Kriegsdienstverweigerung

Für all diejenigen von Euch, die später mal keine Lust haben, zur Bundeswehr zu gehen (warum auch immer) und stattdessen lieber Zivildienst machen möchte, habe ich hier ein paar Tips zusammengestellt.

Am besten bietet sich der Zivildienst, aber auch der Kriegsdienst unmittelbar nach dem Schulabschluss und vor dem Studium oder der Ausbildung an. Wenn Ihr erst nach dem Studium Euren Pflichten nachgeht, dann seid Ihr zum einen die alten Säcke zwischen ziemlich vielen jungen Leuten, die ihren Zivildienst machen, und zum anderen fallen damit arg Eure Einstellungschancen bei den Unternehmen.

Wenn Ihr etwas machen wollt, was auch halbwegs Spass macht, solltet Ihr schon etwa ein 3/4 Jahr vorher beginnen, Euch nach einer Stelle umzusehen. Am besten fragt Ihr in Krankhäusern, Behindertenheimen, Seniorenheimen oder ähnlichen Sozialstationen in Eurer Nähe nach und erkundigt Euch, welche Stellen als Zivildienststellen ausgeschrieben sind. In den meisten Fällen kann man sich dann auch schon für eine Stelle vormerken lassen; nur in wenigen Fällen habe ich schon gehört, dass man bereits als Verweigerer anerkannt sein muss.
Bevor Ihr Euch jedoch für eine Stelle entscheidet, solltet Ihr auch mal mit den Leuten reden, die jetzt Euren zukünftigen Job machen, um spätere Enttäuschungen auszuschliessen, denn die 13 Monate können verdammt lang werden. Da die Leute ihre Zivistellen logischerweise besetzten müssen, erzählen sie Euch auch nur von den guten Seiten Eurer zukünftigen Zivistelle. Wenn Ihr aber mal mit Eurem Vorgänger redet, so klärt er Euch auch über die "Drecksarbeiten" auf, die auch in Euren Aufgabenbereich fallen werden. Bildet Euch bitte auch nicht ein, eine Zivistelle zu finden, die dem typischem Klischeebild entspricht. Meistenteils erledigen Zivi's die Jobs, die ein Angestellter nicht machen würde oder für die fest-Angestellte einfach zu teuer wären. Euch wird es wohl nur schwer gelingen, eine Stelle zu finden, bei der man sich die Zeit ausschliesslich mit Bild-lesen, Play-Station zocken und Internet-surfen verbringt. Und denkt daran: da die guten Stellen immer zuerst weg sind, solltet Ihr so früh wie möglich anfangen, eine Stelle zu suchen.
Wenn Ihr zu lange wartet, kann es auch passieren, dass Ihr vom Bundesamt für den Zivildienst eine Stelle zugewiesen bekommt. Dies sind meistens die Stellen, die aufgrund Ihres Aufgabenfeldes kein anderer Zivi machen will.

Parallel dazu müßt Ihr bekannterweise zur Musterung beim Kreiswehrersatzamt. Wenn Ihr ein halbes Jahr vorher immer noch keinen schriftlichen Termin bekommen habt, dann schreibt einen freundlichen Brief an das Kreiswehrersatzamt mit der Bitte, Euch einen vorgezogenen Musterungstermin zu geben. Schneller gehts, wenn Ihr noch als Begründung angebt, dass berufsplanerische Gründe dies erfordern würden (muss ja nicht immer der Wahrheit ensprechen.).
Wenn Ihr Euren Musterungstermin habt, müsstet Ihr am besten sofort zum Einwohnermeldeamt rennen, um Euch ein polizeiliches Führungszeugnis austellen zu lassen. Dieser Spass kostet Euch in der Regel 15,- DM, und wenn Ihr Express beantragt (dann habt Ihr den Wisch innerhalb weniger Tage), kostet das noch einmal weitere 5,- DM (ich weiss immer noch nicht, ob es sich dabei um ein Bestechungsgeld für die Beamten handelt oder ob dies tatsächlich durch einen Mehraufwand erforderlich ist). Wenn Ihr in eines der Aussenämter Eurer Stadtverwaltung geht, geht es meist so schnell wie beim Express, jedoch bezahlt Ihr dann nur die 15,- DM. Diese Summe wird Euch übrigends nicht vom Vater Staat ersetzt.

Wenn Ihr jetzt zur Musterung geht, solltet Ihr am besten sofort folgendes mitbringen:

Beim Berater sagt Ihr am besten sofort, dass Ihr Verweigern wollt. Dann drückt man Euch einen Antrag in die Hand, in der Ihr dann schreiben müsst, dass Ihr nach Artikel 4, Absatz 3, Satz 1 (blablabla) des Grundgesetzes den "Dienste an der Waffe aus Gewissensgründen" verweigern möchtet. Und danach kommt Ihr zur "Ganzkörperuntersuchung", bei der wirklich alles von Euch untersucht wird. Falls die dortigen Ärzte nicht zu eindeutigen Ergebnissen kommen, müsst Ihr, wenn Ihr Pech habt, damit rechnen, konsiliarisch zu einem Facharzt geschickt zu werden. Dies ist in sofern schlecht, dass sich dadurch das gesamte Verfahren entsprechend verzögert. Wenn Ihr nicht ausgemustert werdet (und dies passiert leider den meisten von uns), dann gebt Ihr den o.g. Kram bei Eurem Wehdienstberater abgeben.

Wenn Ihr den Kriegsdienst verweigern möchtet, dann reicht es leider nicht aus, wenn Ihr den Beamten beim Kreiswehrersatzamt klarmacht, dass Ihr etwas gegen Ordnung habt oder keine Lust dazu habt, bei eisigem Schneetreiben für irgendwelche Offiziere durch den Dreck zu krabbeln. Als Gründe werden ausschliesslich Gewissensgründe aktzeptiert, die Euch am Dienste an der Waffe hindern würden. Dazu könnte zum Beispiel eigene Erfahrungen mit dem Tode zählen (zum Beispiel dass Euer Opa vor kurzem gestorben ist blablabla) oder dass Ihr eine christliche Erziehung genossen habt, mit der Ihr den Kriegsdienst nicht in Einklang bringen könnt (Kommunion/Konfirmation ect. immer im Lebenslauf erwähnen, auch wenn Ihr das letzte mal Heilig Abend in der Kirche ward und sonst nie hingeht). Gut kommen auch Verweise auf Kriege (Weltkriege aus dem Geschichtsunterricht, Golfkrieg, Balkan, aktuelle Konfliktorte aus Erdkunde usw.), die Ihr nicht nachvollziehen könnt. Es muss aber deutlich werden, dass Ihr Kriege jeglicher Art verabscheut und dass Ihr zum Beispiel aus dem Religionsunterricht oder von Euren Eltern gelernt habt, Konfliktsituationen gewaltfrei aus dem Weg zu gehen. Denkt aber daran, dass Daten und Fakten mit Eurem Lebenslauf übereinstimmen sollten. Zum Lebenslauf können Euch sicher Eure Eltern weiterhelfen. Ein tabelarischer Lebenslauf reicht aus.

Im folgenden habt Ihr zwei Begründungen, mit denen erfolgreich der Dienst an der Waffe verweigert werden konnte:

1. Beispiel

üblicher Briefkopf

Betreff: Verweigerung des Kriegsdienstes

Aufgrund meiner Abneigung zu Krieg und Waffengewalt verweigere ich den Kriegsdienst aus Gewissensgründen. Dazu bin ich nach Artikel 4, Absatz 3, Satz 1 des deutschen Grundgesetzes berechtigt.

Meine Abneigung zu Waffen und Kriegsgewalt bekam ich schon früh durch meine Eltern. Schon in jungen Jahren vermieden es meine Eltern, mich mit Spielzeugwaffen spielen zu lassen - dadurch wurde ich zu jenen Zeiten sogar teilweise zu einem Aussenseiter, zum Beispiel zu Karneval, doch heutzutage verübele ich diesen Schritt meinen Eltern nicht. Meine Eltern brachten mir auch bei, sämtliche Konflikte gewaltfrei zu lösen. Und tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich viele Situationen gewaltfrei lösen lassen. Gerade in der Grundschule und der gymnasialen Unterstufe kam es relativ häufig unter Mitschülern zu Raufereien, doch es ist mir bisher immer gelungen, diesen aus dem Weg zu gehen. Zudem genoss ich von meinen Eltern, insbesondere von meiner Mutter, eine christliche Erziehung, die später durch den Kommunion- und Firmunterricht ergänzt wurde. Hier lernte ich, der Gewalt aus dem Weg zu gehen, zu verzeihen und "seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst". Wörtlich habe ich dieses Gebot bestimmt nicht genommen, doch trotz alle dem lehrte es mich, dass jeder Mensch das gleiche Recht auf Leben hat wie ich selbst, denn immerhin haben wir alle den selben Schöpfer im religiösem bzw. Ursprung im evolutionärem Sinne. Warum sollten also Menschen, die in einem Kriegsgebiet leben, plötzlich ihr Recht auf Leben verlieren, obwohl sie möglicherweise die kriegsführenden Parteien nicht einmal unterstützen? Wenn ich daran denke, solchen Menschen das Leben zu nehmen, könnte ich dies wahrscheinlich mein ganzes Leben lang nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Dabei stört mich am meisten, dass ich dabei meist nicht aus freien Stücken, sondern auf Befehl hin und gegen mein eigenes Gewissen handeln müsste.

Den ersten Krieg, den ich erlebt habe, war der Golfkrieg. Zu diesem Zeitpunkt selbst habe ich das Geschehen am Golf gar nicht nachvollziehen können, doch trotzdem war ich einer von denen, die bei den Protestmärschen und Menschenketten dabei waren. In den folgenden Jahren und mit zunehmendem Alter macht man sich jedoch erst richtig Gedanken über einen Krieg wie diesen, und man stellt sich die Frage, warum so viele teilweise unschuldige Menschen sterben mussten, denn auf beiden Seiten waren zahlreiche Opfer zu beklagen, die nicht hätten sein müssen, denn immerhin stand das Ergebnis des Krieges schon vorher fest.

Ein weiterer Krieg, der mich sehr bewegte, war der Balkankrieg im ehemaligen Jugoslawien. Während der Irak weit von meiner Heimat entfernt liegt, ist Jugoslawien ein Land, das in Europa und somit gar nicht so weit von Deutschland entfernt liegt. Es ist kaum vorstellbar, dass in einem Land, aus dem man noch kurze Zeit zuvor Postkarten von Freunden bekommen hat, die dort ihren Urlaub verbrachten, plötzlich Krieg herrschte. Dieser Krieg berührte mich noch mehr, als ich erfuhr, dayy hier nicht nur Soldaten auf Soldaten, sondern auch auf Zivilisten schossen und es dabei völlig gleich war, ob es sich um alte Greise oder Kinder handelte. Besonders erschütterte mich der Bericht eines Fernsehmagazins uuml;ber die Massengräber, in denen die Opfer dieses Krieges begraben wurden, was mich besonders erschütterte, da das Leben dieser Opfer wohl überhaupt keinen Wert mehr hatte. Dies stimmt auch nicht mit meinen Wertvorstellungen des Menschen überein.

Eine weitere Abneigung zum Krieg bekam ich durch den Geschichtsunterricht in der Schule. Auch hier wurde das sinnlose Morden mehr als deutlich - zahlreiche Menschen mussten sterben, nur weil sie einen Befehl ausführen mussten. Doch das besondere im zweiten Weltkrieg war das Morden an all denen, die nicht der nationalsozialistischen Rassenideologie entsprachen. Den Gedanken, den Wert eines Menschen nur aufgrund seiner Herkunft und seiner Religion zu bestimmen, kann ich nicht nachvollziehen und er erfüllt mich mit Schrecken.

Neben dem Geschichtsunterricht bekam ich aber auch durch meinen Erkunde-Leistungskurs zahlreiche Abneigungen zum Krieg und zur Waffengewalt. Für mich immer noch nicht nachvollziehbar ist, dass die Entwicklungsländer immer noch mehr in die Aufrüstung als in die Entwicklung ihres Landes investieren. Auch hieran sieht man die Wertvorstellungen der Machtinhaber, die wohl mehr an ihrer eigenen Macht interessiert sind als am Wohle ihres Volkes. Besonders erschütternd fand ich einen Zeitungsbericht, in dem dargelegt wurde, dass man in solchen Ländern Kinder als Soldaten benutzt, weil sie schon früh mit Waffen umgehen können und des weiteren den "Vorteil" haben, dass sie aufgrund mangelnder Lebenserfahrung noch keine Furcht vor dem Tode haben, denn sie wissen noch nicht, was Tod überhaupt bedeutet. Dieser Gedanke erfüllte mich mit Zorn, denn es ist für mich unverständlich, dass Kinder der Altersgruppe, die in meiner Schule die sechste Klasse besuchen und auf dem besten Wege sind, eine vernünftige Ausbildung zu bekommen, mit Waffen teilweise eine Bedrohung für ihr eigenes Volk darstellen. Und dabei macht es den Kindern sogar Spass, auf andere Menschen zu schiessen, denn ein Gewissen ist bei den Kindern dieser Altersgruppe in diesen Ländern noch nicht ausgeprägt.

Auch im alltäglichem Leben habe ich Probleme mit Waffengewalt. Es gibt zahlreiche Computerspiele, bei denen man als Ziel des Spieles durch Räume gehen muss und dabei so viele Menschen wie möglich "abknallen" muss. Zugegeben - wie alle aus meinen Freundeskreisen installiere auch ich diese Spiele auf meinem PC, doch schon nach kurzer Zeit finde ich hieran keinen Gefallen mehr und lösche sie anschliessend wieder. Selbst bei solchen virtuellen Spielen, bei denen trotz eines Treffers im Grunde gar nichts passiert, finde ich einfach abscheulich und halte auch dies für sinnloses morden. Statt regte ich meinen Frust und dergleichen lieber im Sportverein ab als mit diesem virtuellem Morden.

Abschliessend möchte ich sagen, dass ich auf dem Standpunkt stehe, dass mit Waffengewalt mehr Konflikte geschaffen als gelöst werden. Ich halte es für möglich, nahezu alle politischen Konflikte auf diplomatischer Ebene zu lösen, doch für die Machtinhaber ist es weitaus einfacher, einen Befehl zu erteilen als sich eine Strategie für eine diplomatische Lösung zu erarbeiten, bei der es in erster Linie auf seine Fähigkeiten und nicht auf sein Vermögen ankommt.

Ich hoffe, dass ich Ihnen hiermit meine Gewissensgründe darlegen konnte und bitte Sie, mich als Kriegsdienstverweigerer anzuerkennen.

Anstelle des Kriegsdienstes bin ich gerne dazu bereit, einen Ersatzdienst zu leisten.

2. Beispiel:

üblicher Briefkopf

Betreff: Begründung meiner Wehrdienstverweigerung

Aufgrund meiner pazifistischen und christlichen Überzeugung und der damit verbundenen Abneigung gegenüber jeglicher Form von Gewalt, Kriegs- und Waffengewalt im besonderen, möchte ich den Dienst an der Waffe verweigern. Laut Artikel 4, Absatz 3, Satz 1 des deutschen Grundgesetzes bin ich dazu berechtigt.

Die Entscheidung den Wehrdienst zu verweigern und statt dessen die Alternative des Zivildienstes anzutreten, folgte einer Überzeugung, die sich in meinem bisherigen Leben herausgebildet hat. Daher führte das Abwegen der Gründe für und wider den Wehrdienst zwar sehr intensiv, jedoch schon nach kurzer Zeit zu der Entscheidung, meiner Pflicht als deutscher Bürger gegenüber Staat aber auch Gesellschaft nachzukommen, in dem ich den meiner Meinung nach für mich vernünftigeren Zivildienst antrete. Die Beweggründe hierfür sind vielfältig, daher möchte ich sie im folgenden näher erläutern.

In meinen nun gut achtzehn Jahren Lebenserfahrung konnte ich mich glücklich schätzen durch vier sehr fähige und erfahrene Institutionen erzogen und unterrichtet worden zu sein. Zu diesen vier Institutionen zählen zunächst meine Familie, aber auch die Schule, sowie die katholische Kirche und die vielleicht zwiespältigste, die übrige Gesellschaft.
Alle vier zusammen formten in mir eine Weltanschauung, deren oberstes Credo lauten könnte: Des Menschen höchstes Gut ist das Leben.

In der Familie steht dieses Credo im engen Zusammenhang mit dem völligen Verzicht auf Gewalt trotz mancher Konflikte. In frühester Kindheit wurden meinem jüngeren Bruder und mir Gewaltverzicht und ein friedlicher Umgang mit all seinen Mitmenschen beigebracht, was aus meiner heutigen Sicht durchaus positive Frücbte trägt. Lebt man den friedfertigen Umgang entschlossen vor, stösst man zum überwiegenden Teil auf viel Sympathie und Anerkennung, so dass ich mich nicht erinnern kann mal in ernste gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt worden zu sein.

Dass man als Heranwachsender mit so einer Position nicht immer einfach lebt, haben mir meine Eltern ebenso gezeigt. Der Verzicht auf Kabelfernsehen, bestimmte Computerspiele oder Spielzeugwaffen drängen einen bereits im Vorschulalter und später auch noch in der gymnasialen Unterstufe so manches Mal in eine Aussenseiterposition. Auch hierbei kann ich aus meiner heutigen Sicht nur Positives erkennen.

Kurze Zeit später jedoch kam ich mit etwas in Kontakt, was mir sofort bewusst machte, was Krieg und Waffengewalt für den Menschen bedeutet: Erzählungen meiner beiden Grossväter vom Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Wehrmacht. Die Hintergründe wurden mir zur selben Zeit sowohl auf dem Gymnasium als auch zuhause ansatzweise nähergebracht.
Schlimm für mich war die Tatsache, dass meine Grossvater für etwas kampften, töten. sollten oder getötet werden sollten, von dem sie angewidert waren. Ihr grösster Feind stand nicht mal vor ihnen, sondern über ihnen. Dieser Feind liess ihnen nicht mal eine Alternative.

Diese Angst beherrscht auch meine Gedanken an einen Krieg, in dem ich nicht mal meine Überzeugungen verteidige, sondern vielmehr gezwungen werde, jemandem Gewalt anzutun, den das selbe Schicksal ereilt wie mich. Jemanden der mir nie etwas zu leide tat, umzubringen, käme für mich einem Mord gleich, auch im Kriegsfall.

Als moderner Mensch des ausgehenden 20. Jahrhunderts wurde ich nicht nur im christlich-pazifistischen Sinne erzogen, sondern profitierte auch von der zunehmenden Internationalisierung der Gesellschaft. So kann ich mich beispielsweise einer engen Freundschaft mit einem Franzosen erfreuen, die im übrigen aus einer Brieffreundschaft zwischen unseren Eltern hervorging. Ausserdem bin ich eng mit einem indonesisch stämmigen Klassenkamerad befreundet.
Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass in einem Krieg zumeist Staaten gegeneinander kämpfen. Dabei konkurrieren meistens nur unterschiedliche Staatssysteme oder bestimmte Landessitten miteinander, jedoch nicht die Menschen die, jeden für sich genommen, mehr verbindet als unterscheidet.

Desweiteren greifen an dieser Stelle Ansichten und Überzeugungen christlicher und moralischer Natur. Als christlichem Mitbürger ist mir die Lehre vom friedlichen Miteinander aller Menschen bekannt; daher vertrete ich auch die Überzeugung, dass nur Versöhnung Streit schlichten kann, niemals Gewalt, wie es uns leider noch viel zu oft vorgelebt wird. Einen Konflikt mit Gewalt zu lösen, bedeutet Gegengewalt zu provozieren, was immer mit unnötigen und vor allem unschuldigen Opfern endet. Dies lehrt uns nicht nur der christliche Glaube, irgendwelche Philosophien oder die Geschichte; dies lehrt uns immer wieder der tägliche gesunde Menschenverstand.

Ich sehe leider in unserer heutigen Welt ein fortwährendes Aggressionspotential, das beim Ausbruch aufgrund eines weltweiten Waffen - und Vernichtungspotentials verheerende Konsequenzen hätte. Opfer wären zumeist Unbeteiligte. Ich betrachte es daher als meine Pflicht diesem Aggressionspotential entgegenzuwirken, um meinen Mitmenschen und vor allem unseren nachfolgenden Generationen ein sicheres, friedliches Leben zu ermöglichen.

Um meiner Überzeugung zu folgen und mich aktiv dafür einzusetzten, sehe ich den Zivildienst als eine gute Möglichkeit an, dies zu tun und gleichzeitig meine Pflicht als deutscher Bürger gegenüber Staat und Gesellschaft zu erfüllen. Die mir vom Staat gebotene Chance will ich nutzen, um Erfahrung zu sammeln, die mir auf meinem Lebensweg bestimmt nützlich sein wird. Davon bin ich überzeugt und bitte Sie hiermit um Anerkennung meiner Wehrdienstverweigerung.

Mit freundlichen Grüssen,

Ihr solltet bei Eurer Begründung auf jeden Fall auf zwei DIN A4-Seiten kommen. Wenn Ihr dies auf zwei Blätter druckt, sieht es auch schon gleich nach viel mehr aus. Wenn Ihr nicht auf die zwei Seiten kommen solltet, dann wählt eine Schriftgrösse, die Euch auf zwei Seiten bringt. Ihr dürft jedoch weder beim Lebenslauf noch bei der Bergündung vergessen, Eure Personenkennziffer anzugeben. Alles, was für Beamte mit zusätzlichem Aufwand verbunden ist, kostet Euch in Eurer Planung irre viel Zeit.

Wenn Ihr also diese drei Sachen dem Berater vor Ort sofort um die Ohren knallt, dann erspart Ihr Euch ein langes Palaba. Sagt auch, dass man Euch bereits für eine Zivildienststelle vorgemerkt hat. Au&sserdem geht dann die Bearbeitung viel schneller und Ihr spart Euch das Geld für die Briefmarken. Trotzdem könnt Ihr Euch auch noch ein wenig Zeit nehmen; dies ist jedoch nicht empfehlenswert.

Nach etwa vier Wochen Einspruchsfrist schickt das Kreiswehrersatzamt Eure Unterlagen nach Köln zum Bundesamt für den Zivildienst. Hier dauert es dann in etwa noch einmal vier Wochen, bis Ihr dann offiziell als Verweigerer anerkannt seid oder nicht. Wenn Euch dies zu lange dauert, könnt Ihr mit einer entsprechenden Begründung den Bearbeitungsvorgang in Köln auch erheblich beschleunigen. Wenn Ihr Eure Anerkennung habt, geht Ihr mit Euren Musterungsberichten (all den Krempel, den Ihr nach der Musterung vom Kreiswehrersatzamt bekommen habt) zu Eurer Zivildienststelle und legt den dortigen Sachbearbeitern Eure Unterlagen vor. Diese schlagen Euch dann wieder beim Bundesamt für den Zivildienst in Köln vor und teilen denen mit, dass Ihr eine Stelle habt, bei der Ihr Euren Ersatzdienst absolvieren könnt. Wenn Ihr dies nicht macht, bekommt Ihr von Köln eine Stelle zugewiesen, doch dies ist dann meist ein Sche...-Job, den sonst keiner machen will.

Ich hoffe, dass Ich Euch hiermit ein paar Tips zur Kriegsdienstverweigerung geben konnte. Weitere Infos findet Ihr bestimmt, wenn Ihr in einer Suchmaschine den Begriff KDV eintippt - es gibt sehr viele weitere Infos zu diesem Thema im Internet.

Schwimmen Gästebuch


sven.kessler@ruhr-uni-bochum.de

Diese WebSite wurde von © Sven Keßler am 27. Mai 1998 erstellt und am 24. September 1999 aktualisiert.