RAD im Pott, Ausgabe Winter 1997/98:

Radfahren im Winter!?

Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung

Das Herz des Insiders lacht. Die Vorfreude auf die nicht mehr so überfüllten Strecken ist groß. Leider sind es nur recht wenige Menschen, die auch im Winter mit dem Fahrrad unterwegs sind. Meist läßt sich der weniger ambitionierte Radler von der schlechten Witterung abschrecken und fürchtet sich davor, sich eine Erkältung oder schlimmeres einzuhandeln. Dabei weiß doch jeder: es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung! Das Thema Bekleidung in den Bereichen Radfahren und Outdoor ist so immens breit, daß es den Rahmen sprengen würde, sollte hier auf alle Aspekte eingegangen werden. Grundsätzlich gilt jedoch, daß Trikots, Hosen und Jacken "Hi-Tech-Produkte" sind und daß es sich auf jeden Fall lohnt, ein Fachgeschäft aufzusuchen, um sich dort beraten zu lassen. Ein Radler, der nur am Sonntag einmal um den See fährt, hat schließlich einen ganz anderen Anspruch an seine Kleidung und deren Eigenschaften als ein Leistungssportler mit einer Jahresleistung von mehreren tausend Kilometern. Grundsätzlich sollen alle Produkte aus 100% Synthetik und atmungsaktiv sein, damit sie den Schweißtransport gewährleisten. Auf keinen Fall dürfen Kleidungsstücke aus Natur- mit solchen aus Funktionsfasern kombiniert werden; der erwünschte Effekt wird dadurch aufgehoben! Zur Erklärung: Baumwolle und Wolle speichern bis zu 40% des eigenen Gewichts an Feuchtigkeit; im Vergleich dazu ist es bei der Funktionsfaser nur 1%! Es gibt bereits eine große Anzahl von Herstellern, die ihre Waren unter ökologischen Gesichtspunkten produzieren und die zu 100% recyclebar sind. Oft besteht zwischen Händler und Lieferant die Vereinbarung, daß nicht mehr gebrauchte Bekleidungsstücke vom Handel zurückgenommen und an den Produzenten zurückgesandt werden. Nun ein Vorschlag, wie man sich für eine Tour in kalter und feuchter Witterung ausrüsten kann. Ganz wichtig: möglichst nach dem "Zwiebelprinzip" kleiden; d.h. mehrere dünne Schichten anstatt einer dicken, und sich nicht zu warm anziehen: erst nach ca. zwanzig Minuten hat der Körper seine Betriebstemperatur erreicht. Erwähnt sei noch, daß Trikots, Hosen und Jacken im Winter oft schon mit Reflektoren ausgestattet sind. Falls nicht, nachrüsten und sich sichtbar machen! Der Handel hält eine Vielzahl von reflektierenden Materialien für sie bereit. Viel Spaß auf winterlichen Touren wünscht . . .

Uli Wiedemeier
Der Autor ist Fachmann für Bekleidung bei fahrradies.


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