Nach geschafften Abi und Zivildienst machten wir, dass sind Jens und ich, uns auf den Weg nach Kanada, um einmal "richtig" Urlaub zu machen (also kein Ballermann). Es sollte ein Urlaub werden, den wir sicher in naher Zukunft in dieser Form auch nicht wieder widerholen würden.
Reiseroute
Land
Leute
Tiere
Nationalparks
Vancouver
Rückflug
Resumee
Unsere Reise begann am 4. August 1999 im Jahre des Herren in Düsseldorf.
Der Start war gegen 14.00 Uhr angesetzt, und mit nur einer Stunde Verspätung gingen wir dann auch in die Luft. Weiter
ging unsere Reise über Groß-Britannien, Grönland und die Hudson Bay, und nach einem Zwischenstop in Calgary
kamen wir um 18.00 Uhr in Vancouver an. Hier ging es sofort nach Tsawwassen, wo wir unseren Camper in Empfang genommen
haben. Und dann war erst mal schlafen angesagt, denn in Deutschland sassen zu diesem Zeitpunkt die meisten schon wieder
hinter ihren Schreibtischen.
Am nächsten Tag ging es dann endlich los. Unser Camper war ein Chevrolet Pick-Up mit lächerlichen 330 PS. Unter
der Motorhaube von der Grösse eines Smart steckte ein Motor mit 8 Zylindern und 6l Hubraum. Entsprechend hatte der
Tank ein Volumen von 120 Litern, doch mit dieser Füllung kamen wir in der Regel keine 300 km weit. Aber Sprit kostet
in Amerika bekanntlich nichts.
Nach den anfänglichen Fahrversuchen in einer amerikanischen Grossstadt (Staus kennt man in Bochum natürlich auch,
aber in Kanada fährt man mit Abstand und ohne drängeln) fuhren wir immer weiter ostwärts an der
US-Grenze vorbei. Wir folgtem immer dem Highway No. 3 an klasse Badeseen vorbei. Ab Cresten ging es weiter über den
Highway 95, allerdings über Kimberly, bis nach Radium Hot Springs, wo wir endlich den ersten Nationalpark erreichten.
Nach einem Eintritt von 35 kan$ pro Person durften wir in die Nationalparks, beginnend mit dem Kooteney NP, einfahren.
Weiter ging es in den Banff National Park. Von hier aus machten wir einen Abstecher in den Yoho NP und über Golden in
den Glacier NP, bevor es endlich über den legendären "Icefields Parkway" nach Jasper ging, wo wir zwei
Nächte verbrachten. Hier gings weiter entlang des Trans-Canada Highway 16 durch den Mt. Robson Prov. Park über
eine schir endlose Strasse bis nach Prince George, einer verschlafenen Stadt an der nördlichsten Spitze unserer
Rundreise. Von hier aus fuhren wir den über Highway 97 bis 100 Mile House; in Quesnel nahmen wir uns jedoch die Zeit
für einen kleinen 160km-Abstecher in die Westernstadt Barkaville. Von 100 Mile House weiter fuhren wir nach Kamloops,
Cache Creek und Lillooet zurück nach Vancouver. Insgesamt waren wir auf dieser Route 16 Tage unterwegs; die letzten 4
Tage verbrachten wir auf dem Luxus-Campground in Burnaby vor den Toren Vancouvers.
Als wir in Tsawwassen aufbrachen, haben wir uns schon
einmal darauf eingestellt, in den kommenden drei Wochen in erster Linie Bäume zu sehen und lediglich nur selten mal
einen Baum oder sogar einen Baum zu Gesicht bekommen sollten; kurzum: wir dachten, der Süden British Columbias
bestünde ausschliesslich aus Wald. Gut, in der Greater Area Vancouvers war die Landwirtschaft natürlich
prägend, aber ausserhalb schien sich unsere Baum-Theorie auch zu bestätigen, bis...
... wir das Okanagan Valley erreichten. Hier gab es plötzlich kaum noch Bäume, stattdessen kam es uns vor wie in
der Wüste, und schnell lernten wir die Klimaanlage in unserem Camper zu schätzen. Hier -völlig unerwartet-
waren plötzlich riesige Obstplantagen. Erst später erfuhren wir, dass es sich hierbei um eines der grössten
Anbeugebiete Amerikas handelt. Doch in den Nationalparks haben dann doch die Bäume das Land zurück erobert.
Beeindruckt waren wir auch von den zahlreichen Seen, die mitten im Wald lagen und teilweise sogar richtige Sandstrände
hatten, wie man ihn sonst nur auf Mallorca erwarten würde. Als wir uns dann mal vorsichtig in einen der ca. 1000m hoch
gelegenen Seen trauten, folgte die nächste Überraschung: die Dinger waren sogar richtig warm. Man kann also hier
von wunderbaren, stillen und nahezu romantischen Seen sprechen -auf jeden Fall empfehlenswert.
Diese Seen fand man an zahlreichen Stellen, mal mehr oder weniger abgelegen. An einem See hätte man für 40.000
kan$ eine Lodge kaufen können und im nachinein ärgere ich mich darüber, dass ich es nicht getan habe.
Den nächsten "Schock" erlitten wir auf der Strecke von Kamloops über Cache Creek bis Lytton. Hier gab
es plötzlich keine Bäume mehr; nicht mal einen einzigen. Stattdessen prägten ausgedörrte Wiesen die
Landschaft, auf denen hier und da mal irgendein Strauch stand. Plötzlich dachten wir, dass wir mitten in Nevada oder
so gelandet seien, aber nicht in Kanada! Das Geheimnis: wir befanden uns im Regenschattengebiet der bis zu 4000m hohen
Coast-Mountains, die nicht einen Regentropfen in diese Region durch liessen. Doch irgendwie boten sich uns auch
fantastische Bilder, wie sich zum Beispiel der Fraser River durch das enge, ausgetrocknete Tal schlängelte oder wie
der Kamloop Lake in der Wüste lag.
Noch ein Wort zu den Strassen: sie sind "grauenhaft" Damit meine ich nicht die Region, denn die war fantastisch
zu durchfahren. Doch die Bauart war nervig. Die Strassen sind nämlich wirklich, auch in den Bergen, einfach nur
gerade. Auf der Strecke von Tete Jaune Cache nach Prince George sind wir 250 km gefahren, ohne eine Kurve zu sehen.
Stattdessen geht es immer nur rauf und runter, da man einfach über die Hügel drüber baut. Wenn da nicht die
Landschaft wäre, wären wir unter Garantie eingepennt.
... und vorsicht: immer volltanken. Ständig sieht man Warnschilder,auf denen steht: next Gas: 183 km. Wenn man da
liegen bleibt...
Keineswegs-die Amerikaner sind weitaus freundlicher als
die Deutschen, und erst recht als diejenigen, die man hier im anonymen Ruhrgebiet kennt. Zum ersten mal seit einer Ewigkeit
mit english konfrontiert war ich völlig überrascht, als man mich plötzlich an der Kasse im Supermarkt fragte
"How 're you". Die Frage habe ich zwar verstanden (5. Klasse), was aber nicht heisst, dass ich damit auch was
anfangen konnte: ich hätte eigentlich so was in der Art "siebzehnfünfundneunzig" erwartet, doch
stattdessen gerieten wir mit der Kassierin in aller Ruhe, die man sich in unseren Landen auf keinen Fall nehmen würde,
in einen Plausch. Man wollte wissen, wo wir herkommen, was wir gesehen haben, wie lange wir bleiben ... in Deutschland
würde die Kassiererin sofort gefeuert werden, weil sie zum einen zu lange braucht und zum zweiten zu neugierig war.
Doch nachdem wir einige Tips bekommen haben, war dies keine Neugier mehr, sondern eine Freundlichkeit, wie wir sie nicht
kannten.
Genauso ging es auch auf den Campingplätzen weiter: immer wieder kam man mit den Leuten ins Gespräch, hat sich
gegensetig Tips gegeben und über das Leben in Amerika erfahren. Da haben wir zum Beispiel einen New Yorker getroffen,
der allerdings vor 4 Jahren sein Haus in New York verkauft hat und nun mit einem Camper den Kontinent erkundet. Andere
wiederum hatten Fragen zu unserem Camper, aber immer wieder kam man mit den Einheimischen in Kontakt, was ich eigentlich
als sehr angenehm und offen empfand. Und oftmals wurden wir mit einem freundlichem "Guten Tag" willkommen
geheissen, nachdem wir uns als Deutsche geoutet hatten.
Natürlich gibt es auch in Kanada Ausländer: das erste Wohnmobil, das wir in Kanada sahen, hatte in gelbes
Nummernschild... ich dachte, ich seh nicht richtig. Und da sind sehr viele Auswanderer, die sich in Kanada niedergelassen
haben. So haben wir einen Schweizer getroffen, der einen Campground besitzt. Doch nachdem wir ihm beigebracht haben, dass
Nordrhein-Westfalen (auf den Anmeldebögen wurde immer nach State/Province gefragt) sowas wie ein Kanton sei, kamen wir
zu dem Entschluss, dass wir mit diesem Mann besser Englisch hätten sprechen sollen: dann hätten wir nämlich
mehr verstanden als auf seinem schwizzerisch.
An den Touristenattraktionen kamen wir uns allerdings mehr so vor, als wären wir in Japan: ich wusste gar nicht, dass
es überhaupt so viele Japaner auf diesem Planeten gibt, und vor lauter Kamerasurren und klick klick klick verstand man
sein eigenes Wort nicht mehr. Aber wir waren ja selbst auch nur "blöde" Touristen.
Lustig war da noch das Dorf Kimberly: nachdem die Kohleförderung hier kein Geschäft mehr brachte, kam man auf die
Idee, aus der Skiort Kimberly eine "bavarian City" zu bauen. Und die Reiseführer haben nicht zu viel
versprochen: es sah tatsächlich auf dem "Plazl", der Einkaufsstrasse Kimberlys, so aus wie in Bayern: die
Fassaden hatten bayrisches Flair, natürlich in weiss und blau, es gab überall Sauerbraten und Applestrudel. Auch
bayrisches Bier, nämlich Warsteiner light (nach einem normalen Warsteiner wäre ganz Kimberly besoffen gewesen),
die original Kirschtorte und die Kuckucksuhren durften natürlich genauso wenig fehlen wie die bayrische Jodelmusik.
Naja, irgenwie hat man dann doch einiges durcheinander geschmissen, was bei uns den Begriff "Crazy Canadiens"
prägte. Aber die Amis stehen drauf...
In Kanada sind die Viecher alle ziemlich Krass drauf: Autobahnen, Tempolimits,
Hochgeschwindigkeits-ICE-Trassen und andere Verkehrssysteme scheinen sie nicht zu kennen, denn, egal wo, die Viecher haben
Vorfahrt, oder eher gesagt: sie nehmen sie sich einfach. Und Menschen scheinen sie auch nicht zu kennen. Doch auf der
anderen Seite konnten wir dieses Ärgernis ausnutzen, um jede Menge dieser Viecher zu sehen.
Alles fing auf dem ersten Campground an, denn hier schlich plötzlich irgendein Waipiti-Hirsch zwischen den Campern und
Zelten rum, ohne sich an den Lagerfeuern oder Menschen zu stören: es wurde einfach weitergefressen, während
wir in aller Aufruhe unsere Kameras aus dem Auto holten. An der Reaktion der anderen Gäste auf dem Campground scheint
dies aber wohl nichts besonderes zu sein, wie wir später selbst noch erfuhren.
Gerade auf den Campgrounds in den Nationalparks stand immer das Schild CAUTION: BEAR IN AREA an der Einfahrt, was uns ein
sehr beruhigendes Gefühl vermittelte. Immerhin waren wir nicht in einem Zelt, sondern in einem Camper, doch das half
auch nichts, wenn man des Nachts mal aufs Klo musste. Irgendwie ein lustiges, aber auch ein beängstigendes
Gefühl: der Abenteuerurlaub hat spätestens jetzt begonnen. Doch die Angst stellte sich zu unrecht ein: wenn wir
mal einen Schwarz- oder Braunbären gesehen haben, so verdanken wir dies dem Stau, der sich plötzlich auf dem
Highway bildete. Wenn Stau angesagt war, dann gab es auch tatsächlich etwas am Strassenrand zu sehen. Leider haben wir
keine lustigen Bilder mit zerfetzten Menschen und blutrünstigen Bären machen können, da die eigentlich
pussierlichen Tierchen jedesmal friedlich im Gras grasten, schnüffelten oder sonst was machten. Von der Blechkarawane
und den tausend Menschen 25m neben ihnen nahmen sie keine Kenntnis, und die friedfertigen Bären schien es auch nicht
zu beeindrucken, dass sie wahrscheinlich auf mehr Fotos zu sehen sind als Dolly Buster oder Claudia Schiffer.
Im Gegensatz zu den Bären waren die Waipiti-Hirsche und Bergschafe schon etwas dreister: sie watschelten einfach mit
ihren Jungen quer über den Highway, und wenn man dann eine Vollbremsung hingelegt hat, um ihnen das Leben zu retten,
hat sie das auch nicht im geringsten beeindruckt. Und man berücksichtige, dass wir nach jeder Vollbremsung erstmal
unseren
Camper von neuem aufräumen mussten...
Süss waren auch die zahlreichen Erdhörnchen, die uns nacht für nacht auf unseren Campingplätzen mit
ihren Geräuschen genervt hatten. Sie sind mit unseren Eichhörnchen vergleichbar, jedoch zutraulicher und
famliliärer, was sie irgendwie sympatisch machte. Meistens waren sie aber zu schnell, um sie irgendwie auf Papier zu
bringen. Dasselbe galt auch für den Bieber, der uns im Glacier National Park beinahe vor das Auto gerannt
wäre.
Insgesamt kamen wir uns vor wie in einem Zoo mit zahlreichen Tieren, die wir nicht kannten. Doch gerade auf Wanderungen war
dies ziemlich interressant, denn an den Einstigen zu den Wegen wurde man stets auf Bären hingewiesen, und wenn dann
mal irgendwas hinter einem raschelte (was sich meist dann doch als Wildhuhn oder so entpuppte), dann blieb einem jedes mal
das Herz stehen, zumal man wusste, dass dieser Zoo keine Zäune hat. Wenn es also doch ein Bär gewesen
wäre...
neuer Weltrekord im 100m-Lauf !!!
Richtig gefährlich für uns waren da jedoch Viecher, die viel kleiner sind als Bären: Mücken, die uns
derartig gestochen haben, dass wir doch noch eine Apotheke aufsuchen konnten. Die Leute sind da allerdings schon auf dieses
Problem bestens vorbereitet und halten entsprechende Mittel bereit.
Auf unseren Wegen kamen wir durch insgesamt fünf Nationalparks, nämlich die Kotenay,
Banff, Yoho, Glacier und Jasper National Parks.
Als erstes fuhren wir durch den Kotenay NP, der (zum Glück) weniger bekannt ist als Banff und Jasper. Entsrechend war
dieser Park auch nicht so überfüllt, und man bekam hier auch noch problemlos einen Campground. Zudem war dieser
Park auch einer der reizvollsten. Schon an der Einfahrt zu diesem Park hinter Radium Hot Springs fuhr man plötzlich
durch enge Schluchten und weite Täler, wie man sie sich in Kanada so richtig vorstellt. Hier gab es auch noch Seen, an
denen man wirklich kaum Leute trifft, und an denen man die Natur noch ungestört geniessen konnte. Doch obwohl wir auch
hier vor Bären gewarnt wurden: wir haben (natürlich) keine gesehen.
Weiter ging es in den Banff National Park, der sicherlich auch einer der bekanntesten ist. Hier fuhren wir auf den
Johnston's Canyon Campground, der schon weitaus voller war als der im Kotenay NP. Und wo man uns noch vor gewarnt hatte und
was wir nicht ernst nahmen: die Bahnlinie verlief direkt hinter dem Campground, was über nacht und bei einer
Zuglänge von ca. 3 km schon ziemlich nervig war. Dies wurde aber durch den Johnstons Canyon entschädigt.
Unser Weg führte uns durch eine Schlucht mit zwei grossen Wasserfällen, die man jedoch vor lauter Leuten kaum zu
sehen bekam. Also wanderten wir weiter zu den Paint Pots, irgenwelchen Quellen, die durch natürlich Tinte
blaugrün gefärbt waren und lustig vor sich hin blubberten. Hier waren wir in einem Hochtal mit einem tollen
Ausblick auf die Berge, der den meisten Leuten jedoch verwährt blieb, da sie keinen Bock auf diese 11km-Wanderung
hatten.
Am nächsten Tag sind wir nach Banff gefahren, der "Hauptstadt" des Nationalparks. Da dieses Dorf, das mehr
Souveniergeschäfte als Einwohner hatte und in dem man bei McDoof nur Japaner gesehen hat, von Touristen nur so
überfüllt war und das Wetter zudem unter aller Sau war, sind wir fluchtartig über Golden in den Glacier NP
geflüchtet. Sobald wir Banff verliessen, war das Wetter wieder so, wie man sich das im Urlaub vorstellt.
Im Glacier NP boten sich uns da schon höhere Berge, die mit Gletschern (wie der Name ja auch sagt) bedeckt waren. Es
war ein toller Anblick, der den Umweg in diesen Park auf jeden Fall wert machte. Zudem habe ich hier erstmal einen Bieber
in freier Wildbahn gesehen, bevor ich ihn beinahe über den Haufen gefahren hätte.
Zurück ging's wieder über Golden in den Yoho NP, in dem es auf den ersten Blick nichts besonderes gab. Aber dann
fuhren wir in die 30km lange Sackgasse zu den Takkakaw Falls. Die Strasse in dieses Tal entsprach plötzlich
überhaupt nicht mehr dem kanadischem Standard: ein enges, felsiges Tal mit Kurven, die so scharf sind, dass selbst wir
mit unserem Mini-Camper kräftig kurbeln mussten, um die Ecke noch zu kriegen. Am Ende bot sich uns der wohl
grösste (und feuchteste) Wasserfall, den ich je gesehen habe...
Vom Yoho-Park aus weiter ging es zum Icefields Parkway, der Banff und Jasper miteinander verbindet. Es soll die
Traumstrasse der kanaischen Rockies sein. Hierzu wage ich jedoch kein Urteil, denn wir sind wieder im Banff National Park,
was (leider) gleichzeitig auch wieder Sch...wetter bedeutete. Die Berge und Aussichten sahen wir leider nicht. Ich
könnte mir aber gut vorstellen, dass die Reiseführer hier nicht zu viel versprochen haben.
In Jasper schliesslich wurde das Wetter wieder besser, was wir ausnutzten, um zum Medicine- und Maligne-Lake zu fahren. Die
Strasse ist eine Sackgasse, so dass hier schon nicht mehr ganz so viele Touristen auf dem Weg waren. Dafür boten sich
uns hier zahlreiche Bergziegen, die uns vor dem Auto hertrotteten, und zahlreiche Ausblicke auf beeindruckende Bergmassive.
Am Ende der Sackgasse lag der Maligne Lake, der grösste See Jaspers. Die Schnellbootfahrten waren uns zu teuer; eine
Tour mit dem Ruderboot hatte aber den selben Spass.
In Jasper sollte man sich auf jeden Fall in der Schlange zur Jasper Tramway anstellen, denn das Warten wird auf dem Gipfel
durch einen Blick auf Jasper entschädigt: erst jetzt sieht man erstmal, wie gross der Bahnhof von Jasper ist,
nämlich genauso lang wie die übrigens sehr schöne Stadt Jasper selbst.
Zum Schluss der Nationalparks ging es in den Mt. Robson Provincial Park. Auf den Mt. Robson, dem höchsten Berg der
kanadischen Rockies, sind wir zwar nicht geklettert, doch der Anblick von unten war schon imposant genug.
Um nach so viel Wald, Wüste und Tieren sich wieder an die
Grossstadt zu aklimatisieren, haben wir die letzten vier Tage in Vancouver verbracht. Doch die Ähnlichkeit zu unseren
europäischen Städten ist irgenwie kaum nachvollziehbar.
Wir stellten unseren Camper auf dem Burnaby RV Park ab, einem Luxuscampground mit Sauna, Solarium, Pool, Jacuzzi,
Fitnessraum usw. Uns fehlte also an nichts. Gerade angekommen, mussten wir natürlich schon in die Stadt, also
Downtown, aufbrechen, was sich aber auch schon als Abenteuer erwies. Erstmal den richtigen Bus finden, dann umsteigen, und
dann noch mit dem Skytrain, einer oberirdischen U-Bahn, gings dann in die City. Und irgndwann, nach einer halben Stunde
Fahrzeit, sahen wir endlich die Skyline, bis ... wir im Tunnel verschwanden. Aus dem Tunnel wieder raus standen wir
plötzlich richtig drin, in den riesigen Häuserschluchten. Weiter gings zum Canadian Place, einer Anlage, die
anlässlich der EXPO (ich glaube es war 1988) gebaut wurde. Hier lagen dann auch gleich die Luxusliner, dessen Innere
sich nur noch erahnen lässt...Abends ging es natürlich ins HardRock-Cafe.
Am nächsten Tag war dann Shopping angesagt. Es war zwar Samstag, doch ob Wochenende, Tag oder Nacht ist hier
egal-einkaufen kann man immer. Doch wo kann man hier was kaufen. Irgenwie haben wir in Downtown nur riesige Eingangshallen
mit Empfängen und Aufzügen zu den Skyscapern gesehen. Bis wir uns in einen dieser Eingänge getraut haben:
schon ging eine Rolltreppe hinab, und man stand mitten in der Shopping Mall. Irgendie schien es nur eine zu geben-doch
diese Gran Pacific Mall war mindestens so gross wie das Centro in Oberhausen, doch nur mit noch mehr Auswahl. Dieser Tag
war sicherlich einer der schönsten, bis dann die Kreditkartenrechnung kam...
Am Sonntag war dann Sightseeing angesagt: wir begannen die Tour auf dem
Harbour-Center, einem Aussichtsplattform, von der man die ganze Stadt aus überblicken kann. Weiter ging es nach
Gastown, der Altstadt Vancouvers, die vom Stil her etwa mit der Königsallee in Düsseldorf vergleichbar ist - nur
noch mehr Touristen. Hier sah man mal wieder Bäume in den Strassen, und man konnte hier auch nicht mehr von Schluchten
reden. Weiter ging es in den Stanley-Park, dem Stadtpark Vancouvers. Einen solchen gepfegten Park gibt es Deutschland
leider nicht. Hier spielt man am Wochenende Cricket oder andere von diesen amerikanischen Spielen, deren Regeln wir leider
nie verstanden haben. Um diese Spielwiesen herum standen dann noch Bäume, an denen man problemlos fünf
Fahrräder anstellen kann: der Durchmesser dieser Bäume betrug gute 2,5m. Das Alter der Bäume konnte man da
nur noch grob schätzen.
Im Stanley-Park besuchten wir natürlich das Aquarium, in dem wir neben zahlreichen Fischen auch endlich die Wale sehen
konnte, die wir sonst nicht zu Gesicht bekamen (zum Whale-Watching vor Vancouver Island reichte leider nicht mehr die
Zeit).
Vom Stanley-Park ging es weiter ins IMAX, aber das gibt es in Bochum natürlich auch. Ursprünglich wollten wir
natürlich Star Wars sehen, der zu diesem Zeitpunkt in der Heimat noch nicht lief, aber (warum weiss der Geier) hier
lief der auch noch nicht. Anschlissend ging es wieder auf das Harbour-Center, um den Sunset über der Skyline einer
amerikanischen Grossstadt zu sehen. Muss man sich selber man angucken; man kann den Anblick nur schwer in Worte fassen.
Am Dienstag, 24. August 1999, sollte der Urlaub zu Ende sein. Und nachdem der Camper abgegeben war, wir zum Flughafen gebracht wurden und nachdem das Gepäck eingecheckt wurde, begang Jens einen Fehler und sagte: "Das war ja ein Urlaub völlig ohne Pannen!" Alle standen wir vor dem Tunnel zum Flugzeug, alle waren da, nur eins fehlte: unser Flugzeug. Doch nach einer Stunde Verspätung kam es dann doch noch. Wir stiegen alle in den Flieger, starteten, landeten in Calgary, um noch ein paar blöde Touristen an Bord zu nehemen. Dann machte uns der Pilot auf den tollen Ausblick aufmerksam, den wir auf die Skyline von Calgary bei Nacht haben würden. Dann kam die nächste Durchsage, dass sich der Flug noch etwas verzögern würde. Alles kein Problem, doch dann kam es Dicke: "I think I've really bad news" klang da nur noch aus den Lautsprechern, was zur Folge hatte: alle aus dem Flugzeug raus, rein ins Hotel, und zu einer Zeit, zu der wir eigentlich in Düsseldorf europäischen Luft schnuppern sollten, lagen wir endlich im Bett. Am nächsten Tag gab es dann nach einem grossem Continental-Braekfast im Hotel noch einige Check-Ups, was die gestressten Rentner gar nicht lustig fanden: sie konnten die ganzen Verspätungen nicht nachvollziehen. Dann wollten noch einige Typen mit ihren Bierdosen die Airline verklagen, aber das ganze so besoffen, dass es uns peinlich war, Deutsche zu sein. Doch dann ging es irgendwann doch noch ins Flugzeug, und mit den Gutscheinen, mit denen wir uns am Flughafen verköstigen konnten, haben ausgereicht, um im Duty-Free-Shop an Bord noch eine Flasche kanadischen Whiskies zu ergattern. Mit nur insgesamt 21 Stunden Verpätung landeten wir dann doch noch mal in (einem verregntetem) Düsseldorf: sch..., der Urlaub war damit endgültig vorbei.
Im nachhinein ärgere ich mich echt darüber, dass ich für die 40.000 kan$ nicht doch die Lodge am Lac de Roches gekauft habe. Insgesamt hat sich der teure Spass auf jeden Fall gelohnt, denn man kann ihn gewisser Weise schon als Abenteuer bezeichnet werden. Und auch die Airline Canada3000 versuchte alles, unseren Aufenthalt in Calgary so angenehm wie möglich zu machen- ich würde auf jeden Fall noch mal mit Canada3000 fliegen. Diesen Urlaub konnte man auch prima dazu nutzen, um mal Land und Leute kennen zu lernen. Und Vancouver war dabei natürlich der krönende Abschluss. Einen Haken hatte der Urlaub natürlich: auch er hatte einmal ein Ende...
der Graf-Engelbert-Schule und den netten Lehrern, die mir doch noch das Abi gaben
der Bergbau-Berufsgenossenschaft, die mir den Trip finanziert hat
Mami und Papi
MasterCard, die meine Karte doch nicht gesperrt haben
den freundlichen Kanadiern
und Canada3000, die uns sicher über den Atlantik gebracht haben
McDoof und WorgerKing und PizzaHut und allen, die uns FastFood-süchtig gemacht haben
sven.kessler@ruhr-uni-bochum.de
Diese WebSite wurde von © Sven Keßler am 05. September 1999 erstellt und am 23. September 1999 aktualisiert.