Da die Jungfernfahrt eine etwas sprachlose Angelegenheit im Waldläuferstil war, sollte die Jubiläumsfahrt
auch etwas vom den Erlebnissen der Bewohner der früheren Grenze vermitteln
und als Schnittmenge beider Reisen sollte das Zelten dienen. Leider waren die Campingplätze an der Strecke überschaubar und wurden zumeist zur Unzeit passiert.
Nachdem mich der Radreiseführer bei der Vorplanung enttäuscht hatte, setzte ich meine Hoffnung trotz des Charakters einer Generalprobe auf die Daten der Trophy.
Allerdings wurden diese mittels einer Methode analog zum Streichen von Tante Pollys Gartenzaun erfaßt, was sich auf die Stimmigkeit der Daten auswirkte und das Verwenden einer topographischen Karte zwingend erforderte.
Hierfür hätten eigentlich Wegpunkte und Marschzahlen genügt. Immerhin ist nur Einer der Versuchung erlegen dem vorgebenen Weg komplett ohne Rücksicht auch abseits jeglicher Pfade zu folgen.
Der vielbeschworene Kodex wird für mich angesichts der funktionsunfähigen Telefone recht bald Makulatur,
die tägliche Rückmeldung dient zur Beruhigung der Lieben Daheim und die Mehrzahl der Punkte zur Dokumentation werden mehr aus Neugierde angefahren.
Denn durch die normative Kraft des Faktischen war mein Sündenregister gegen den Kodex schnell angewachsen und dieser kennt weder
Beichte oder Buße
bei Verfehlungen. Auch die rechtliche Unsicherheit einiger Streckenteile berücksichtigte die Organisation nicht,
da für sie die Form der Selbstversorgerfahrt einen Haftungsausschluß bedeutet und die jeweilige Entscheidung beim einzelnen Fahrer beließ. Zudem es an einer Ausgleichsmöglichkeit ähnlich der Strafrunde beim Biathlon fehlte, konnte der Großteil der Fahrer dem Kodex nicht gerecht werden und
wird deshalb vom Veranstalter nicht erwähnt.
Wesentlich interessanter dagegen mein Selbstversuch, ob eine solche Distanz ohne ausgiebige Vorbereitung bei Kenntnis der eigenen Grenzen zu absolvieren
war und hierbei sind noch An- und Abfahrt zu ergänzen: Es war erstaunlich problemlos. Die Befürchtung von Reizungen an den Kontaktpunkten mangels Gewöhnung trat
nur bei den Füssen ein und dies lag unter anderem wohl an der angebrochenen Schuhsohle.
Dank dieser Reise habe ich eine umfangreiche Vorstellung über das Ausmaß der früheren Grenze gewinnen dürfen, sowohl im Raum selbst als auch über das Leben der Bewohner vor sowie hinter dem Eisernen Vorhang. Dies
in Verbindung mit dem Naturerlebnis des Grünen Bandes macht diese Tour durch die deutsche Geschichte zu einem ganz besonderen Erlebnis.
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