Auf den Spuren der Hanse
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Auch dieses Jahr weist die
Hanze Fietsroute
den Weg, allerdings nur für zwei Wochen... Daher beginnt die Reise diesmal direkt an der Ostsee!
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Zeitgleich mit meinem Start in Rostock beginnt auch der Regen und weicht an diesem Tag
nicht mehr von meiner Seite. Daher lerne ich im Gegensatz zum letzten Jahr auch die kleinen reetgedeckten Schutzkegel schätzen und stehe darunter und nicht davor.
Meine Regenjacke darf ich den ganzen Tag tragen bis ich die Jugendherberge in Born-Ibenhorst erreiche und
langsam trockne... Über den Darß soll es nun nach Barth zum
Vineta Museum gehen,
dort bleibe ich direkt am Hafen in einer
Pension hängen und genieße den kleinen Luxus zwischendurch:
Laut TV-Wetterbericht gab es gestern in Rostock 24 mm pro m²... Nicht daß ich dies nicht gemerkt habe!
So komme ich nicht mehr ins das Museum selbst, kann aber die Barther Museumnacht zum Thema Rügenfürsten und Pommernherzöge
nutzen und erfahre so weitaus mehr. So unterrichtet könnte es eigentlich direkt nach Rügen gehen, doch sicher ist dies noch nicht.
Als ich in Stralsund eintraf, hatte dort bereits das Schillsche Armeecorps Quartier gemacht um die Stadt zu befreien.
Dem wollte ich nicht entgegenstehen und schlage mein Lager in Altefähr auf.
Die Rügen-Rundtour soll nun im Uhrzeigersinn absolviert werden,
um auch den Westteil abseits des Verkehrs kennen zu lernen. Auf verschlungenen Pfaden entlang der Küste gelange ich nach
Dranske und am nächsten Tag passiere ich Kap Arkona:
Meine Hauptattraktion ist allerdings
auch dieses Jahr wieder die Kleine Rast südlich davon...
Später werden in Nipmerow die Mücken beim Zelt-Aufbau traditionell erst verköstigt und dann gejagt.
Tags darauf durchquere ich - staunend über die Hinterlassenschaften der Maßlosigkeit - Prora und werde angesichts der dünnen Wände
Gedanken über Statik und horrende Heizkosten nicht los...
Das Jagdschloß Granitz bietet eine gelungene Ablenkung hierzu, zumal es mitten im Wald auf der höchsten Erhebung Ostrügens steht
und dies ein wenig Anstrengung fordert. Den Tag lasse ich in der Segel-Akademie bei
Putbus ausklingen, wohl wissend, daß es ihr letztes Jahr in dieser Form ist. Die Insel verabschiedet mich auf ihren holperigen und sandigen Nebenwegen.
Am Mittag setze ich mit der Glewitzer Fähre auf das Festland über und folge
dem Ostsee-Radweg Richtung Greifswald, meinem heutigen Ziel.
Meinen dortigen Wasch-Salon-Besuch muß ich aufschieben, da ich nicht über das entsprechende Kleingeld verfüge. Papiergeld wechseln ist auch unmöglich, da ich diesen Mangel an Münzen
mit dem Rest der Stadt teile. Daher versuche ich nun die lokale Wirtschaft zu stützen, der Erfolg ist mäßig: Die erste Rechnung im Straßencafé ist auch glatt...
Daher kaufe ich noch was Nützliches um an Münzen zu gelangen und endlich waschen zu können.
In unmittelbarer Nähe der Hanze Fietsroute macht die jüngere Vergangenheit sowie die nahe Zukunft auf sich aufmerksam:
Unweit von Lubmin findet sich direkt am Bodden das frühere
KKW Greifswald, welches aktuell zurückgebaut
wird. Ein Informationszentrum gibt hierüber vor Ort Auskunft und eine Besichtung der Anlage ist nach Voranmeldung möglich.
Als Nachnutzung wird an diesem Standort eine Industrie- und Gewerbefläche mit eigenem Hafen entstehen. Auch die geplante nordeuropäische Gasleitung
soll hier anlanden. Der Kontrast zum mittelalterlichen Stadtkern von Wolgast könnte größer nicht sein und so endet der Tag heute hier in der
Alten Molkerei, um den späteren Sommerabend noch in diesem Ambiente genießen zu können.
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Der Peenestrom läßt sich in Wolgast auf einem brückeneigenen Radweg queren,
sofern dieser gefunden und die Klappbrücke geschlossen ist. Damit ist die Insel Usedom erreicht und
die weitere Fahrt soll nun nach Heringsdorf führen.
Hierbei stellt sich unweigerlich die Frage, ob die Kette der Ostseebäder die Küste prägt oder umgekehrt. Letzlich wird die Mehrheit der Besucher im Sommer am Strand zu finden sein
und ihren wohlverdienten Urlaub genießen. Die Stadt Usedom hingegen befindet sich im Süden der gleichnamigen Insel und
stellt die Verbindung zum Festland her. Neben der unvermeidlichen Brücke besteht auch zwischen Karnin und Kamp
eine Fährverbindung für Wanderer und Radfahrer: Nur ausgerechnet an diesem Wochenende
verkehrt sie wegen technischer Gründe nicht und bringt mich somit um die Passage
entlang der berühmten Hubbrücke. Also geht es nun in einer netten großen Schleife Richtung
Anklam und interessanterweise kommen mir am Nachmittag nun Radler entgegen, welche ich am Vormittag auf der Insel überholt hatte.
Irgendwann am Abend erreiche ich Grambin, baue mein Zelt
in der direkten Nähe des Oderhaffs auf und verziehe mich in den Schlafsack. Erst am nächsten Morgen realisiere ich die tolle Lage des
Campingplatzes, auch weil die Tage immer kürzer werden und der Aufbau meist in der Dämmerung stattfindet.
Nach einem etwas trägen Beginn am Morgen liegt nun der Kurs Süd an, doch knapp hinter Ferdinandshof findet sich mit dem Gasthof
Zur alten Dachdeckerei
in Eichhof ein vorzüglicher Grund für eine längere Pause.
Auf meiner vergeblichen Suche nach einem Campingplatz passiere ich in Prenzlau
eine Pension und darf als Belohnung auch etwas länger aufbleiben und fernsehen.
Dabei ist es schon dunkel.
Die geschäftige Hektik der Urlaubsorte an der Ostsee habe ich nun endgültig hinter mir gelassen, den Parsteinsee
erreiche ich erst als die Rezeption schon längst geschlossen ist und bringe mich so um die Duschmünzen.
Die Landschaft scheint noch in sich selbst zu ruhen.
Von der Uckermark gelange ich nun in den Oderbruch
und auch die Begegnungen unterwegs werden immer spärlicher. Die mir verbliebene Zeit wird auch zusehends knapper und diese Tour wird wohl in
Frankfurt / Oder enden.
Bald darf ich auf höchst abwechselungsreichen Pfaden und Wegen die Querung des Barnim beginnen, zelte in
Tiefensee und verlasse ihn in Richtung Lebuser Land.
Zwischen Obersdorf und Trebnitz findet sich dank des Europa-Radwegs R1
komfortables Kopfstein-Pflaster, nach diesem kurzen Intermezzo nehmen mein Weg und der R1
nun genau entgegengesetzte Richtungen ein. Der Tag endet kurz vor dem Sonnenuntergang in Alt Zeschdorf in unmittelbarer Nähe des Hohenjesarschen Sees,
wo im letzten Tageslicht meine Nylon-Villa in gebotener Eile Gestalt annimmt. Das Ziel meiner Tour ist nicht mehr fern und daher muß ich mich nun mit dem Gedanken des baldigen Endes dieser Reise anfreunden.
Nur zu gerne würde ich die Zeit ein paar Tage zurückdrehen. Den entsprechenden Knopf passiere ich am nächsten Tag auch, doch er scheint schon seit langem außer Betrieb zu sein.
Schneller als erwartet erreiche ich schließlich mit Frankfurt an der Oder das vorläufige Ende dieser Tour...
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Der Abschnitt entlang der Ostsee-Küste sowie der Oder ist landschaftlich grandios, zumal die Hanze Fietsroute fast vergessene Wege und Pfade nutzt:
Jeden Augenblick könnte ein hanseatischer Händler mit seinem Pferdegespann um die Ecke biegen... Oder eine Postkutsche über das Kopfsteinplaster rattern...
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2008
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Es dankt für die Aufmerksamkeit Frank Brächter!
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