RAD im Pott, Ausgabe Herbst 1996:

Radwandern durchs Ruhrtal

Duisburg - Mülheim - Baldeneysee - Kemnade - Witten

Der Radwanderweg entlang der Ruhr ist sicherlich einer der schönsten im Ruhrgebiet, wenn nicht weltweit. Auf weiten Strecken folgt er dem Leinpfad, der im 18. Jahrhundert angelegt wurde; viele Informationstafeln weisen auf die industrielle Vergangenheit hin. Früher fuhr auch durch das gesamte Ruhrtal eine Eisenbahn, heute werden einige Strecken noch befahren (S 3, S 6, RB 9) und bieten sich zur Fahrradmitnahme an. [VRR-Fahrplaninfo] Zwischen Hattingen und Witten fährt an jedem ersten Sonntag im Monat die Museumsbahn, dort kann man sein Rad für zwei DM mitnehmen (Infos: 0234/49 25 16 oder auf der Homepage).

Es gibt verschiedene Karten für diesen Radweg, der überwiegend ausgeschildert ist (R 12, Radtour Ruhr, Kaiser-Route). Die Ruhr-Tour beginnt am Kreisverkehr in Duisburg-Kaßlerfeld und führt über den Ruhrdeich. Nach Unterquerung der Autobahn A 3 rechts in die Werthackersiedlung, dann zweimal links und über die Ruhr. Direkt am Ufer weiter bis zur Raffelbergbrücke, dort links und wieder durch starken Autoverkehr über Moritz- und Burgstraße am Schloß Styrum vorbei zur Ruhrbrücke. Hier fährt man wieder auf die südliche Seite, denn das nördliche Ruhrufer ist zwischen Wasserbahnhof und Kettwig für Radfahrer tabu! Bürgermeister Wilhelm Knabe schrieb unlängst dem ADFC einen Brief, in dem er um Mithilfe beim Dauerproblem "Leinpfad" bat. Für alle, die es noch immer nicht verstanden haben: Die Schleuseninsel und die Saarner Aue hat Radwege, allerdings muß auf dem Kahlenbergwehr (Fußgängerbrücke) geschoben werden. Sicherlich wird gegen eine Mondscheintour oder die Fahrt an einem verregnetem Novembermorgen niemand etwas einwenden, doch gewohnheitsgemäß radelt "halb Mülheim" an sonnigen Wochenenden auf dem Leinpfad, und die übrigen Mülheimer vertreten sich entlang der Ruhr zeitgleich die Füße - und giften sich gegenseitig an, wobei die Fußgänger im Recht sind. Für den Mülheimer Süden besteht in Punkten neuer Freizeitradwege noch Bedarf für den Bau eines parallelen Radwegs zum Leinpfad. Hier ist ein tragfähiger Kompromiß zwischen Landschaftsschutz und begrüßenswerter - weil verkehrsvermeidender - Naherholung zu finden. Der ADFC wird sich verstärkt um eine gesamtplanerische Lösung bemühen. Aber zurück zur Radtour: Kurz vor der großen Konrad-Adenauer-Brücke links ab und den Schildern durchs Müga-Gelände folgen. Über zwei Straßenbrücken und am Schloß Broich vorbei, kurz nach dem Steinbruch dann links über eine Holzbrücke den Kassenberg kreuzen und runter auf Ruhrhöhe. Jetzt ist der Weg etwas komplizierter zu finden, leider fehlen gerade hier einige Schilder. An der Gabelung nach links näher an die Ruhr heran, dann rechts, nochmal halbrechts, dann links auf einem gepflasterten Stück unter der Mendener Brücke hindurch wieder hoch auf den Ruhrdeich. Nächste rechts, dem R 12 durch die Felder folgen, unter der Ruhrtalbrücke hindurch nach Mintard. Hier die August-Thyssen-Straße kreuzen und weiter durch die Ruhrauen bis Kettwig. Dort wechselt man wieder die Ruhrseite und kann dann problemlos auf dem neu ausgebauten Leinpfad bis Werden radeln. Hier muß man sich entscheiden, ob man am Nord- oder Südufer des Baldeneysees entlangfahren möchte. Der Weg am Südufer ist schöner und führt direkt am Wasser entlang, ist dafür aber auch viel voller und ein großer Unfallschwerpunkt; am Nordufer sind Geh- und Radwege teilweise getrennt, man kommt etwas schneller vorwärts. Hier muß man zunächst auf dem Gehweg der Bredeneyer Straße fahren, was verboten ist. Obwohl keine vernünftige Alternative existiert, hat das Straßenverkehrsamt trotz ausreichender Breite eine Freigabe für den Radverkehr abgelehnt. Also fährt man von der Werdener Brücke ein Stück auf der Fahrbahn und biegt nach 500 m rechts ab. Zum Südufer gelangt man dann über das Wehr. Der andere Weg führt vom Bahnhof Werden über die Ruhrbrücke und durch die stark befahrene Abteistraße, dann links in die Heckstraße zum Hardenbergufer. Das östliche Ende des Baldeneysees markiert die alte Eisenbahnbrücke in Kupferdreh, ganz in der Nähe des Bahnhofs. Vom Südufer kommend, fährt man über die Brücke und dann gleich nach rechts in den Stauseebogen. Der Radweg an der Nordseite geht direkt in den Stauseebogen über. Diese Straße weiter nach Norden, dann geradeaus über die breite Wuppertaler Straße (mit Radstreifen), kurz vor der B 227 nach rechts Richtung Rote Mühle. Danach geht es wieder direkt an der Ruhr entlang durch das Naturschutzgebiet Heisinger Aue. Am Campingplatz Alte Ruhr ist der Weg eine Schlaglochpiste, für die sich niemand zuständig fühlt. [Nachtrag: Im Sommer 1997 ist dieser Weg augebessert worden, siehe hier.] Hinter der großen Kreuzung an der Marie-Juchacz-Straße gleich rechts zur Zornigen Ameise und weiter an der Ruhr entlang nach Steele. In Steele an der Kurt-Schumacher-Brücke die Ruhrseite wechseln, jetzt führt der Weg wieder am Südufer direkt am Wasser entlang. An der Ruhrschleife unterhalb der Isenburg in Hattingen ist noch der Original-Leinpfad von 1780 erhalten - mit einer entsprechend holperigen Oberfläche. Die einzige Ausweichmöglichkeit ist hier die parallel geführte Landstraße, ein gefährlicher Abschnitt von etwa 500 m Länge. Weiter dann wieder auf dem geteerten Leinpfad; kurz nach der Eisenbahnbrücke kann man nach rechts auf einen Weg abbiegen, der zum Bahnhof Hattingen führt. Am Hattinger Wehr muß man dann über die Straßenbrücke auf die nördliche Ruhrseite wechseln. Nach einigen Kilometer geht's unter der großen Kosterbrücke hindurch, dann muß man auf der Brockhauser Straße mal gemeinsam mit einigen Autos fahren. Am Kemnader See muß man sich dann wieder entscheiden, ob man am Südufer oder am Nordufer fahren will. Der Weg am Südufer ist kürzer, führt aber direkt an der Autobahn entlang. Am Kemnader See ist die Trennung von Radfahrern und Fußgängern recht gut gelungen, und Aufpflasterungen bremsen die Radler an einigen Stellen. Vom Alten Fährweg/In der Lake aus kann man entweder ein kurzes Stück an der Ruhr und dann auf einem sehr unangenehmen Radweg entlang der Herbeder Straße fahren; oder man fährt den Kleff bergauf und wird mit einer herrlichen Aussicht belohnt. Kurz darauf ist man in Witten, vom Hauptbahnhof fährt die RegionalBahn 35 einmal stündlich (Fahrplan) nach Essen zurück.

Fazit: Eigentlich müßte man einem Weg am Flußufer ganz einfach folgen können. Leider fehlen immer noch wichtige Abschnitte des Leinpfads vor allem in Mülheim und Essen-Werden - und selbst die Beschilderung ist streckenweise sehr lückenhaft. Dennoch wünscht die Redaktion gute Fahrt!

Jörg Brinkmann, Helmut Voß, Dirk Hummel, Oliver Mayer


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