ADFC-Kreisverband Oberhausen/Mülheim e.V.

Rückblick auf das Jahr 1997


Jahrelange ADFC-Bemühungen auf Bundes- und Landesebene haben dazu geführt, daß am 1. September 1997 die neue Straßenverkehrsordnung (StVO) in Kraft trat. Und diese Änderungen haben es in sich: Es können jetzt nicht nur Einbahnstraßen noch viel einfacher auf den Autoverkehr beschränkt, Fahrradstraßen geschaffen oder Busspuren für den Radverkehr freigegeben werden, erstmals können die Städte und Gemeinden Radfahrer nicht mehr auf jeden ihrer zum Teil sehr gefährlichen Radwege zwingen. Noch bis zum Herbst 1998 haben die Städte Zeit, ihre Radwege den Bedürfnissen des modernen Radverkehrs anzupassen. Selbst neue Radwege wie der auf der Osterfelder Straße (1996 fertiggestellt) oder der überflüssige und gefährliche Zweirichtungsradweg auf der Block-/Behrensstraße in Alstaden (1997 fertiggestellt) erfüllen nicht die niedrig angesetzten Mindeststandards der StVO. Die neuen Regelungen zwingt die Stadt Oberhausen auch, zukünftig mehr Wert auf die Qualität von Radwegen zu legen. Die neue StVO ist natürlich das derzeitige Schwerpunktthema im Arbeitskreis Radverkehr, an dem unter anderem neben verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung und der Polizei der ADFC teilnimmt. Der Arbeitskreis, der auf Betreiben des ADFC im Dezember zum ersten Mal zusammentrat, soll mindestens vier mal im Jahr tagen.

Im Frühjahr wurden auf der Lothringer Straße Angebotsstreifen markiert. 1996 hatte eine intensive Diskussion zu dem einstimmigen Beschluß geführt, diesen Straßenzug durch Styrum sicherer und attraktiver für den Radverkehr zu gestalten. Obwohl dabei zugleich viele weitere Autoparkplätze geschaffen werden konnten, kam es kurz nach der Markierung der Angebotsstreifen zu einigen heftigen Reaktionen. Inzwischen hat sich durch die Umgestaltung, die der beste Kompromiß für die schwierigen Verhältnissen auf der Lothringer Straße darstellte, die Verkehrssituation entspannt. Auch die Heidestraße, der Verlängerung der Lothringer Straße auf Mülheimer Gebiet, verfügt seit dem Frühjahr über einen Angebotsstreifen. Im Sommer wurde dann ein Radfahrstreifen auf der Lothringer Straße im Bereich des Südbades geschaffen, wodurch die Innenstadt wieder zügig vom Radverkehr erreicht werden kann.

Auch an anderer Stelle wurden die Vorteile von Radfahr- bzw. Angebotsstreifen gegenüber von Radwegen genutzt: Die Sterkrader Straße in Eisenheim lädt heute Radfahrer ein, hier zu fahren. Wo vorher in der einen Richtung nichts, in der anderen Richtung ein "Radweg" auf uneben liegenden Gehwegplatten verlief, gibt es jetzt Radfahr- und Angebotsstreifen. Auf der Mellinghofer Straße in Dümpten wurde bei dem derzeit laufenden Umbau hingegen wieder auf Bordsteinradwege gesetzt. Dabei wurden selbst einfache Sicherheitsregeln mißachtet.

Positives wie negatives läßt sich von der Richard-Wagner-Allee berichten. Bei dieser Verbindung von Sterkrade nach Osterfeld wurde damit begonnen, die an vielen Stellen extrem beschädigte Oberfläche komplett zu erneuern. Würden nun auch die Kreuzungen mit den Nebenstraßen umgebaut, könnte die Richard-Wagner-Allee für den Radverkehr eine attraktive Verbindung darstellen.

Unerfreulich stellt sich weiterhin auch die Radverkehrssituation auf den Oberhausener Nord- Süd-Verbindungen dar. Hier werden Radfahrer scheinbar nur notgedrungen geduldet, attraktive Verbindungen existieren nicht. Selbst die Neue Mitte ist aus dem Norden nur über Umwege und entlang der autobahnähnlichen Straßen erreichbar. Und dies noch über fünfzehn Monaten nach der Eröffnung des CentrO.

Für die Alt-Oberhausener Innenstadt brachte das Jahr 1997 für den Radverkehr überwiegend Negatives. Durch den Beschluß, die Grenz- und Hermann-Albertz-Straße nicht als Einbahnstraßen für den Autoverkehr auszuweisen, besteht nun nicht mehr die Möglichkeit, hier Radverkehrsanlagen zu schaffen. Auch an anderen Stellen zeigte sich, daß in Alt-Oberhausen weiterhin eindeutig der Autoverkehr zu Lasten anderer Verkehrsarten gefördert wird. Zwar wurde im Anschluß ein Radverkehrskonzept entwickelt, mit dem die schlimmsten Nachteile ein wenig gemildert werden sollten, doch läßt die Umsetzung selbst bei den einfachsten Maßnahmen immer noch auf sich warten. Selbst das Austauschen von Schildern scheint schwieriger zu sein, als Straßenteile umzubauen, wie es für das Autokonzept mit viel Geld innerhalb weniger Wochen möglich war. Auch die Umgestaltung der Havenstein- und Wörthstraße, die eigentlich bereits abgeschlossen sein sollte, wurde von der Stadtverwaltung direkt um einige Jahre verschoben. An anderer Stelle setzte die SPD-Mehrheit durch, daß ein riesiger Kreisverkehr entstehen wird. Obwohl die Erfahrungen aus vielen anderen Städten und Ländern dagegen sprechen, werden die Sicherheitsinteressen der Radfahrer an der Kreuzung Hansa-/Concordiastraße bei der Umgestaltung nicht beachtet.

Erwähnenswert ist auch, daß der Radweg an der Ruhrorter Straße in Lirich freigeschnitten wurde. Warum dies so erstaunlich ist? Ganz einfach - schließlich ließen sich die Verantwortlichen jahrelang Zeit, ihrer Aufgabe nachzukommen. Im Sommer war der relativ breite Weg dann fast vollständig zugewachsen.

Insgesamt brachte 1997 für den Radverkehr kleine Vorteile, die aber durch andere Maßnahmen zunichte gemacht wurden. Insbesondere die Verbindungen zwischen den Stadtteilen müssen unbedingt aufgewertet werden, um so den Radverkehr wirksam zu fördern. Viel Arbeit für Politik und Verwaltung, die vom ADFC auch weiterhin kritisch begleitet werden wird.


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