Sandra Finster

 

Protektionismus oder Freihandel?

Wirtschaftsbeziehungen sind entstanden, weil sich die Bevölkerungen unterschiedlicher Länder aufgrund komparativer Vorteile durch Handel besser stellen. Dabei ermöglicht der internationale Handel ihnen eine Ausweitung der Produktions- und Konsum-Möglichkeiten, hauptsächlich aufgrund der Realisierung von absoluten und relativen Produktionskostenvorteilen und denen der Massenproduktion.[1] Im Gegensatz zum Freihandel, unter dem man einen völlig ungehinderten internationalen Güteraustausch versteht, ist der Protektionismus eine Politik der Einfuhrbeschränkungen und der Exportförderung.[2] Dabei werden wirtschaftspolitische Instrumente zur Lenkung der Außenhandelsströme auf Produzenten- oder Nachfragerschutz ausgerichtet, zum Einen um inländische Importkonkurrenz- oder Exportanbieter gegenüber der Auslandskonkurrenz zu schützen, zum Anderen damit inländische Nachfrager von Importen oder Exporten gegenüber konkurrierender Auslandsnachfrage geschützt werden.[3]

Man beachte hier auch die für den Freihandel sprechende Theorie des vergleichbaren Vorteils nach David Ricardo, einem Beispiel an zwei Nationen, England und Portugal mit den Gütern Tuch und Wein. Hier wird argumentiert, dass der Handel selbst dann noch vorteilhaft ist, wenn Portugal einen absoluten Kostenvorteil gegenüber England in beiden Gebrauchsgütern hat.

 

Was spricht für Schutzzölle?

Nach Einführung eines Zolles steigt der Preis p auf den Preis p + t, wobei die Variable t für den Zoll steht. Folglich können inländische Anbieter ihr Gut zu einem höheren Preis verkaufen, ohne jedoch den Zoll zahlen zu müssen. Das hat wiederum zur Folge, dass sie ihre Produktionsmenge steigern, um ihren Gewinn zu vergrößern.[4] Eine Erhöhung der Produktionsmenge erfordert jedoch auch meistens eine Erhöhung der Anzahl der Arbeitskräfte, wodurch neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Folglich erhöht sich die inländische Beschäftigung zu Lasten anderer Länder.

Untersucht man die Wirkungen außenwirtschaftlichen Protektionismus auf den Wohlstand einer Volkswirtschaft, so stellt man fest, dass die Erhebung von Importzöllen zu Wohlstandsverlusten führt.

Das Erziehungszollargument, auch „infant industry argument“, wird häufig mit dem Namen Friedrich List (1844) in Verbindung gebracht. Es besagt, dass der Aufbau „junger“ und in Zukunft Erfolg versprechender Industrien nur mit Hilfe von Schutz-Maßnahmen vor dem Wettbewerb ausländischer Konkurrenten gelingen kann. Denn eine solche Industrie muss sich zunächst noch entwickeln, bis sie die Fähigkeit besitzt gleichwertige Produkte herzustellen wie die Konkurrenz im Ausland, sowie die dazu erforderlichen Technologien zu entwickeln und sich gegenüber diesen Industrien zu behaupten. Voraussetzung für die Gültigkeit des Erziehungszollarguments ist, dass die Durchschnitts- und Grenzkosten eines industriellen Bereiches über einen längerfristigen Zeitraum sinken. Dies kann durch Produktivitätssteigerungen, die mit technologischen Lernprozessen verbunden sind, erreicht werden. Dabei können die Lerneffekte sowohl betriebsintern als auch -extern sein. Ebenso kann eine Senkung der Durchschnitts- und Grenzkosten durch Massenproduktionsvorteile hervorgerufen werden, die aufgrund von wachsenden Märkten erschlossen werden. Diese Vorteile bezeichnet man auch als betriebsinterne und -externe Skaleneffekte.[5]

Beim Sicherheitsargument geht es um den Schutz von so genannten Schlüsselindustrien eines Landes durch protektionistische Maßnahmen.

Herrscht ein relativ hohes Lohnniveau vor und werden nun aber Produkte aus anderen Ländern importiert, in denen ein niedrigeres Lohnniveau vorherrscht, und sind die Produkte dadurch entsprechend kostengünstiger, entsteht Druck auf die Lohnkosten im Inland.[6] Dadurch wird es aller Wahrscheinlichkeit nach zu Lohnsenkungen kommen, denn in dem Maße, in dem importierte Ware mit einheimischer konkurriert, fällt der Bedarf nach Arbeitskräften.[7] Sinkende Löhne hätten wiederum einen sinkenden Lebensstandard der Bevölkerung zur Folge, durch die Errichtung von Handelsbarrieren sollen Einkommens und Lebensstandardverluste verhindert werden.

 

Im 19. Jahrhundert spielten sich viele politisch-ökonomische Veränderungen ab. In der ersten Hälfte fanden viele bürgerlich-demokratische Reformen statt.  In der zweiten Hälfte festigten sich die kapitalistischen Gesellschaftsformen in den einzelnen Ländern, die Industrie baute sich auf Grundlage des Fabrik-Systems auf und es bildeten sich erste Monopole.  Die wirtschaftliche Führungsrolle von England und Frankreich endete zum Ende des Jahrhunderts und wurde durch das Deutsche Reich und die USA abgelöst. In dieser Zeit entstand auch der Kommunismus nach Marx und Engels.

 

 

 

Literaturverzeichnis:

Baßeler, Ulrich/                       Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft

Heinrich,Jürgen                        16. Auflage, Schäffer-Poeschel Verlag (2001), Stuttgart

 

 

Bender, Dieter                         Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und

(Teilautor)                               Wirtschaftspolitik

Band 1, 7. Auflage, Verlag Vahlen (1999),   München

 

Stiglitz, Joseph E.                     Volkswirtschaftslehre

2. Auflage, R. Oldenbourg Verlag (1999), München Wien

 

 

 

 

 



[1] Vgl. Baßeler/Heinrich, Schäfer-Poeschel Verlag (2001), S. 500

[2] Vgl. Baßeler/Heinrich, Schäfer-Poeschel Verlag (2001), S. 500

[3] Vgl. Bender, Verlag Vahlen (1999), S. 497

[4] Vgl. Stiglitz, R. Oldenbourg Verlag (1999), S.1065

[5] Vgl. Bender, Verlag Vahlen (1999), S. 503 

[6] Vgl. http://www.weltpolitik.net/sachgebiete/wirtschaft/article/38.html

[7] Vgl. Stiglitz, R. Oldenbourg Verlag (1999), S.1075