RAD im Pott, Ausgabe Herbst 1997:

Noch viel zu tun bis zur Prüfung im Herbst

Ratsbeschluß: Mülheim soll nun fahrradfreundliche Stadt werden

Der Rat der Stadt hat im Juni einstimmig beschlossen, Mülheim solle im Verlauf der kommenden fünf Jahre zur fahrradfreundlichen Stadt werden. Dieses Ziel mag noch utopisch klingen, wenn man sich die Situation in der Stadt ansieht, aber es ist zu schaffen. Als Bewerbung für das Land hat die Verwaltung einen Leitantrag formuliert, der die geplanten Maßnahmen auflistet und erläutert. Im Herbst wird auf Einladung der Stadt eine Bereisungskommission des Landes (bestehend unter anderem aus Vertreterinnen und Vertretern des Verkehrsministeriums und des ADFC NRW) die Situation in Mülheim unter die Lupe nehmen und entscheiden, ob die Voraussetzungen für die Aufnahme in das Landesprogramm und damit für die Zahlung von Zuschüssen gegeben sind.

Bis dahin hat die Verwaltung aber noch viel zu tun. In den letzten Jahren hat sich die Situation zwar schon verbessert, aber bis zum Herbst müssen noch weitere Maßnahmen umgesetzt werden. Neben einigen älteren Radwegen möchte die Verwaltung auch neue Maßnahmen präsentieren: Angebotsstreifen (mit gestrichelter Linie von der Fahrbahn abgegrenzt) und Radfahrstreifen (mit durchgezogener Linie von der Fahrbahn abgegrenzt) wie zum Beispiel in Dümpten (Freiherr-vom-Stein-Straße) und Styrum (Heidestraße, Moritzstraße), aber auch die Fahrradstation im Bahnhof Styrum, die die Möglichkeit bietet, Fahrräder trocken und bewacht abzustellen und das von 5.30 bis 22.30 Uhr (am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 18.30 Uhr).

In der Innenstadt wird neben der kostenlosen Fahrradwache am Kaufhof (31 Plätze) eine große Fahrradstation am Hauptbahnhof entstehen. Diese wird jedoch entgegen den bisherigen Planungen nicht im Oktober, sondern erst Ende des Jahres fertig werden. Dafür sollen aber bis zum Herbst in der Buggenbeck und auf der Oberheidstraße Angebotsstreifen und auf der Saarner Straße zwischen Prinzeß-Luise-Straße und Kirchstraße auf 1 km Länge Radfahrstreifen entstehen. Für letztere Maßnahme stehen im Haushalt für dieses Jahr insgesamt 346.000 DM bereit.

Ein großes Ärgernis für Radfahrer und Radfahrerinnen sind Einbahnstraßen. In Mülheim gibt es bisher nur wenige Beispiele, wo Einbahnstraßen in Gegenrichtung befahren werden können. Dabei sind nicht einmal teure Bordsteinradwege wie in der hinteren Friedrichstraße nötig, sondern es geht auch einfacher: Markierungen wie in der Zunftmeisterstraße reichen aus. Mit den zum 1. September 1997 in Kraft tretenden Änderung der Straßenverkehrsordnung wird sich Situation deutlich verbessern lassen (siehe auch den Artikel dazu). Ein weiteres Problem sind die Abbiegegebote oder -verbote. Auch diese sollen soweit möglich aufgehoben werden. Dabei können sogar wie am Heifeskamp eigene Linksabbiegespuren für Fahrräder entstehen. Noch völlig unbekannt sind in Mülheim Fahrradstraßen. Dies sind Straßen, wo überdurchschnittlich viel Radverkehr stattfindet oder erwartet wird. Autofahrer müssen sich den den Geschwindigkeiten der Fahrräder anpassen. Geplant ist die Einrichtung von Fahrradstraßen auf einem Teilstück des Winkhauser Talweges, in der Oberstraße und im Dichterviertel.

Ein Manko im Mülheim ist die Beschilderung der Radwege. Abgesehen von einigen überregionalen Routen wie dem Emscher Park Radweg gibt es kaum ausgeschilderte Radrouten. Auch das soll sich laut Leitantrag ändern: Die zukünftigen Mülheimer Fahrradrouten sollen ein eigenes Wegweisungssystem mit Entfernungsangaben bekommen. Wem das noch nicht reicht, dem sei der 1998 in zweiter Auflage neu erscheinende Fahrradstadtplan empfohlen, den der ADFC zusammen mit der Verwaltung herausbringen möchte.

22 Fahrräder anstatt einem Auto in der Garage der Dezernentin

Kleine Revolution im Mülheimer Rathaus: Wo früher ein Dienstwagen parken konnte, dürfen nun in der ehemaligen Garage der Planungs- und Umweltdezernentin Helga Sander 22 Räder von Besuchern und Bediensteten abgestellt werden. Die über die Toreinfahrt Ruhrstraße erreichbare, im Auftrag des ADFC vom TÜV Rheinland geprüfte Abstellanlage findet sehr regen Zuspruch.


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