“ (ebd.) auf der anderen Seite. Dieser Realismus zeugt gewiß von einer geradezu orthodoxen binären Ontologie, deren einzige Differenz das Sein und das Nichts ist. Entweder ist etwas oder etwas ist nicht – tertium non datur. Zweifel an der eindeutigen Zuordnung von Ereignissen zum Sein oder zum Nichts machen das Phantastische aus. Auf der Höhe dieser Abstraktion könnte man sagen: das Phantastische verhält sich bei Todorov zum Realen wie die Sophistik zur Philosophie bei Platon.

Die „Fantastik“, schreibt Todorov, sei eine Literatur, „die die Existenz des Realen, des Natürlichen, des Normalen postuliert, um dann in diese Welt eine Bresche zu schlagen.“ (S. 154) Ob das, was normal sein soll, normal ist, entscheidet der (implizite) Leser im Vergleich mit der wirklichen Welt. Das mag so sein. Berücksichtigt man die politische Dimension phantastischer Romane wie Tolkiens Herrn der Ringe oder phantastischer Filme wie Star Wars, dann könnte man dieses Postulat ohne weiteres umkehren: Die Fantastik postuliert das Irreale, Unnatürliche, Anormale, um von dort aus eine Bresche in unsere Welt zu schlagen. Auch so könnte Kafka gelesen werden.[10] All dies ist ziemlich beliebig. Diese Beliebigkeit erkennt Todorov selbst – und schließt Lektüreoptionen dezisionistisch aus. Allegorische Lektüren etwa, die die Bio- und Geopolitik im Herrn der Ringe, die Denunziation des Parlamentarismus in Star Wars oder die Kritik von Normalismus und Bürokratismus bei Kafka herausarbeiten würden, werden verboten. Das „Fantstische“ schlechthin wird „an die wörtliche Bedeutung gebunden“ (S. 69).

2. Modallogik oder Ontologie

Todorov unterscheidet „zwei sich prinzipiell ausschließende Ordnungen aller Weltdinge: die natürlichen und die übernatürlichen.“[11] Die Poetologie des 18. Jahrhunderts situiert das Wunderbare dagegen zwischen Notwendigkeit und Unmöglichkeit und gibt dieser Situierung eine wirkungspoetische Pointe. Wäre alles, was sich im Text ereignet, notwendig, dann wäre es vollkommen erwartbar und daher langweilig; und wäre das, was passiert, in Bezug auf die Prämissen der Realitätskonstruktion eines Textes unmöglich, dann herrscht eine Willkür, die den Leser nicht unterhalten würde: Spannung muß aufgebaut werden, bevor sie gelöst wird.[12] Diese Anforderung schließt für Bodmer und Breitinger das Unmögliche als Wunderbares aus. Es müsse im Gewande des Möglichen auftreten, und das Mögliche wird von Breitinger über zwei Negationen definiert: was „nicht schlechterdings nothwendig ist“ (S. 140) und was dem „Unmöglichen [...] entgegengesetzt ist“ (S. 139). Die Antike, etwa Platon in Sophistes, hätte gefragt, ob das, was in der Kunst möglich scheint, letztlich wahr und seiend oder unwahr und nichtseiend sei. Letzteres hieße dann phantastiké. Das Reich der wunderbaren Poesie dagegen wird nicht ontologisch aufgebaut, sondern sehr modern: denn was nicht notwendig und nicht unmöglich ist, heißt systemtheoretisch kontingent.
Was notwendig oder unmöglich ist, ist notwendig oder unmöglich in Bezug auf die gleichsam phantasierte Realität der Kunst, nicht in Bezug auf die wirkliche Welt. Anders als Gottsched, der das Wunderbare nach Maßgabe eines absolut gesetzten philosophischen Begriffs der Wahrscheinlichkeit beobachtet und bewertet, differenziert Breitinger scharf den Diskurs der „Weltweißheit“ von der „Kunst des Poeten“ (S. 136), um das Wunderbare im Reich der Dichtung als überraschende Möglichkeit in einer Welt zu bestimmen, die der Text selbst aufgebaut hat. Der Gigantenkampf der Engel Miltons ist möglich.

Die „gesamte Literatur“, das weiß natürlich auch Todorov, „entzieht sich der Kategorie des Wahren und des Falschen“ (S. 76). Derartige Verlautbarungen haben ihm den Ruf eingetragen, in seinen Lektüren „an analysis of the text in its own terms“ geliefert zu haben.[13] Tatsächlich trägt aber Todorovs Diskurs des Wunderbaren (S. 51ff) die Kategorien des Wahren und Falschen, des Seins und des Nichts unaufhörlich an die Literatur heran, um zu entscheiden, ob es sich beispielsweise bei den Märchen aus tausendundeiner Nacht um „wunderbare Geschichten“ handelt – was Todorov bejaht, weil die Schlangen zu lang sind, der Vogel Roc zu groß, ein Nashorn keinen Elefanten aufspießt, ein Teppich nicht fliegt und eine Lampe keinen Geist enthält. Mit Breitinger dagegen würde man dieses Wunderbare auf die Prämissen des Textes beziehen und darin ein „vermummtes Wahrscheinliches“ (S. 137) ausmachen. In Aladins Welt können Teppiche fliegen. – es ist weder notwendig noch unmöglich. Unmöglich wäre dagegen, daß Mohammed nicht der Prophet Allahs ist oder eine Frau zum Vorbeter wird. Für Todorov dagegen ist es falsch, daß Teppiche fliegen, deshalb muß es wahr sein, daß es sich um einen wunderbaren Text handelt. Aus denselben Gründen würde Todorov Kafkas Textuniversum für phantastisch erklären, etwa weil es eine rhizomatische Architektur, in der man von jeder Dachstube oder Besenkammer in die Korridore des Gerichts gelangt, nicht wirklich geben könne.

3. Wirklichkeit oder Wirklichkeitskonstruktion

Als 1764 Christoph Martin Wielands Abentheuer des Don Sylvio von Rosalva erscheinen, ist die Debatte um das Wunderbare in der Dichtung schon drei Jahrzehnte alt. Gottsched hat in seinem 1730 zuerst erschienenen Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen (vierte Auflage Leipzig 1751) regelpoetisch nachgewiesen, das „Wunderbare“ dürfe in der Poesie die Regeln der „Wahrscheinlichkeit“ nicht überschreiten, und wer dies dennoch tue, wie seiner Ansicht nach etwa Homer, Tasso oder Milton, sei für die Dichtkunst verloren. Homer könne „auf keine Weise gerettet werden“, und auch Miltons Paradise Lost strotze von „Torheiten“, welche „Vernunft und Natur“ völlig aus „den Augen“ verloren hätten. Gegen Gottscheds Kritik haben Bodmer und Breitinger[14] Einspruch erhoben und das Wunderbare als rechtmäßiges Mittel der Poesie anerkannt. Was einer Philosophie als falsch erschiene und daher von Gottsched als unwahrscheinlich verdammt würde, könne gleichwohl poetisch gerechtfertigt sein. Das Wunderbare sei so außerordentlich wie neu „und hiermit eine Quelle des Ergetzens.“ (Bodmer, S. 123) Gottsched läßt sich von diesen Einwänden allerdings nicht überzeugen, sondern erneuert 1751 insbesondere seine Milton-Kritik. Soviel zur Erinnerung des Kontextes.Liest man Wielands Don Sylvio vor diesem Hintergrund, dann fällt auf, daß er beide Positionen zu bedienen scheint: 
Der Text strotzt geradezu von Feen, Geistern, Zauberern, Fabelwesen etc., doch wird jeder Verstoß gegen Gottscheds Wahrscheinlichkeitsdekret gerechtfertigt durch den Hinweis, der Protagonist habe alles unter dem Einfluß schädlicher Lektüre nur geträumt.[15] Der Untertitel des Romans lautet denn auch: Eine Geschichte, worinn alles Wunderbare natürlich zugeht. Die Ankündigung, daß umgekehrt alles Natürliche eine wunderbare Deutung erhalte, wäre ebenso richtig gewesen, denn nahezu nichts ereignet sich, was nicht von Don Sylvio als Folge des Wirkens guter oder böser Feen gedeutet wird. Man könnte hier einen Vorläufer von Borges’ Erzählung Tlön, Uqbar, Orbis Tertius ausmachen,[16] in der es ja keinesfalls dabei bleibt, daß „die phantastische Welt in die reale Welt einbricht“ (S. 33), aber das Phantastische nach wie vor von der realen Realität aus als phantastisch erkannt zu werden vermag; vielmehr löst bei Borges die zunächst fingierte Realität von Tlön die gewohnten Sprachen, Kulturen und Geschichten ab und entzieht jedem vermeintlich realen Standpunkt den Boden: „Die Welt wird Tlön sein“ (S. 36). Man könnte mit Luhmann die Lehre aus Borges’ Erzählung ziehen und behaupten, tatsächlich sei es phantastisch anzunehmen, „die Welt, wie sie wirklich ist, beschreiben zu können und anderen dann von da aus mitteilen zu können, wie sie richtig zu denken [...] haben.“[17] Borges’ Phantastik war mit dieser Theorie eines Beobachters zweiter Ordnung immer schon vertraut. Zurück zu Tlön: Anfangs mag es die „unverantwortliche Ausgeburt freier Phantasie“ gewesen sein (S. 23), heute weiß man, das es ein wohl geordneter „Kosmos“ ist (S. 23), dessen „strenger Gesetzmäßigkeit“ (S. 35) niemand zu widerstehen vermag. Wer sich auf diese Realitätskonstruktion einmal einläßt, wird sie bald für wirklich nehmen. „Die Berührung und der Umgang mit Tlön haben diese unsere Welt aufgelöst.“ (S. 35) Man könnte die Textbewegung als Shifting beschreiben: was erst unzweifelhaft wahr ist, erscheint zunächst als möglich, dann als unmöglich; und was anfangs phantastisch zu sein schien, etabliert sich zunächst in der kleinen Gruppe des Geheimordens als mögliche Welt, um letztlich zur verbindlichen sozialen Konstruktion der Wirklichkeit aufzusteigen. Rosemary Jackson hat recht: Das Phantastische „puts the ‘real’ under scrutiny“ (S. 19). „It reveals reason and reality to be arbitrary, shifting constructs, and thereby scrutinizes the category of the ‘real’.“ (S. 21) Die Welt ist nicht das, was der Fall ist, sondern all das, was aus einer bestimmten Perspektive wahrgenommen wird. Esse est percipi. George Berkeley gehört nicht zufällig zu den Gründungsmitgliedern des Geheimprojekts Orbis Tertius (S. 32). Dessen Solipsismus hat Borges zu einem operativen Konstruktivismus sozialer Gruppen ausgebaut. Die Welt ist dann Tlön, wenn sie mit der Chance auf kommunikative Anschlußfähigkeit so wahrgenommen wird. So entsteht in Borges Geschichte aus kontingentem Anfang ein Kosmos strenger Gesetzmäßigkeit, der alternativlos zu sein scheint.[18] Diese Art phantastischer Literatur führt vor, daß Ordnung Kontingenz nicht ausschließt und daß Ordnung keineswegs auf das wirklich Wirkliche oder “seinsmäßig Seiende”[19] zurückgeführt werden muß.

Auch Don Sylvio, zunächst eine Art phantastischer Solipsist, bleibt nicht allein. Im Umgang mit ihm wird auch sein Diener zur Konstruktion einer Welt bekehrt, in der es Feen und Geister gibt. Sobald dies geschehen ist, bestätigt jeder Vorfall die Prämissen einer Weltsicht, die nur von außen als paranoid, pathologisch oder unnatürlich bezeichnet werden kann. Don Eugenios Versuch, Don Sylvio von seinen Konstruktionsregeln abzubringen, setzt entsprechend anspruchsvoll an. Er weist ihn nicht einfach darauf hin, die Feen-Welt gebe es gar nicht, sie sei unwahrscheinlich, unmöglich, unwahr. Diese Maßstäbe Gottscheds und womöglich noch Todorovs werden zurückgelassen, wenn Don Eugenio erläutert, nach den „Gesetzen der Vernunft“ und der „Wahrscheinlichkeit“ könne die Realität, in der sich Don Sylvio befindet, überhaupt nicht beurteilt werden. Bereits Wieland stellt hier auf die Beobachtung zweiter Ordnung um. Don Eugenio läßt sich darauf ein, daß alle „Feen-Mährchen“, die Don Sylvio verschlungen hat und genauso für wahr hält wie der größte Teil der Gesellschaft die Phantastik Tlöns, daß alle diese „Feen-Mährchen“ durchaus wahrhaftige Geschichten seien, um dann mehrere Erzählungen miteinander zu konfrontieren und so zu zeigen, daß sich die Prämissen der Welterzeugung von Märchen zu Märchen ändern. Auch phantastische Ordnungen mit einem kontingenten Anfang sind nicht beliebig. Da die Ordnungen von Märchen zu Märchen wechseln, kann ihre Referenz nicht eine Feen-Welt sein. Ihr Tertium findet sich nicht in ihrer Wahrheit oder Wahrscheinlichkeit, sondern in ihrer literarischen Funktion. Don Eugenio demonstriert, und das ist sein wichtiger poetologischer Einsatz, daß ein „Feen-Mährchen“ nur mit „andern Feen-Mährchen“ verglichen werden kann, und diese genreinternen Vergleiche machen Don Sylvio plausibel, daß als passende Vergleichskriterien nur ästhetische taugen. Entscheidend ist nicht, was sie erzählen, sondern wie sie es tun. Die immanente Reflexionstheorie des Textes akzentuiert einen wichtigen Wechsel: Kriterien zur Beurteilung der „wunderbaren“ Literatur stammen nicht mehr aus Philosophie und Wissenschaft, sondern aus der Literatur und ihrer Geschichte. Verglichen werden nicht Literatur und Realität, Phantasie und Philosophie, sondern fiktive Weltentwürfe. Und der Gegensatz von wunderbar und natürlich wird von Wieland als literarische Differenz gehandhabt – nicht als Differenzierung zwischen Literatur und Welt.

Borges hat am Anfang seiner seltsamen Entdeckungen angemerkt, daß „die Literatur Uqbars phantastischer Natur sei, und daß ihre Epen und ihre Legenden sich nie auf die Wirklichkeit bezögen, sondern auf die beiden Phantasiereiche Mlejnas und Tlöns.“ (S. 20) Am Ende seiner Erzählung hat sich die Geschichte der Wirklichkeit in phantastische Literatur verwandelt, während umgekehrt Tlön zur Welt geworden ist. Der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Phantastik ist auch bei Borges eine Unterscheidung der Literatur und keine Differenzierung anhand „ontologischer Kategorien“.[20] Todorovs zentrale Kategorie: die „Unschlüssigkeit“ (S. 31), spielt übrigens weder bei Wieland noch bei Borges eine Rolle, denn während die Welt bereits beginnt, Tlön zu sprechen, hält der Erzähler an seiner Realität fest und arbeitet an einer Übersetzung Brownes ins Spanische; und Don Sylvio hat keinerlei Zweifel daran, von Feen verfolgt oder unterstützt zu werden, während die Landpartie Don Eugenios davon in keiner Weise genötigt wird, ihrer eigenen Weltsicht zu mißtrauen. Lem hat wohl ganz recht, wenn er meint, es sei „kein Zufall, daß Borges mitsamt seinem Werk für T. Todorov überhaupt nicht existiert“ (S. 109), denn dessen Texte entziehen sich mühelos den strukturalistischen Distinktionen.

4. Funktionen des Phantastischen

Todorov hat die Frage, „Weshalb gibt es das Fantastische?“ als Frage nach der „sozialen Funktion des Übernatürlichen“ reformuliert (S. 141). Die Antwort lautet: Kompensation. Von der Gesellschaft oder von internalisierten Werten unterdrückte oder zensurierte Themen finden unter dem Vorbehalt des Übernatürlichen einen Freiraum. Todorov zählt auf: „Inzest, Homosexualität, Liebe zu mehreren, Nekrophilie, exzessive Sinnlichkeit...“ (S. 141) Diese Liste der Überschreitungen ist eine ausschließlich sexualpathologische, und in der Tat nimmt Todorov an, daß die Psychoanalyse, die sich dieser Dinge im Klartext angenommen hat, die Phantastik abgelöst hat: „die Psychoanalyse hat die fantastische Literatur ersetzt (und damit überflüssig gemacht). Man hat es heute nicht mehr nötig, auf den Teufel zurückzugreifen, um über eine exzessive sexuelle Begierde sprechen zu können, wie man auch der Vampire nicht länger bedarf, um deutlich zu machen, welche Anziehungskraft von Leichen ausgeht.“ (S. 143) Auf den Gedanken, daß es auch nach Freud literarische Motive geben könnte, den Teufel als Motiv zu verwenden, wie vermutlich die gesamte Thomas Mann-Philologie behaupten würde, kommt Todorov nicht.
Die thematische Beschränkung des Phantastischen auf sexuelle Überschreitungen ist jedoch nötig für seine Epochentheorie. Das Phantastische entsteht mit der bürgerlichen Einhegung des Sexuellen gegen „Ende des 18. Jahrhunderts“; und es geht als Gattung unter mit dem Aufkommen der Psychoanalyse, deren Klartext die fantastische Kompensation überflüssig macht (S. 148). Todorov konstatiert eine „relativ kurze Lebensdauer“ (S. 148) der fantastischen Literatur.[21] Hier stellt sich der Theoretiker souverän gegen die phantastische Literatur selbst, die auch nach Freud unzählige Werke hervorgebracht hat. Wir benötigen eine andere Funktionsbestimmung, die Textwelten wie die Tlöns oder Mittelerdes nicht deswegen ausschließt, weil man mit Todorovs „Liste verbotener Themen“ (S. 141) dort nicht fündig würde.

Rosemary Jackson hat Todorovs Vorschlag generalisiert und die Phantastik auf Subversion schlechthin verpflichtet. „The centre of the fantastic text tries to break with repression, yet is inevitably constrained by its surrounding frame.“(S. 122) Entstanden unter den Bedingungen des Kapitalismus und unfähig, diesen zu entfliehen, sei „the modern fantastic, the form of literary fantasy“ stets „subversive literature“ (S. 180). Jacksons Funktionsbestimmung hat den Vorzug, inklusiver zu sein. Die gesellschaftliche Wirklichkeit insgesamt wird von der Phantastik kontingent gesetzt, also als anders möglich sichtbar gemacht. Diese genuin dekonstruktive Kraft phantastischer Literatur wird aber völlig überflüssiger Weise auf die Subversion des Kapitalismus eingeschränkt – als hätten Stanislaw Lem oder Wladmir Sorokin (Die Herzen der Vier) keine Texte geschrieben, die als Kritik des Kommunismus zu entziffern wären. Ob phantastische Erzählungen wie Borges’ Tlön, Uqbar, Orbis Tertius oder auch Die Bibliothek von Babel überhaupt in Kategorien politischer Subversion oder sexueller Transgression zu übersetzen wären, möchte ich bezweifeln. Zudem vermute ich, daß nicht jede alternative Realitätskonstruktion sich zur bestehenden Ordnung subversiv verhalten muß, es müßten auch affirmative Bezüge denkbar sein.

Ich denke hier an deutsche, phantastische Romane der NS-Periode wie Befehl aus dem Dunkel (1933) oder Land aus Feuer und Wasser (1939) von Hans Dominik, Krieg im All (1935) von St. Bialkowski oder Gefahr aus dem Weltall (1939) von Rudolf Heinrich Daumann. Die im Zuge großdeutscher politischer wie technischer Planungen als erreichbar unterstellten Fernziele erscheinen in diesen Romanen als wirklich wie wünschenswert. Wer die imperialen Raumnahmen, die Vernichtungs- und Strafexpeditionen gegen farbige Völker, die Ausbreitung des Deutschen als weltweiter Standardsprache in diesen Texten verfolgt, wird sich des von Todorov geforderten Gruseln oder Schreckens kaum entziehen können.

Aber zählen diese Texte überhaupt zum Phantastischen? Nicht im Sinne Todorovs, wohl aber im Sinne Lems, der Science fiction wie Politic fiction zum „Gattungsspektrum“ des Phantastischen zählt (S. 112). In den 1930er Jahren würde man die genannten Romane wohl zur Science fiction zählen, denn sie beruhen auf „instrumentalen Prämissen“ (S. 113) wie Weltraumfahrt, Raketentechnik, Laser- und Nukleartechnologie, lichtschneller Datenübertragung etc.[22] Aus der Sicht eines aktuellen Lesers, der all diese Techniken kennt, handelt es sich eher um Politic fiction, also, mit Lems Worten, um Literatur, „die darüber berichtet, was für einen alternativen Gang die Geschichte genommen hätte, wenn gewisse entscheidende Ereignisse im Zeitgeschehen nicht so verlaufen wären, wie es der Fall war, also etwa, wenn Deutschland den Ersten und/oder den Zweiten Weltkrieg gewonnen hätte.“ (S. 112) Vergleicht man das weltweit zum Gruß erhobene „Heil Terra“ (Krieg im All) oder die gegen die USA gerichtete Landnahmen durch deutsche Luftflotten (Land aus Feuer und Wasser) mit den etwa von Ralf Giordano beschriebenen Plänen der Nazis nach dem Endsieg,[23] dann scheinen diese Romane genau solche alternative Geschichten zu erzählen. Es liegt auf der Hand, daß es sich bei diesen alternativen Versionen der Realität nicht um Subversion handelt, wie Jackson sie versteht.

Viele dieser Texte konnten unverändert und unkommentiert in den 1970er Jahren im Heyne Verlag erscheinen – und an dieser Stelle wird die Frage nach der sozialen Funktion der Texte wirklich interessant. Konnten womöglich sämtliche Macht- und Eroberungsphantasien des Dritten Reiches gleichsam in diese Romane emigrieren? Wenn Bialkowski die ultimative Waffe eines Todessterns beschreibt, der im Weltall die Erde umkreist und von einer technisch versierten wie moralisch bedenkenlosen Truppe bedient wird, müßte man nicht George Lucas nahezu identische Visionen in den Kontext dieser Machtphantasien stellen? Sollte man die minutiöse Ausmalung einer von technisch, organisatorisch und rassisch überlegenen deutschen Verbänden erkämpften Weltherrschaft etwa deshalb nicht phantastisch nennen, weil den Texten jeder Zweifel an der Realisierbarkeit dieser Fiktion fehlt und auch sexuelle Motive kaum auszumachen sind?

Ich habe oben im Rückgriff auf Borges und Wieland zu zeigen versucht, inwieweit das Phantastische als operativer Konstruktivismus sozialer Gruppen zu begreifen ist und phantastische Texte demonstrieren, wie aus kontingentem Anfang ein Kosmos strenger Gesetzmäßigkeit hervorgehen kann, der schließlich keine Alternativen mehr kennt. Die Texte führen zunächst konkurrierende Realitätskonstruktionen vor: die Welt versus Tlön oder die Welt versus Elfenland, um dann eine der Varianten zu tilgen: die Welt bei Borges, die Feen-Welt bei Wieland. Eine Wirklichkeitsperspektive setzt sich hier deswegen durch, weil sie kohärenter, strenger, geordneter ist. Verglichen mit der Welt ist Tlön ein Kosmos und das Feen-Reich ein Chaos. Um konkurrierende Weltanschauungen und Ordnungsmuster geht es auch den phantastischen Romanen im Dritten Reich – und sie führen vor, wie Alternativen getilgt werden können. Die durchgesetzten Ordnungsvorstellungen sind durchweg rassisch und hierarchisch, und obwohl alternative Realitätsentwürfe durchaus vorkommen und den eigenen Standpunkt als beobachterabhängig ausweisen könnten, werden im Handlungsverlauf alle Realitätskonstruktionen außer einer einzigen mit militärisch-technischen Mitteln beseitigt. Während Romane wie Brave New World (1932) die überraschende Genese von Alternativen in einer technisch wie ideologisch gleichgeschalteten Welt beschreiben, geht es in den deutschen Romanen derselben Epoche um die Rückführung alternativer Perspektiven auf eine einzige verbindliche Ordnung des Seins.

In Daumanns Gefahr aus dem Weltall ist es übrigens für einige Protagonisten zweifelhaft, ob bestimmte Vorkommnisse rund um „Neutief“, einer futuristischen Peenemünde-Variante, auf Natürliches oder Übernatürliches zurückzuführen sind (S. 157ff). Dominiks Befehl aus dem Dunkel greift sowohl auf magisch-okkulte Praktiken wie auf futuristische Technik zurück – und der Roman beginnt mit der Schilderung von Ereignissen, die für die Protagonisten „sonderbar“, „merkwürdig“, ja „unbegreiflich“ und „unfaßbar“ sind (S. 5f), was die Ausgrenzung der Texte aus dem Phantastischen selbst für Todorov schwer machen würde. Die Differenz von phantastisch und natürlich wird auch in diesen Texten als literarische gehandhabt – in Bezug auf fiktive Weltentwürfe, nicht in Bezug auf eine wirkliche Wirklichkeit. Doch ob ein bestimmtes politisches Ziel mit übernatürlichen oder technischen Mitteln erreicht wird, scheint mir für diese Texte weniger relevant zu sein als das Phantastische des Ziels selbst: Weltherrschaft, ein Ziel, das bereits Protagonisten der deutschen Phantastik der 20er Jahre wie Dr. Mabuse oder Prof. Morvitius mit allen „natürlichen“ und „unnatürlichen“, magischen und technischen Mitteln verfolgen.

Freilich wäre auch dieses Ziel nicht an der Realität zu messen, sondern an Realitätskonstruktionen sozialer Gruppen. Im Kontext der 30er und 40er Jahre könnte man vermuten, daß diese Romane die Phantasmen der (politischen) Macht ausbuchstabieren und als machbar ausweisen. „Nehmen wir zunächst einmal an, das Unwahrscheinliche würde doch Wirklichkeit“ (S. 7), beginnt Dominiks Land aus Wasser und Feuer. Dann folgt das Abenteuer einer ungeheuren Landnahme und Kolonialisierung. Die Erzählung plausibilisiert das Unwahrscheinliche innerhalb der eigenen Wirklichkeitskonstruktion – vor allem durch den Einsatz überlegener Technologien und überragender Führer. Die Macht der (literarischen) Phantastik bestünde nun darin, daß sie sich in den politischen Diskurs einschreibt und womöglich die Phantasmen der Macht mitprägt. Die literarische Entfaltung ethnischer Differenzen, die Unterstellung technologischer Überlegenheit und demographischer Raumnot Deutschlands oder Europas, die vollkommen militärisch organisierte, gleichgeschaltete Gesellschaft, die Abwertung liberaler wie kommunistischer Ideologien und sämtlicher Religionen, die Beschwörung eines gewinnbaren Revanchekrieges, ja einer von Deutschen beherrschten rassisch homogenen Welt bereits vor der Machtergreifung legt die Vermutung nahe, daß die Machtphantasien der NS-Politik ihren Erfolg wohleingeführter Realitätskonstruktionen zu verdanken haben. Die sozusagen „echten“ Phantasmen der Macht: etwa der Bau eines Stratosphärenbombers zum Angriff auf amerikanische Städte (1938), die Errichtung von Inselstützpunkten als Knoten globaler Luftherrschaft oder die Entwicklung interkontinentaler Raketen sind ins politische Leben überführte literarische Phantasmen. Bialkowskis Krieg im All nimmt 1935 einen gigantischen „Luftangriff auf Berlin“ vorweg, der die Stadt in Schutt und Asche legte. Das neue Berlin des dritten Jahrtausends wurde als Gartenstadt wiederrichtet: „Nirgends sah das Auge zusammenhängende Häuserkomplexe, weil die modernen Großstädte in konsequenter Fortentwicklung der durch die in früheren Kriegen häufig erfolgten Luftangriffe bestimmten Bauweisen folgten, und Einzelsiedlungen bevorzugten.“ (S. 376f) An diesem Modell entwirft Heinrich Himmler Ende 1943 in seiner berüchtigten Geheimrede vor hohen SS-Funktionären die künftige Architektur der zerbombten deutschen Städte.

Die phantastischen Romane haben gleichsam das Tlön des Nationalsozialismus entworfen.[24] Wie sollte man, fragt Borges, sich dieser Welt nicht „unterwerfen, der minutiösen und umfassenden Ersichtlichkeit eines geordneten Planeten?“ (S. 35) Genau wie Orbis Tertius projektieren die phantastischen Romane und die phantastische Politik der Nazis eine globale Raumrevolution (die Umwandlung der gesamten „Erdoberfläche“, S. 36), die jede Differenz, jede alternative Ordnung „vom Planeten“ verschwinden lassen will (S. 36). Der Erzähler Borges gedachte dieser phantastischen Transformation der Welt in einem einsamen Landhaus entkommen zu können (S. 36) Die Massenvernichtungen und Ausmerzungen ganzer Städte, Regionen, Länder, Ethnien, Planeten in den phantastischen Romanen der 30er (vgl. Krieg im All, S. 174ff) lassen für diese Position des Einsiedlers keinen Raum. Ihre neue Ordnung des Realen ist geschlossen und total.

Aber nicht weil sie sich auf ein sicher schauriges „Phantasiereich“ beziehen, statt auf „unsere“ Wirklichkeit, sind diese Romane „phantastischer Natur“,[25] sondern weil sie diese Ordnung als alternativlos darstellen. Darin liegt ihre soziale Funktion. Sie liegt – auch – in der Belieferung der politischen Semantik mit kulturellen Mustern, Stereotypen und Topoi mit dem Effekt, politische Selbstbeschreibungsformeln mit phantastischer Evidenz auszustatten. Der Ausweis von Kontingenz geht bei dieser politischen Neukontextierung verloren. Beobachter zweiter Ordnung sind nicht mehr zugelassen. Genau diesen Totalitarismus hat Luhmann mit Verve als „Position der Einheit und der Autorität“ abgelehnt. Todorovs Ontologie setzt dagegen genau diese Position voraus.



[1] Tzvetan Todorov, Einführung in die fantastische Literatur, München 1972, S. 148.
[2] Todorov, Einführung in die fantastische Literatur, S. 84.
[3]Critische Dichtkunst, V. Cap., § 1. In: Schriften zur Literatur, Stuttgart 1982, S. 104.
[4]Critische Dichtkunst, 1. Auflage 1740. In: Johann Jakob Breitinger, Johann Jakob Bodmer, Schriften zur Literatur, Stuttgart 1980, S. 83-204.
[5] Vgl. Johann Jakob Bodmer, Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie, Zürich 1740.
[6] Peter-André Alt, Aufklärung, Stuttgart, Weimar 1996, S. 83
[7] Rosemary Jackson, Fantasy: The Literature of Subversion, London, New York 1981.
[8] Nicht viel. Auch der literarische Realismus bezieht sich auf Realitätskonstruktionen, nicht auf die Realität selbst. Vgl. dazu Gerhard Plumpe, Epochen moderner Literatur, Opladen 1995.
[9] Stanislaw Lem, Tzvetan Todorovs Theorie des Phantastischen, in: Phaïcon I, hrsg. von Rein A. Zondergeld, Frankfurt am Main 1974, S. 92-120, S. 100.
[10] Vgl. Lem, Todorovs Theorie, S. 108f.
[11] Lem, Todorovs Theorie, S. 100
[12] Dies schließt, neben dem Unmöglichen, auch den Zufall aus.
[13] Rosemary Jackson, Fantasy: The Literature of Subversion, London, New York 1981, S. 26.
[14] Bodmer, Critische Abhandlung von dem Wunderbaren in der Poesie und Breitinger Critische Dichtkunst (beide Zürich 1740).
[15] Lem wendet gegen Todorov ein: „Ein Satz von der Art: »In diesem Augenblick erwachte er und erblickte die Wände seines Zimmers...« wird jede bisher dem Wunderbaren zugeschriebene Erzählung der Gattung des Natürlichen zuordnen.“ (S. 102)
[16] In: Jorge Luis Borges, Die zwei Labyrinthe. Lesebuch, München 1986, S. 17-36.
[17] Niklas Luhmann, Europäische Rationalität, in: Beobachtungen der Moderne, Opladen 1992, S.51-128, S.76.
[18] Damit ist LuhmannsFunktionsbestimmung der Kunst paraphrasiert. Vgl. Niklas Luhmann, Die Kunst der Gesellschaft, Frankfurt am Main 1995, S. 236-241.
[19]Plotinl, I, 6,2.
[20] Lem, Todorovs Theorie, S. 122.
[21] Vgl. Lems Kritik S. 106f.
[22] Es gibt Nachtsichtgeräte, Brennstoffzellen, Elektroautos oder Fernsehen usw. Alles ist heute real, sind also die Romane nicht phantastisch?
[23] Ralph Giordano, Wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte, Köln 2000.
[24] Borges selbst hat Tlön mit dem „Antisemitismus“ und „Nazismus“, aber auch „Materialismus“ verglichen. Tlön, S. 35.
[25] Vgl. Borges, Tlön, S. 20.