RAD im Pott, Ausgabe Herbst 1998:

Nachrichten aus Mülheim

Fahrrad-Kommission erlebte Licht und Schatten

Es gibt noch viel zu tun - doch Mülheim packt es an. Diesen Eindruck könnten die Mitglieder der Auswahlkommission des Landesprogramms Fahrradfreundliche Städte und Gemeinden aus Mülheim mitgenommen haben. Unter schwierigen Ausgangsbedingungen wurde innerhalb von zwei Jahren Vorbildliches geleistet. Diese Einschätzung vertrat nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch der örtliche ADFC. Ulrike Dörscheln, Mitglied im ADFC-Landesvorstand und stellv. Vorsitzende der Bereisungskomission, sah in punkto Öffentlichkeitsarbeit noch größere Defizite. Die Stadt hat sich der Kritik der Komissionmitglieder angenommen und die Öffentlichkeitsarbeit neu konzipiert. In Verbindung mit Kooperationspartnern in der Stadt wird der Trend zum Radfahren zur Schule, zur Arbeit, zum Einkauf oder z.B. zum Sport durch Kampagnen im nächsten Jahr gestärkt werden. Ob die Bemühungen der Stadt dahingehend honoriert werden, daß positiv über die Aufnahme in das Landesprogramm entschieden wird, darüber berät die Komission endgültig im Oktober.

Geöffnete Einbahnstraßen: keine Probleme

Der Arbeitskreis Fahrradfreundliches Mülheim muß schon bald über neue Straßen beraten, da zahlreiche Vorschläge zur Öffnung von Einbahnstraßen für Radler, teilweise von Bürgern und Stadtteilvereinen, aber natürlich auch vom ADFC vorliegen. Die neu geschaffenen Verbindungen wurden von Mülheims Radlern begrüßt und haben sich in der Praxis bewährt. Die Aussage, daß Mann bzw. Frau schon immer gegen die Einbahnstraßenrichtung gefahren sei, disqualifiziert sich nach Ansicht des ADFC ebenso selbst, wie die Kritik der F.D.P. und die Berichterstattung der NRZ über die Markierung in der Adolfstraße. Konflikte mit Autofahrern können ausgeschlossen werden, wenn dieses verkehrsplanerische Instrument im Stadtgebiet sehr gebräuchlich und bekannt ist. Geöffnete Einbahnstraßen, so Verkehrsexperten beim ADFC, sollten deshalb nicht die Ausnahme bleiben.

Mülheim feiert den neuen Ruhrtunnel für die U-Bahn mit einem großen Fest

Die Straßenbahnlinie 102, welche von der Möllhoffstraße in Dümpten zum Uhlenhorst in Broich fährt, wird ab 19. September den Ruhrtunnel benutzen. Bislang fuhr die Tram nur die Bahnhnöfe Aktienstraße und Hauptbahnhof unterirdisch an. Vom letzteren ging es über eine Rampe hinauf in die Bahnstraße. Von jetzt an werden auch die neuen Bahnhöfe Stadtmitte und Schloß Broich unterirdisch angefahren; danach erreicht die Strecke an der Duisburger Straße neben dem Betriebshof wieder Tageslicht und fädelt in die Prinzeß-Luise-Straße ein. Von hier wird im nächsten Jahr auch die Duisburger Straßenbahnlinie 901 in Richtung Mülheim Hauptbahnhof in der Unterwelt verschwinden. Die Eröffnungsfeier am 19. September wird voraussichtlich das größte Stadtfest in diesem Jahr. Mit den Baukosten für dieses kurze Stück U-Bahn hätte man stattdessen fünf Städte in der größe Mülheims komplett fahrradfreundlich umbauen können. Doch kritisiert wurde das Projekt genug, der ADFC feiert mit - den Infostand findet man im Schloßhof vom Schloß Broich.

Radplan Mülheim sehr erfolgreich

In den ersten drei Monaten nach Erscheinen des neuen Fahrradstadtplanes sind mit 2.000 Exemplaren bereits zwei Drittel der Auflage verkauft worden. Da eine über arbeitete Auflage erst im Jahr 2000 vorgesehen ist, hat die Stadt Mülheim auf Empfehlung des ADFC noch weitere Exemplare nachdrucken lassen. Zur Zeit sind alle Fahrrad- und Buchhändler sowie die Fahrradstationen mit Radplan (6 DM) gut versorgt, berichtet Anja Gertsen, die in ihrer Freizeit für den ADFC den Einzelhandel beliefert.

Hauptbahnhof mit Radstation

Die Radstation am Hauptbahnhof ist mit den Grundangeboten Bewachung (z. B. 1 DM pro Tag), Verleih (z. B. 10 DM pro Tag) und Service (z. B. 15 DM für Hand wäsche mit spez. Radreiniger) in Betrieb gegangen. In der nächsten Ausbaustufe sind Bringdienste (Heimlieferservice für gekaufte Waren) und Mobilitätsbe ratung geplant.

Kirchstraße wird ausgebaut

Bereits vor Jahren war die Maßnahme vorgesehen, doch die Baustelle Prinzeß-Luise-Straße und geänderte Planungsstandards führten zu Verzögerungen bzw. Neuplanung. Dem Radverkehr werden nach Fertigstellung im Herbst 1999 Schutzstreifen und von der Prinzeß-Luise-Straße in Richtung Hermannstraße ein Bordsteinradweg zur Verfügung stehen. Die Fahrt vom Broicher Waldweg in die Stadtmitte wird - so die Begründung im Baubeschluß - wesentlich attraktiver.

Mülheims Waldwege für Radfahrer geöffnet

Im Wald wird nun der Schilderwald gelichtet! Nach Landesforstgesetz sind grundsätzlich alle Waldwege für den nicht-motorisierten Verkehr und damit auch für Radler freigegeben. Bislang waren jedoch einige zum Radeln geeignete Wege, wie der Vogelherdweg und der Scheppenort, durch überflüssige und unsinnige Beschilderungen gesperrt. Nicht nur aus optischen Gründen waren Herrn Knoop, einem engagierten Mülheimer Alltagsradler, diese Schilder ein Dorn im Auge. Ein Schreiben an Oberstadtdirektor bewirkte eine Überprüfung mit positivem Ergebnis.

Düsseldorfer Straße: Lückenschluß gefordert

Der Radweg an der Straßburger Allee endet ausgerechnet vor der großen Kreuzung mit der Alten Straße bzw. der Düsseldorfer Straße. Carsten Voß, Mitglied für Bündnis 90/Die Grünen in der Bezirksvertretung, kennt diesen Mißstand als "alter Saarner" aus eigener Erfahrung und hat einen entsprechenden Antrag vorbereitet. Jetzt hat die Bezirksvertretung 3 einstimmig 15.000 DM Eigenmittel für einen Radfahrstreifen in Richtung Stadtmitte bereitgestellt und die Verwaltung beauftragt, ergänzende Fördermittel des Landes zu beantragen.


zur nächsten Seite: Radplan Oberhausen erschienen


zurück zur RAD im Pott-Startseite