RAD im Pott, Ausgabe Sommer 1998:

Geld für Autoparkplätze anstelle von Fahrradabstellanlagen

Essener Verkehrspolitik wider aller Vernunft

Eigentlich ist dieses eine Fahrradzeitschrift. Die Ende Mai stillgelegte Straßenbahn im Essener Norden kann aber auch EFI und ADFC nicht unberührt lassen, wirft diese doch ein bezeichnendes Licht auf die derzeitige offizielle Verkehrspolitik der Stadt Essen. Das betrifft vor allem die Tatsache, daß die Einstellung des Straßenbahnbetriebs ab Bahnhof Altenessen bereits erfolgt ist, obwohl die U-Bahn-Nordstrecke in diesem Abschnitt noch lange nicht fertiggestellt ist. Daß Busse kaum eine Alternative sind, kann jeder Nahverkehrsexperte bestätigen. Einzig dem Autoverkehr kommt dies alles zugute! Für Essens Radler besonders ärgerlich ist der Umstand, daß bei dem in den nächsten Jahren erfolgenden Umbau der Altenessener Straße der Radverkehr nur unzureichend Berücksichtigung findet. So wird in dem besonders neuralgischen Bereich zwischen Hövelstraße und Stankeitstraße keine Radverkehrsanlage zu finden sein, obwohl die Altenessener Straße Bestandteil der zukünftigen Nordradroute ist und genau am Altenessener Bahnhof Essens zweite Fahrradstation entstehen wird. Einmal abgesehen davon, daß es in diesem Kernbereich von Altenessen keinerlei Alternativen zur Querung der vielbefahrenen Eisenbahnstrecke gibt. Leider hat diese vor zwei Jahren gefällte Entscheidung (siehe auch RAD im Pott 2/96) immer noch Bestand. Wie man auf diese Art und Weise einmal "Fahrradfreundliche Stadt" werden will, wird wohl immer ein unergründliches Geheimnis bleiben.

Das gilt übrigens auch für eine Nachricht, die EFI und ADFC unmittelbar bei Redaktionsschluß erreichte: 1998 waren eigentlich 800.000 DM aus Stellplatzablösemitteln (das sind Gelder, die bei Neubauten für im Gesetz vorgeschriebene, häufig jedoch nicht realisierbare Autoabstellplätze vom Bauträger zu zahlen sind) für Fahrradabstellanlagen vorgesehen, darunter vorrangig Fahrradboxen. Nun wird jedoch dieses Geld komplett für Autoparkplätze ausgegeben, und zwar für die Großparkplätze auf dem ehemaligen Gelände der Kläranlage Nord an der Gladbecker Straße im Nordviertel sowie auf dem Porthofplatz in Werden anläßlich der dortigen 1200- Jahresfeier. Essens Radler gehen also auch in diesem Punkt einmal mehr leer aus. Ein Kommentar hierzu erübrigt sich wohl so.

Jörg Brinkmann


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