RAD im Pott, Ausgabe Sommer 1998:

Aktuelle Kurznachrichten:
Neue StVO - Fahrradmitnahme der DB - Buch "Recht für Radfahrer" - Straßenstrich - "Umdenken Umsteigen" - neuer DB-Fahrplan

ADFC-Bundesvorsitzender Kelber: "Neue Regeln sparen Geld"

Die neue Straßenverkehrsordnung (StVO), die seit dem 1. September 1997 gilt, ist nach Einschätzung des ADFC nicht nur ein großer Fortschritt zur Förderung des Radverkehrs in Deutschland, sondern kann den unter hohen Defiziten leidenden Kommunen bares Geld sparen. Aufgrund der sogenannten Fahrradnovelle lassen sich selbst bei einfachen Maßnahmen die Kosten um mehrere 100.000 Mark reduzieren. Deutlich wird dies bei der Einrichtung neuer Wege für Radler: Während konventionelle Radwege auf Bordsteinen angelegt werden, sind Radfahr- und Schutzstreifen auf der Fahrbahn oftmals die bessere Alternative. So hat die Stadt Bonn bei einem einzigen Radwegeprojekt bereits über 650.000 DM eingespart, als sie sich auf einer Citystraße gegen den Bau eines aufwendigen Bordsteinradweges und für das neue Instrument des Schutzstreifens entschied. "Das Bonner Beispiel zeigt, daß die unkonventionellen Lösungen der neuen Straßenverkehrsordnung überaus praktisch und kostengünstig sind", so Karl-Ludwig Kelber, Bundesvorsitzender des ADFC. Radfahr- und Schutzstreifen sparten Geld und Personal, seien einfacher zu realisieren und daher politisch auch schneller und einfacher durchzusetzen. Ebenso kostendämpfend wirkt die Möglichkeit, Einbahnstraßen durch Zusatzschilder für den Radverkehr zu öffnen. Bislang bauten Kommunen vielfach kleine Verkehrsinseln zum Stückpreis von rund 10.000 DM an jeder Einmündung von Einbahnstraßen, heute reicht in Regel ein Schild "Radfahrer frei" zum Stückpreis zwischen 50 und 100 DM.

Vorsicht bei Fahrradmitnahme: Fehlerteufel im DB-Kursbuch

Mit der Einführung des "Integralen Taktfahrplans NRW", der seit Ende Mai für bessere Verbindungen sorgt, änderten sich auch zahlreiche Angaben im Kursbuch der Deutschen Bahn AG. Dabei haben sich einige Fehler eingeschlichen, unter anderem auf der Strecke nach Wesel/Emmerich, wo die Angaben zur Fahrradmitnahme unvollständig sind. Leider war bis zum Redaktionsschluß genaueres nicht in Erfahrung zu bringen. Unklar ist, ob diese Fehler sich auch in den Fahrplänen befinden werden, die in den Bahnhöfen aushängen werden. Der ADFC empfiehlt, sich vor der Fahrt in einem der Reisezentren oder bei der Radfahrer-Hotline 0180 3 194 194 der Deutschen Bahn zu informieren.

Edwin Süselbeck

Nützliches Buch: Recht für Radfahrer

Mit "Recht für Radfahrer" hat Dietmar Kettler in Zusammenarbeit mit dem ADFC ein Buch zusammengestellt, das systematisch und schnell informiert, welche Rechte Radfahrer haben und worauf sie im Straßenverkehr achten müssen. Der Autor ist als Rechtsanwalt mit der Problematik von Verkehrsdelikten gut vertraut: Anhand von Rechtsfällen aus der Praxis veranschaulicht er die neue Rechtsgrundlage nach der Änderung des Straßenverkehrsordnung im letzten Jahr. Die Daten: Dietmar Kettler, Recht für Radfahrer, BLV Verlag, 19,90 DM.

Straßenstrich für Radfahrer eröffnet

Neue Wege mit dem ältesten Gewerbe der Welt beschreitet die niederländische Stadt Groningen. Sie hat nach einer Meldung der Deutschen Presseagentur (dpa) einen Straßenstrich für Fahrradfahrer eingerichtet. Der Verkehr zum Verkehr war den Stadtoberen ein Dorn im Auge. "Wir sind in den Niederlanden die Fahrradstadt Nummer eins", sagte Stadtsprecherin Ingrid Knijnenburg. "Es ist unser Ziel, daß die Bürger ihr Auto so oft wie möglich stehenlassen. Deswegen müssen wir eine besonders gute Infrastruktur für Radler schaffen." Diese gelte für alle Lebensbereiche. Auf Anregung der Grünen im Groninger Stadtrat baute das Amt für Raumplanung deshalb fünf Kilometer vom Zentrum entfernt zwei sogenannte "Vollzugsorte". Sie ähneln überdachten Umkleidekabinen. An den Seiten sind sie offen, so daß der Freier mit seinem Rad hineinfahren kann. Wenn unten Füße und Reifen zusehen sind, weiß man, daß die Plätze gerade besetzt sind. Der niederländische Radlerverband bezeichnete die Einrichtung als vorbildlich.

ADFC-Nachrichten für NRW

"Umdenken Umsteigen" stößt auf riesige Resonanz

Mehr als 1.500 Teilnehmer haben sich gemeldet - damit haben selbst Optimisten nicht gerechnet: Die Bereitschaft, 100 Tage lang auf das eigene Auto zu verzichten, ist in Nordrhein-Westfalen erheblich größer, als das Bündnis "Verkehrswende für NRW" zu hoffen gewagt hatte. In nur vier Wochen erklärten sich weit mehr als die erforderlichen 1.000 Menschen bereit, die Aktion "Umdenken Umsteigen - Neue Mobilität in NRW" zu unterstützen. Damit löste sch die Sorge von Kampagnenleiter Georg Hundt und anderen Mitgliedern der "Verkehrswende", ihr ganzes Projekt könnte mangels Nachfrage scheitern, in Wohlgefallen auf. Bereits bis zum 20. April meldeten sich in der Landesgeschäftsstelle des ADFC NRW 1.554 Autofahrerinnen und Autofahrer, die ihren Wagen stehen lassen und umweltfreundlich mobil sein wollen. Ob zu Fuß, mit dem Rad, mit Bus oder Bahn - welche Verkehrsmittel sie dann nutzen wollen, steht ihnen frei. "Unsere Erwartungen sind weit übertroffen worden. Wir waren wirklich skeptisch, ob wir die 1.000 überhaupt schaffen. Daß es dann auch noch so schnell ging, das ist wirklich eine tolle Sache!" freut sich Georg Hundt. Dabei gab es erste Vorzeichen: Die Suche nach Moderatoren, die den Kampagnenteilnehmern bei den ersten autolosen Schritten helfen, stieß ebenfalls auf überraschend große Resonanz. Das Gros der zukünftigen Kampagnenteilnehmer, rund 1.250 Männer und Frauen, will 100 Tage am Stück die Mobilität ohne eigenes Auto testen. Dafür erhalten 1.000 von ihnen ein "Bonbon": das Kampagnenticket für nur 99 Mark, mit dem sie vom 1. Juni bis 30. September sämtliche Nahverkehrszüge, Busse und Bahnen in ganz Nordrhein-Westfalen benutzen können. Sollten alle bei der Stange bleiben, werden die übrigen auch ohne diese Vergünstigung "umsteigen". Denn mehr als 1.000 Kampagnentickets können aus finanziellen Gründen nicht vergeben werden. Je 150 Interessenten haben die beiden anderen Alternativen gewählt: Sie wollen zunächst zehn Tage lang das Angebot testen und anschließend weitere neun Zehn-Tage-Pakete nehmen bzw. nur an zehn Wochenenden das Auto stehen lassen. Noch unentschlossen, für welche der drei Möglichkeiten sie sich entscheiden sollen, sind weitere 50 Personen. Daß Autofahren zu den Domänen der Herren zählt, schlägt sich positiv in der "Geschlechterbilanz" der Kampagne nieder: Rund zwei Drittel der Teilnehmer sind männlich. In Städten mit einem besseren ÖPNV- Angebot haben sich die meisten "Mobilitätstester" gemeldet. Düsseldorf, Essen, Köln und Aachen stehen an der Spitze. Siegen-Wittgenstein, Neuss, Recklinghausen und Düren führen bei den Kreisen. Für jeden Tag ohne Auto erhalten die Teilnehmer eine Glasmurmel. Jetzt schon kann sich der Künstler, der sie in einer bewegten Maschine nach Abschluß der Kampagne am 30. September in Düsseldorf vorstellen wird, auf mehr als 100.000 rollende Kugeln einstellen.

Martina Kefer, ADFC-Nachrichten für NRW

Im Takt Zeit sparen und Komfort gewinnen

Gute Nachrichten für Zugreisende: Die Bahn hat mit Sommerfahrplan 1998 ihr Angebot in NRW ausgeweitet. Ein sogenannter Integraler Fahrplan bringt dichtere Takte, mehr Komfort, kürzere Reisezeiten und sichere Umstiegsmöglichkeiten. Darauf haben sich die Deutsche Bahn AG und das Land in einem Vertrag verständigt. Die Leistungssteigerung basiert größtenteils auf dem Einsatz neuer Schienenfahrzeuge. Das Land stellt der Bahn für den Kauf von mehr als 200 neuen Fahrzeugen in den kommenden fünf Jahren 450 Millionen Mark zur Verfügung. Wolfgang Clement, Minister für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr: "Der Integrale Taktfahrplan ist ein weiterer großer Schritt auf dem Weg zu einem leistungsfähigen und attraktiven Nahverkehrssystem in unserem Land." Um den Nahverkehr aus einem Guß zu schaffen, werden die Taktfahrpläne aller Linien miteinander verknüpft. Neudeutsch integriert. So entstehen feste Linienverknüpfungen, bei denen nicht nur die einzelnen Bahnlinien, sondern auch die Anschlüsse in alle Fahrtrichtungen vertaktet sind. Die Bahn wird ihre Fahrleistung von bisher rund 74 Millionen auf 81 Millionen Zugkilometer steigern. Der Integrale Taktfahrplan verkürzt nicht nur Reisezeiten. Die Fahrgäste wissen auch, daß sie regelmäßig und an jedem Tag der Woche fahren können. Und sie können sich darauf verlassen, am nächsten Knotenpunkt grundsätzlich in jede Richtung umsteigen zu können.

ADFC-Nachrichten für NRW


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