RAD im Pott, Ausgabe Herbst 1996:

Wie viele Ecken hat ein Kreis?

Klar, keine! In der Mathematik kann er auch noch unendlich viele haben - aber auf keinen Fall acht oder elf! Acht Ecken hat aber der Radweg um den wirklich runden Kreisverkehr Weier-/von-Trotha-Straße in Sterkrade. Der Leser wird sich nun fragen, wie das denn geht. Ganz einfach, man ignoriert sämtliche Erfahrungen, die im Zusammenhang mit derartigen kleinen Kreisverkehren in den letzten Jahren bundes- und europaweit gesammelt wurden. Dort wird nämlich empfohlen, keine Radwege um kleine Kreisverkehre anzulegen. Vielmehr raten diese Untersuchungen durchgängig aus Sicherheitsgründen von der Anlage von Radwegen oder Radfahrstreifen um oder in Kreisverkehren ab. Etwaige Radverkehrsanlagen in den Straßen drumherum sollen vor bzw. nach dem Kreisverkehr enden bzw. anfangen.

Dabei hätte aber alles ganz anders kom men können: Als die Stadtverwaltung im Februar 1995 ihre Planungen für den Kreisverkehr der Politik vorstellte, plante sie noch einen Radfahrstreifen im Kreis. Davon rückte sie aber schon in der Sitzung, in der die Ausbauplanung von der SPD und der CDU beschlossen wurde, ab. Im März griff sie dann zusätzlich einen Vorschlag des ADFC auf: Der Zweirichtungsradweg an der Weierstraße, der an der Kreuzung endete, sollte als fünfte Straße in den Kreis führen. Anfang 1996 war dies auch noch die aktuelle Planung, im Frühjahr wurde sie dann aber entscheidend geändert. Nun führt ein Radweg außen um den Kreis herum. Zudem endet jetzt der Zweirichtungsradweg an der Weierstraße an einer stark frequentierten Parkplatzausfahrt, wo drei Spuren ohne Mittelinsel oder dergleichen überquert werden sollten. Eine Mittelinsel wurde nun nachträglich als Reaktion auf die ADFC-Proteste geschaffen, der Zweirichtungsradweg endet aber weiterhin an dieser Stelle. Auch wurde der gefährliche Radweg um den Kreisverkehr herum nicht entfernt. Besonders ungeübte Radfahrer vertrauen hier auf ihr Vorfahrtsrecht, welches aber von vielen Autofahrern nicht erkannt wird. Unterstützt wird dies noch dadurch, daß bislang die Radwegefurt weder mit roter Farbe noch irgendwie sonst markiert wurde.

Die Kreuzung Weier-/von-Trotha-Straße gehörte bisher zu einer der vier für den Autoverkehr gefährlichsten Kreuzungen in Oberhausen. Um auch Radfahrern ein Mindestmaß an Sicherheit zu gewährleisten, muß der Radweg wieder entfernt und der Zweirichtungsradweg bis zum Kreisverkehr geführt werden, wo er dann als fünfte Straße endet. Unverständlich bleibt aber weiterhin, warum an dieser Kreuzung so viele überflüssige Gefahrenstellen wider besseren Wissens geschaffen wurden. Die Planung sollte sich nach Meinung des ADFC in erster Linie nach dem Schwächsten ausrichten, der solche Gefahren aber nicht erkennt.

Edwin Süselbeck


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