RAD im Pott, Ausgabe Herbst 1997:

Neues für Essener Radler

"Auch Kleinvieh macht Mist"

Obgleich für EFI und ADFC inzwischen der Eindruck entstanden ist, daß der Stellenwert des Radverkehrs in Essen immer noch verbesserungswürdig ist, muß festgestellt werden, daß es auch Neues zu vermelden gibt. Vielfach sind es Kleinigkeiten, aber bekanntlich macht ja auch Kleinvieh noch Mist! Der große Wurf, eine komplette Radroute, steht jedoch nach wie vor aus.

In Rüttenscheid wurden die Gregorstraße (Einbahnstraße) für gegenläufigen Radverkehr sowie der Wehmenkamp (Fußgängerzone) allgemein für den Radverkehr freigegeben. Der zur Einbahnstraße umgewidmete Mittelteil der Heinrich-Strunk-Straße in Altendorf wurde mittels Markierung von vornherein für Radler freigehalten und der von Mülheim kommende Radweg entlang der Aktienstraße in Schönebeck endlich mit einem vernünftig abgesicherten Ende versehen (wobei man über eine Weiterführung mittels Radfahrstreifen nachdenken sollte - Platz ist ausreichend vorhanden). An den S-Bahnhöfen Frohnhausen und Stadtwald wurden elektronisch gesicherte Fahrradboxen aufgestellt, an letzterem Standort tatsächlich nach fünfjährigem hin und her (die Bahn AG hatte wegen ihres Organisationschaos bis zuletzt keinen eigenen Aufstellort benennen können, daher stehen die Boxen nun etwas abseits an der Ahornstraße). Bessere Fahrradabstellanlagen sowie eine erleichterte Anfahrtsmöglichkeit für Radler hat das Grugabad bekommen. Die bisher katastrophalen Bordsteinkanten an der Kreuzung Grillo-/Gladbecker Straße wurden auf Null-Niveau abgesenkt, der bisher kombinierte Rad-/Gehweg an der Gladbecker Straße mit der Schilderkombination "Fußweg/Radfahrer frei" versehen, was einer Aufhebung der Benutzungspflicht gleichkommt. Diese kann übrigens nach Ansicht von EFI und ADFC auch nicht für den derzeit neugestalteten Radweg an der Hans-Böckler-Straße/B 224 gelten, ist dieser doch nur einen Meter breit. Selbst wenn man mit viel gutem Willen den dreißig Zentimeter breiten Schutzstreifen hinzurechnet, wird man die laut neuer StVO erforderliche Mindestbreite von 1,50 m nicht erreichen, die Benutzungspflicht entfiele!

Uneingeschränkt positiv zu bewerten ist die vom Tiefbauamt auf unbürokratischem Wege durchgeführte Erneuerung des Leinpfades entlang der Ruhr zwischen der Kreuzung Wuppertaler Straße/Frankenstraße und dem Campingplatz Alte Ruhr in Rellinghausen. Dieser Weg war seit Jahren in einem katastrophalen Zustand, wobei bis heute die Zuständigkeiten nie eindeutig geklärt werden konnten (siehe RAD im Pott 3/96).

In der letzten RAD im Pott wurde über Widerstände gegen die Anlage von Radfahrstreifen auf der Haedenkampstraße in Altendorf und der Prosperstraße in Dellwig seitens einiger Vorortpolitiker berichtet (siehe hier). Während sich für die Haedenkampstraße die Situation positiv entwickelte, eine Realisierung seitens der Stadtverwaltung sogar noch in diesem Jahr in Aussicht gestellt wurde, blieben die Politiker in der nordwestlichen Ecke Essens stur. Selbst ein Gesprächsangebot von EFI/ADFC vor Ort wurde nicht angenommen. So wird die Prosperstraße wohl oder übel mit einem für Radfahrer lebensgefährlichen Mittelstück behaftet bleiben!

Jörg Brinkmann


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