Die Pflege des Afghanen
2. "Normale Fellpflege" des erwachsenen Afghanen:
---Pflegeprogramm für den Haushund (spätestens ab einem Alter von 2 Jahren) 
---Extrakapitel Zupfen mit Anhang "Styling"
 
 
Methoden zur Pflege des erwachsenen Afghanen 
(ausschliesslich für Haushunde und wenig an Ausstellungen interessierte Afghanenhalter!!)
 
Haushund
Manche Afghanenbesitzer bürsten fast täglich das trockene Haar. Dabei geht durch das Ausreißen und den Haarbruch viel Haar verloren. Aber wer nicht ausstellen möchte, dem kommt es vielleicht entgegen, wenn der Hund sich erst gar nicht zu einem Fellbären entwickelt - je weniger Haar, desto schneller durchgebürstet, desto weniger Verfilzungen. Das (mehr oder weniger) tägliche Bürsten dauert, je nach Haartextur und Gründlichkeitsgrad, wenige Minuten (ohne dem Heraussammeln von eingedrehten Ästchen, Kletten, Tannennadeln usw. bei Freilaufhunden).

Eine wohl recht übliche und kaum fellschonendere Methode ist es, den Afghanen alle 2-3 Wochen zu baden und das Entfilzen der entstanden Filzstellen in Kauf zu nehmen. Dies kostet ebenfalls viel Haar und trotzdem viel Zeit. 

Entfilzungshinweise finden Sie auf der vorherigen Seite .

Für diese beiden Methoden gilt gleichermaßen, dass sie nur für den Nicht-Ausstellungshund.geeignet sind. Wer den Pflegeaufwand für sich und den Hund reduzieren möchte, kann das Fell an Stellen, die sowieso nicht auffallen, wegschneiden. Es wird dem äusseren Erscheinungsbild keinen Abbruch tun: Weg mit den Filzstellen in den Achseln und zwischen den Oberschenkeln sowie im Bereich der Geschlechtsteile. Es kann geschnitten oder – schonender - effiliert werden. Filzstellen unter dem Bauch und den Innenseiten der Beine können dann auch ruhig mit der Effilierschere ausgedünnt werden.
 
 
 
Gelegenheitsaussteller
Für Gelegenheitsaussteller sollte der Baderhythmus bei 10-14 Tagen liegen und das noch feuchte Haar ausgebürstet werden, um das Haar zu schonen und zu erhalten. Das feuchte Haar nimmt auch das Entwirren der Filzstellen nicht so tragisch.
Nach dem Bad lässt man den Hund gewöhnlich bis zu eine Stunde lang antrocknen, ehe man  das noch mehr oder weniger feuchte Haar kämmt oder bürstet, die Verfilzungen auffummelt und eventuell den Hund trocken fönt.
Generell sollte man trockenes Haar nicht bürsten. Wer seinen trockenen Afghanen unbedingt trocken entfilzen möchte, sollte wenigstens zu einer Sprühflasche mit Wasser greifen und das Haar leicht benetzen. Die Feuchtigkeit macht das Haar elastischer und beugt Haarbruch und Beschädigungen an der Haarstruktur vor. Besser sind Entfilzungssprays und Pflegesprays für Hunde (siehe voriges Kapitel zum Entfilzen des Junghundes im ).
Auch wenn man den Hund lufttrocknen läßt und anschließend trocken bürstet, kommt man nicht unterhalb einer Stunde weg.
 
 
 
Zupfen
Laut Standard muss ein erwachsener Afghane einen sogenannten „Sattel“ vorweisen (kurzes, hartes Deckhaar). Sobald beim Junghund das flauschige Babyhaar am Rücken ausdünnt, sowie vor Ausstellungen bei „zuwachsenden“ erwachsenen Hunden, wird nachgeholfen und die Unterwolle (dünner Flaum) entfernt, um das gewünschte rassetypische Erscheinungsbild herzustellen. Auch der lustige Behaarung im Gesicht des Junghundes fällt dem Zupfen zum Opfer, sobald der Sattel „sauber“ gemacht wird.
Da der Standard fordert, dass das Haarkleid naturbelassen bleibt und nicht manipuliert wird, ist man sich nicht ganz einig, wie weit das "Herrichten" für die Ausstellung gehen darf. Streng genommen dürfte nicht einmal gezupft werden. In der Praxis wird auf Biegen und Brechen die gewünschte Behaarung hergestellt. Ich enhalte mich der Diskussion, ob Zupfen erlaubt ist, wenn man "nur" mit dem Bimsstein die tote Unterwolle abbreibt, oder ob ein fachgerechtes Effilieren, das selbst erfahrene Zuchtrichter nicht erkennen können,  "offiziell" toleriert werden sollte oder nicht. Jeder Besitzer muss selber entscheiden, wie weit er geht.
 
 
Hilfsmittel
- sehr feinzahniger (Floh-)Kamm 
- Bims- oder Lavastein 
- zwei Gummifingerhüte (oder Chirugen-Gummihandschuhe)
- sehr fein gezahntes Trimmesser
- Kreidespray (wird beim Trimmen von Terriern benutzt)
 
 
Technik
Sattel
Der Bims- oder Lavastein entfernt am besten lange, feine Unterwolle aus dem Sattel des erwachsenen Hundes. Manche Trimmmesser kann man als „Kamm“ einsetzen: die Unterwolle bleibt in den feinen Zinken hängen und wird mit dem Kämmstrich herausgezogen. Was dennoch stehen bleibt, wird zwischen Trimmmesser und Daumen geklemmt und sanft heraus gezogen. Immer nur wenige Haare auf einmal festhalten und sanft heraussziehen.
Kreidespray macht die Haare griffiger und erleichtert das Zupfen per Hand, Chirugen-Gummihandschuhe oder Fingerhutkappen.
Manche reissen die Unterwolle mit einer ruckenden Bewegung weg vom Hund aus, aber das ist schmerzhaft für den Hund. Wenn die Unterwolle (besonders beim Junghund) noch fest sitzt, lieber noch eine Zeitlang warten, bis sie sich von selbst löst und zu einem späteren Zeitpunkt zupfen. Das Zupfen des Sattels darf sich ruhig über mehrere Tage oder Wochen hinziehen.
Wird der Sattel eines Junghundes zum ersten Mal gesäubert, beginnen Sie kurz hinter den Schulterblättern, halten die Haut mit der einen flachen Hand (der linken für Rechtshänder) fest und reiben mit langen, festen Strichen des Zupfsteins das wollige Deckhaar ab. Benutzen Sie dafür eine der Kanten des Steins und bürsten zwischendurch die gelöste Unterwolle mit einer Bürste weg. 
Um die knochigen Stellen (Hüftbeinhöcker und Rückgrat) zu zupfen, müssen Sie die Haut von dem Knochen herunter zur Seite ziehen, ruhig in mehrere Richtungen bis der Bereich sauber ist. 
Der Sattel muss bis zum Rutenansatz und kann bis zu den Sitzbeinhöckern reichen..

Verteilen Sie die langwierige Geduldsarbeit auf mehrere Tage. Am leichtesten fällt das Zupfen, wenn man sich irgendwo hinsetzt und den Hund vor sich stehen hat, mit dem Hinterteil zwischen ihren Beinen oder sogar einem Knie unter seinem Bauch. Wenn der Hund gerade steht, hat man eine gute Obenaufsicht und kann verfolgen, ob der Sattel symmetrisch wird.

Genauso wird der Flaum am Hals gezupft.

Der Flaum auf Rute kann mit dem Trimmmesser abgeschabt werden.

Sitzt die Unterwolle zu fest, soll aber unbedingt runter, greifen viele, besonders Rüdenbesitzer, ihrem Mitgeschöpft zuliebe, zur Effilierschere und ersparen ihm damit die rabiate Prozedur des Ausreissens. Daher kann man überlegen, ob man, schon allein aus tierschützerischen Gründen, das Effilieren nicht zumindestens toleriert.
 

Kopf
Die Gummifingerhüte zupfen gezielt den Flaum am Kopf und den Halsseiten. Beginnen Sie vorne am Fang und arbeiten Sie sich Richtung Ohr vor. Immer nur sehr wenige Haar zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und vorsichtig herausziehen. Wenn der Hund sich wehrt, waren es zu viele Haare auf einmal – oder sie sitzen noch zu fest und es ist zu früh (warten Sie dan lieber nocch einen Monat). 
Der Ziegenbart (bei den langen Eckzähnen) und der Mandarin- oder Ghazni-Bart an der Kehle bleiben stehen.
Was die Gummifingerhüte an kurzem Flaum stehen lassen, kann mit dem Trimmmesser restlos entfernt werden. Klemmen Sie dazu sehr wenige Haare zwischen der Klinge und dem Dauem ein und ziehen die Haare sanft heraus.
 

Effilieren
Die (offiziell verbotene aber vielfach praktizierte) Effilierschere kann die langen, harten Haare des Barts der oberen Lefze und der Backen, der Halsoberseite, des Rutenansatzes, der Kruppe bei den Sitzbeinhöckern und der Seiten der Rute auf die gewünschte kurzhaarige Länge stutzen. Auch eine zu stark befederte Rute wird gerne ausgedünnt, indem die Befederung von den Seiten der Rute aus, also von der Rutenoberseite aus nach unten, geschnitten wird. Nicht die Fahne von unten her effilieren!
Beim Gebrauch der Effilierschere darauf achten, dass man MIT der Wuchsrichtung der Haare schneidet. Die Scherenblätter liegen dabei FLACH auf der Haut auf, so dass nur die jeweils zuoberst liegenden, längsten Haare kürzer und kürzer heruntergestutzt werden. Effiliert man gegen den Strich, entstehen Stufen, bei zu schräg gestellten Scherenblättern wird das Haar an der Wurzel abgeschnitten und es entstehen überraschend rasch kahle Stellen. Die Haut für einen gleichmässigen Schnitt straffen.
Die Entscheidung, den Sattel zu effilieren statt zu zupfen, geschieht vielfach aus Rücksicht auf den Hund. 
Je dunkler der Hund, desto natürlicher kann ein effilierte Sattel wirken.

Zuletzt gibt es noch die Möglichkeit, den Sattel (oder andere Körperpartien wie den Hals) zu scheren (Schur mit Schermaschine). Diese Manipulation ist in der Regel am auffälligsten und wird manchmal vom Ausstellungsrichter beanstandet. 
 
 
 
Styling
Die Mode, durch Zupfen, Trimmen, Effilieren und Scheren das Haarkleid des Afghanen so zu stylen, so dass die Vorzüge optimal betont und die Mängel kaschiert werden, hat im englischsprachigen Raum eine Reihe von Tipps produziert, in welchen Fällen welche Massnahmen angebracht seien. 
Es ist müssig, darüber diskutieren zu wollen, wie diese Präparationen mit der Standardforderung nach einem "sich natürlich entwickelnden Haarkleid" zu bewerten sind. Fakt ist, dass diese in den USA gängigen Tricks auch hierzulande von einigen angewendet werden. Nach dem Motto "Gleiches Recht für alle", nenne ich einfach mal einige Stylingmassnahmen.
Natürlich beziehen sich sämtliche folgenden Tipps einzig und allein auf das optische Erscheinungsbild. Der Formwertrichter kann durch das Abtasten der wahren Gegenbenheiten jedes noch so raffinierte Styling entlarven - aber da sich das optische Bild wirkungsmächtig einprägt und der Richter sich eventuell täuschen lässt oder etwas übersieht und die Ringzuschauer ja nur die optische Präsentation sehen, lohnt es sich dennoch.
Ebenfalls für alle Tipps gilt, dass Übung den Meister macht und, falsch angewendet, es dem Hund mehr schaden kann als es nützt. 
 
 
Bürsten
Das Aufbürsten (Aufbauschen/Aufplustern durch Nach-oben-bürsten) des Haares verleiht dem Hund tendentiell den Eindruck von mehr Substanz, kräftigeren Knochen, mehr Winkelungen aber auch mehr Körperlänge.
Das glatte Herunterbürsten des Haares lässt dem Hund eleganter und quadratischer wirken.
Damit kann man von Show zu Show auf die individuellen Vorlieben des jeweiligen Richters reagieren.

Detailarbeit:
Das Glätten der Halsvorderseite verlängert optisch den Hals.
Ein bauschiger Haarschopf auf dem Widerrist verbirgt den Verlauf der Nackenlinie. 
Man kann den Widerristschopf so bearbeiten, dass der Eindruck einer schön geschwungenen Nackenlinie vermittelt wird.
Um Winkelungen hervorzuheben, ist das Aufbürsten der Sprunggelenke (d.h. Rückseite der Hintermittelfüsse), der Ellenbogen (d.h. Rückseite der Vorderbeine) und der Vorbrust geeignet.
Ein glattgebürsteter Mittelscheitel auf dem Kopf lässt einen schmalen Kopf breiter erscheinen. Umgekhrt wirkt ein breiter Oberkopf schmaler und eleganter, wenn das gesamte Stirnhaar auf eine Seite gelegt wird und/oder der Haarschopf aufgeplustert wird.
Hat der Hund abgehaart, verleiht das Aufbürsten mehr Volumen.
Das Aufbürsten kaschiert außerdem Beschädigigungen an bestimmten Stellen.

In den USA ist Bürsten im Ring erlaubt, so dass nach jedem Laufen der gewünschte Look wird zurechtgebürstet werden kann. In Deutschland wird in der Regel im Ring nicht gebürstet, so dass der Effekt im Laufe der Vorführung an Wirkung einbüsst.
Daher ist das Trimmen des Haarkleides eine Möglichkeit, einen bestimmten Effekt dauerhaft herzustellen.
 
 
Trimmen
Generell ist zu bedenken, dass auf jede Aktion eine Reaktion folgt, d.h. wenn an einer Stelle getrimmt wird, um einen bestimmten Effekt zu erzielen, genau dies sich auf ein anderes Merkmal unvorteilhaft auswirken kann.
Wichtig in allen Fällen: nicht übertreiben und alles so natürlich wie möglich wirken lassen.

Hals
Ein nackter Hals wirkt länger, besonders wenn auch der Widerristschopf gezupft wird. Allerdings kann ein an Kraft und Substanz mangelnder, schwach bemuskelter Hals dünn und schwach wirken. Insgesamt wirkt der Hund eleganter und verfeinerter.
Das Schneiden der Halsvorderseite (Kehle) kann in der Seitenansicht die Vorhandwinkelung steiler erscheinen lassen.
Dagegen verkürzt ein behaarter Hals plus Haarschopf optisch die Körperlänge des Hundes und lässt ihn quadratischer erscheinen (noch deutlicher mit zunehmnder Länge des Seitenfells).
Belässt man das Haar auf der Halsvorderseite, erscheint die Vorhand besser unter dem Körper stehend, verlängert aber den Eindruck über die Körperlänge.

Widerristschopf
Gezupft kann man eine schöne Nackenlinie und Schulterlage betonen.
Fliesst die Halslinie nicht fliessend in die Rückenlinie oder ist die Schulter kurz und steil, kann man dies unter dem Haarschopf verbergen. 
Man kann sogar durch das Zupfen des Schulterblattbereichs versuchen, die Illusion einer schrägeren Schulterblattlage zu erzielen.

Front
Eine gerade, kräftige Front (Vorderansicht der Brust) wird durch einen getrimmten Hals betont.
Damit die Vorderbeine gerade erscheinen, wird Pfotenhaar, das nach innen oder aussen absteht und damit den parallelen Look stört, effilliert.

Seitenhaar
Eine aufgezogene Bauchlinie (schräg hochgeschnittenes Fell vom Vorder- zum Hinterbein) verkürzt optisch die Körperlänge, macht den Hund quadratischer.
Der Effekt kann verstärkt werden, indem die schräge Unterlinie ungefähr parallel zur Grenze zwischen Sattel und Langhaar verläuft, d.h. auch der Sattel an der Hüfte schmal ist und Richtung  Ellenbogen hin tiefer ausfällt. 
Weitere Sattel-Tricks:

Sattel
Ein tiefer Sattel, besonders wenn er die Kruppe (bis Sitzbeinhöcker) mit einschliesst, verkürzt den Rücken erheblich und lässt den Hund quadratischer erscheinen. Der langbeinige Eindruck wird durch ein kurzhaariges Eck auf dem Oberschenkel noch verstärkt (tiefer Sattel fast bis zum Knie). 
Nebeneffekt: Der Hund wirkt weniger gewinkelt und verfeinert.

(Quelle: siehe  unter Barbara Bornstein und Julie Roche)
 


 
 

Jetzt geht es endlich zur langerwarteten Showpflege:
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