Was f�r ein Menschenbild hat Franz Kafka?Franz Kafka legt dem Leser seiner Kurzgeschichte „Ein Bericht f�r eine Akademie“ sein Menschenbild und seine Meinung �ber die heutige Zivilisation dar, indem er einen direkten Vergleich zwischen einem, von den Menschen eher als primitiv bezeichneten, Affen und eben dieser Zivilisation erm�glicht. So kann der Leser wegen der distanzierten Sicht eines Erz�hlers, des lyrischen Ichs, der unsere Zivilisation von au�en betrachtet, �ber diese urteilen. Kafka erm�glicht dem Leser dadurch eine Distanz von dem Alltag, aus welcher er �ber diesen besser urteilen kann. Der Affe, der gegen seinen Willen von den Menschen „Rotpeter“ genannt wird, beschreibt seine Gefangennahme an der Golfk�ste als brutalen Akt, in dem er mit 2 Sch�ssen aus dem Hinterhalt so stark verwundet wurde, dass er in Ohnmacht fiel. Danach wurde er in einen K�fig gebracht, der so eng und niedrig war, dass er darin weder stehen noch sitzen konnte (obwohl es nicht erw�hnt wird, musste er immer noch stark an den Schmerzen der noch nicht verheilten Wunden leiden, denn als er aus seiner Ohnmacht erwachte, befand er sich bereits in diesem K�fig). Dies alles geschah nur, weil die Firma Hagenbeck Affen f�r den Zirkus brauchte. Weiterhin erz�hlt „Rotpeter“, wie er von einem Matrosen dazu dressiert wurde aus dessen Schnapsflasche zu trinken und wie dieser sich dann an dem Ekel des Affens vor dem Geruch, der ihn im Brechreiz w�rgen lie�, weitete. Sp�ter zwang sich „Rotpeter“ mit der gr��ten Selbst�berwindung allerdings doch noch dazu, aus der Flasche zu trinken, obwohl ihm vor dem Geruch nach wie vor ekelte. Nebenbei erw�hnt „Rotpeter“ auch einmal, wie dieser Matrose hin und wieder einmal seine brennende Pfeife an sein Fell hielt, so dass dieses an einer Stelle, die er nur schwer erreichen konnte, zu glimmen anfing. Er betont dabei allerdings besonders, dass der Matrose es auch immer wieder mit seiner „riesigen guten Hand“ l�schte. Der Affe erz�hlt auch zu Beginn der Geschichte, dass er mit dem F�hrer der Firma Hagenbeck, der Firma also, von der er gefangengenommen wurde, „schon manche gute Flasche Rotwein geleert [hatte]“ Die Anpassung an die Menschen verlangte dem Affen einen z�hen Willen und absolute Selbst�berwindung und Selbstaufgabe ab, denn er musste dabei auf seine ehemalige Freiheit verzichten (siehe n�chstes Kapitel) und alle bisherigen Gewohnheiten aufgeben. Daraus wird ersichtlich, dass der Affe im Grunde einen besseren Charakter hat, wie die Menschen, denn er hat den Menschen alle Taten, die sie ihm angetan haben, bereits vergeben. „Rotpeter“ zeichnet sich auch durch einen extrem starken Willen aus, denn er hat in nicht einmal 5 Jahren die Durchschnittsbildung eines Europ�ers erreicht, f�r die ein Europ�er seine gesamte Kindheit und Jugend ben�tigt - alles in allem etwa 15 Jahre! Von den Menschen wird er allerdings nur benutzt, obwohl er dies nicht wahrhaben m�chte. So besteht seine Besch�ftigung, wie „Rotpeter“ einmal aufz�hlt, haupts�chlich aus Vorstellungen im Variet�, Banketten, wissenschaftlichen Gesellschaften und gem�tlichem Beisammensein. Au�er der letzten Besch�ftigung wird er wohl nur zur Unterhaltung bzw. als wissenschaftliches Objekt dienen. Seine Hauptbesch�ftigung sind die Auftritte im Variet�. Der Zweck diese Auftritte beschr�nken sich dann auf die Unterhaltung des Publikums und der damit verbundenen Befriedigung der Sensationslust desselben. Auch in den wissenschaftlichen Gesellschaften wird er wohl, wie vor der Akademie, nur als wissenschaftliches Objekt dienen, das die Neugierde der Wissenschaftler befriedigen soll. „Rotpeter“ dient den Menschen also nur zur Befriedigung ihrer Sensationslust. Sie sehen ihn als Sensation, nicht als Menschen an, obwohl, wie in seinem Bericht deutlich wird, er vom Charakter her ein Mensch ist. Daraus wird deutlich, dass Menschen ihr Gegen�ber einerseits haupts�chlich nach dessen �u�erem und ihren eigenen Vorurteilen beurteilen, denn wer seinem Aussehen nach ein Affe ist, muss auch einer sein (eine �hnliche Situation wird F. Kafka als Jude zu seiner Zeit in der europ�ischen Gesellschaft vorgefunden haben: er wurde mit Vorurteilen beurteilt. Er konnte deshalb, als er diese Kurzgeschichte schrieb, wohl auch auf eigene Erfahrungen zur�ckgreifen.). Die Menschen werden auch als r�cksichtslos und selbsts�chtig dargestellt, denn sonst h�tten sie „Rotpeter“ wohl erst gar nicht auf so grausame Weise gefangengenommen und in einen solchen engen K�fig gesperrt. Wenn die Menschen nicht so selbsts�chtig w�ren, w�rden sie �berhaupt keine Tiere gefangen nehmen oder auch, wenn man dieses Beispiel etwas verallgemeinert, �berhaupt niemanden unterdr�cken, denn genau darauf l�uft es hinaus: die m�chtigeren Menschen unterdr�cken die nicht so m�chtigen. Ob dies nun andere Menschen oder auch „nur“ Tiere sind, an denen sie ihre eigenen Bed�rfnisse befriedigen, spielt dabei keine Rolle. Dies machen sie selbst dann, wenn diese Bed�rfnisse solch niederer Natur sind, wie es die Sensationslust ist. Die sch�ne, soziale und moderne Zivilisation ist in Grunde nur eine Farce, denn in Wirklichkeit wird sie eher von einem - wie es die Nazis nannten - Sozialdarwinismus beherrscht, da auf die Armen und Machtlosen nur dann R�cksicht genommen wird, wenn die Reichen es wollen. Die sozialen Produkte der modernen Zivilisation wie Menschenrechte etc. gelten eigentlich nur f�r die, die sie bezahlen k�nnen. Kafka entwickelt demnach das Bild einer r�cksichtslosen und selbsts�chtigen Spezies Mensch, die ihr Gegen�ber nur auf dessen �u�eres und die eigenen Vorurteilen reduziert. |
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