DEZEMBER - DEZEMBER - DEZEMBER

Freitag, 6.12.2002
Schon wieder so lange nichts geschrieben… Aber im Moment nimmt die Uni eben ganz schön viel Zeit in Anspruch. Da ist es nicht so leicht, mal eben ein bisschen kreativ zu sein und was Nettes zu schreiben. Ich habe außerdem noch eine weitere Entschuldigung: Ich KONNTE nicht schreiben (zumindest drei der letzten neun Tage). Nach dem Rugbyspiel letzte Woche war ich nämlich zwei volle Tage invalide. Chester war nämlich doch ein "etwas" stärkerer Gegner als erwartet. Außerdem fehlte unsere Kapitänin und die beste Läuferin des Teams. Dies führte nicht nur dazu, dass wir 25:0 verloren haben, sondern auch dazu, dass ich nun so aussehe, dass jede gewissenhafte Kindergärtnerin bzw. Grundschullehrerin, angenommen ich sei noch im Kindergarten- bzw. Grundschulalter, bei meinem Anblick unverzüglich das Jugendamt einschalten würde (Kindesmisshandlung und so). Ich erschrecke mich selbst jetzt immer noch, wenn ich meine Beine ansehe. Immerhin könnte ich als physikalisches Anschauungsobjekt dienen: alle Spektralfarben von (ultra)violett (blaue Flecken) bis (infra)rot (Striemen von den gegnerischen Fussballstollen; die blöden Zicken haben echt keine Rugbystollen benutzt) vertreten. Ein Spiel steht jetzt noch auf dem Plan und dann folgt nur noch unsere Mann- bzw. Frauschaftsweihnachtsparty.
Ich habe außerdem eine Weihnachtsgeschenkeliste erstellt, auf der ich aufgeschrieben habe, was jede/r bekommt. Das habe ich, glaub ich, noch nie gemacht, kann es aber nur sehr weiter empfehlen. Dann kauft man wenigstens nicht irgendwelchen Schrott auf die letzte Sekunde (, sondern nur den vorher ausgesuchten Schrott auf die letzte Sekunde…).
Letztes Wochenende waren meine Cousine Antje und ihr Freund Thorsten, die beide im Moment in Birmingham studieren, hier. Wir haben uns zwei Tage lang Manchester angeschaut, ich wurde ständig gefragt, was das und das denn sei, und wir haben uns, nach unserer Mega-Shoppingtour, den neuen Bond-Film angeschaut. War insgesamt also ein echt schönes Wochenende, das damit endete, dass ich indisch-mexikanisch (ich weiß, komische Mischung; kam aber ganz gut an) gekocht habe.
Das alles klingt jetzt vielleicht äußerst lustig und ich vermittle den Eindruck, dass ich hier ein superglückliches Leben führe. DAS STIMMT JEDOCH NICHT! Heute war ein besonders schwarzer Tag. Als ich heute morgen fröhlich aus meinem Bett sprang und erwartungsvoll meine Tür öffnete: nichts. Auch im Rest des Hauses nicht der kleinste Süßigkeitenteller geschweige denn ein gefüllter Stiefel. Diese Tatsache betrübte mich doch sehr, brachte mein gesamtes Weltbild ein wenig ins Schwanken und führte mich letztendlich zu der erschütternden Einsicht: Der Nikolaus hat mich vergessen.

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Dienstag, 17.12.2002
So, da ich ziemlich erfolgreich war in den letzten Tagen werde ich nun einfach mal wieder in mein Tagebuch schreiben, damit ihr auch alle auf mich stolz sein könnt. Ich habe bereits alle Weihnachtsgeschenke zusammen und auch schon verpackt. Das ist doch schon mal etwas. Außerdem habe ich meinen Shakespeare-Essay fertig gestellt und das schon drei Tage vor der deadline! Naja, das heißt noch gar nichts, ich weiß. Die Note gibt's dann wohl im Januar. Aber ich bin trotzdem froh, dass ich's hinter mich gebracht habe. Wenn also jetzt jemand etwas über die Zerstörung unschuldiger Charaktere in "Hamlet" oder "King Lear" wissen möchte, sprich über Ophelia und Cordelia, der kann sich getrost an mich wenden. Ich werde ihm schon 'nen Bagel, Doughnut oder sonstiges Gebäckstück an die Backe labern.
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum ich auf mich stolz bin. Ich habe es geschafft, bezahl- und tragbare Jeans zu kaufen, die zudem auch noch richtig teure Markenlabels aufzuweisen haben. Der Laden war echt super: da alles so günstig war, haben die meisten Leute die Sachen auch gar nicht erst anprobiert, sondern direkt gekauft. Dies hatte zur Folge, dass die Umkleidekabinen wie ausgestorben waren. Überhaupt scheint ein Mangel an jenen hier nicht wirklich vorhanden zu sein, abgesehen von H&M natürlich. Aber das Umkleidekabinenproblem bei jenen schwedischen Baumwoll- und Mischgewebeproduktgroßherstellern und -vertreibern scheint wohl ein internationales bzw. globales zu sein.
Des Weiteren haben wir unseren Film im Video Production-Kurs zu Ende gedreht, nachdem so ziemlich alles schief gegangen ist, was passieren konnte... Zuerst erschienen zum zweiten Drehtag nur noch zwei der vier Schauspieler, so dass wir das Skript inklusive Besetzung total umschreiben durften. Nach dem zweiten Drehtag stellten wir dann fest, dass wir das gesamte Filmmaterial in die Tonne kloppen konnten, da der Drehort viel zu dunkel gewesen war. Wir begannen also ein drittes Mal, diesmal an einem neuen Drehort mit nur noch einem Schauspieler aus der ursprünglichen Besetzung, dafür zwei neuen, unter anderem unserem Kameramann, was für mich als Folge hatte, dass ich ab nun eine der beiden Kameras übernehmen durfte. Als ob das noch nicht genug wäre, entschloss sich dieser einzige Schauspieler aus der ursprünglichen Besetzung in scheinbar geistiger Umnachtung vor Abschluss der letzten Dreharbeiten nächsten Donnerstag zu einem Radikalhaarschnitt. Gibt bestimmt‚'nen coolen Effekt, wenn er in der einen Einstellung komplett anders aussieht als in der anderen... Letzten Donnerstag hatten wir dann ein Treffen mit unserem Seminarleiter, der uns ganz trocken mitteilte, dass das Endprodukt, sprich unser Film, doch völlig nebensächlich sei. Der Schwerpunkt (75%) liege auf der noch anzufertigenden 3000 Wörter umfassenden Hausarbeit. Der Film inklusive Skript umfasst 25% und - aufgepasst - die restlichen 25% macht unsere Betragensnote (Mitarbeit, Erscheinen etc.) aus. Hahahaha.... Leider kein Scherz. Mal schauen, was wir nach Weihnachten am Schnitttisch noch für Wunder vollbringen werden. Angefangen haben wir schon, mit mäßigem Erfolg. Aber lassen wir das.
Ich habe dieses Jahr übrigens zwei äußerst seltsame Adventskalender: einen Bilderkalender von meiner Freundin Katharina aus Koblenz und einen Milkaschokoladenkalender von meiner Mama. Manche Sachen, die ich morgens beim Öffnen der Türchen da zu sehen bekomme, verblüffen mich schon ein bisschen. So hatte ich am Freitag, den 13. in meinem Bildchenkalender ein schwarzes schlafendes Schaf. Wie ist das denn zu verstehen? Das ist aber noch nichts im Vergleich zu der toten Ratte, die am Tag zuvor abgebildet war... Im Schokokalender hatte ich dann eines Tages ein Phallussymbol in der Hand, ach nee, war dann doch nur 'n Tannenzapfen.
Jetzt gleich werden Kjersti und ich noch Rumkugeln machen. Sie war ganz begeistert, als sie jene auf dem Weihnachtsmarkt probiert hat. Als ich dann noch sagte, dass die ganz einfach zu machen seien und ich das schon öfter gemacht hätte, war sie ganz aus dem Häuschen und möchte nun unbedingt an alle ihre Familiemitglieder diese kleinen Schokodinger verschenken. Nacher wollen wir dann noch meine Haare färben. Falls ich in ein paar Tagen mit wahlweise Hut auf dem Kopf oder einfach nur schwarz übergefärbten Haaren nach Deutschland zurück kehren werde, wisst ihr, dass was schief gegangen ist...
Ich glaube, ehrlich gesagt, nicht wirklich, dass ich noch einmal vor Weihnachten und während meiner diesjährigen Zeit in England dazu kommen werde, in dieses Tagebuch zu schreiben. Deshalb schreibe ich jetzt schon mal:
Euch allen da draußen ein wundervolles, friedliches, ruhiges, besinnliches, fröhliches, schönes und vielleicht sogar weißes Weihnachtsfest im Kreise der Menschen, die euch etwas bedeuten. Und einen guten Rutsch, an dem ihr es vielleicht nicht zu sehr krachen lassen solltet. Das Geld kann man schließlich auch besser investieren (zum Beispiel in diesen wundervollen Kaschmirpullover, den ich heute gesehen habe... nee, kleiner Scherz). Aber übertreiben solltet ihr's trotzdem nicht. Bis zum nächsten Jahr dann. Gleiche Stelle, gleiche Welle.

Eure Theresa.

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