JANUAR -
JANUAR - JANUAR
Freitag, 17.01.2003
So, wird mal wieder Zeit, was zu schreiben,
ne?! Allen, die das hier lesen und die noch kein von mir persönlich ausgesprochenes
bzw. -geschriebenes "Gutes neues Jahr 2003" gewünscht bekommen
haben, sei genau dies an genau dieser Stelle nun gewünscht. Ich hoffe,
ihr seid gut rein gerutscht und habt nur Gutes bis jetzt erlebt. Ich für
meinen Teil habe mit Anne, Katharina, Damian und Mark hier in Manchester gefeiert,
was an und für sich ganz schön war. Das war nun schon das zweite Silvester
in Folge, an dem man die am Himmel zu sehenden Raketen an einer Hand abzählen
konnte (nach Limerick, Irland 2001/02). Macht aber nichts. Im Gegensatz zu den
spärlichen Feuerwerksraketen sind meine guten Taten in diesem Jahr nämlich
nicht mehr an nur einer Hand abzuzählen. Ich habe, meines Erachtens nach,
einen immensen Beitrag zu Völkerverständigung zwischen Deutschland
und England geleistet, indem ich einen Engländer, nämlich meinen Mitbewohner
Mark, zu einem Lindenstraßenfan gemacht habe!!! Kurz nach Neujahr haben
wir uns nämlich gemeinsam sämtliche Folgen seit September auf Video
angeschaut, die mir meine Schwester und meine Mutter netterweise alle aufgenommen
hatten. Sogar das klitzekleine Handicap, dass Mark nämlich kein Deutsch
spricht, schien ihn nicht weiter zu stören. Mittlerweile weiß er
genauestens über Vergangenheit und Schicksal nicht nur von Hans und Helga
Beimer oder Else Kling, nein sondern auch von Paolo, Urszula, Anna, Onkel Franz,
Klausi und so weiter und so fort Bescheid. Ist das nicht was…? Zur Abwechslung
haben wir uns zwischendurch immer mal wieder "East Enders" angeschaut,
praktisch die englische Lindenstraße.
Ansonsten verbringe ich nun, seit alle Videofolgen gesehen sind, den Großteil
meiner Zeit in der Uni, wo ich superinteressante Seminare dieses Semester habe,
und im Schneideraum der Uni, wo ich immer mal wieder an unserem Film rumfrickle.
Der ist heute aber nun so gut wie fertig geworden und sieht echt gut aus. Ich
habe zufällig an meinem Schneideplatz auch die Verfilmung meines Drehbuches
gefunden und weiß noch nicht so recht, ob ich es gut oder nicht so gut
finden soll. Traurig hat mich nur gemacht, dass im gesamten Abspann, der bestimmt
80 Sekunden geht und in dem selbst dem Busunternehmen des Busfahrers gedankt
wird, der das Filmen in seinem Vehicle erlaubt hat, mein Name nicht auftaucht.
He, hallo, ich habe das gesamte Ding geschrieben und konzipiert, Mann! Naja,
egal, ansonsten auch ganz nett geworden. Mal schauen, woher ich mir eine Kopie
besorgen kann. Kann ich mir eigentlich auch direkt von dem Rechner ziehen.
Ein bisschen Mitleid zum Schluss möchte ich mir aber doch noch einfangen.
Meine alljährliche Migräne-oder-was-auch-immer-Attacke hat nämlich
wieder zugeschlagen, diesmal nur schlimmer als letzten Januar, nachem ich aus
Irland wiederkam. Diesmal dauerte es nun fast eine ganze Woche, in der ich abwechselnd
gespuckt oder geschlafen oder mich wankend von A nach B bewegt habe. Heute war
endlich der erste Tag, an dem ich ohne Kopfschmerzen aufgewacht bin, nachdem
ich gestern schon keine Schmerzmittel mehr genommen habe. Also, die Tapferkeitsmedaille
ist mir nun doch wohl sicher, oder?
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Donnerstag, 23.1.2003
So, der Film ist geschafft!!! Ich habe noch nie so viel Zeit in einem Schnittraum
verbracht wie in den letzten zwei Wochen. Dafür ist das Werk aber auch
echt gut geworden. Heute Mittag dachte ich erst schon, dass alles daneben gegangen
wäre, da Tamasin und Tina aus meiner Gruppe mitteilten, dass der Ton unter
aller Sau sei und man eigentlich so gut wie nichts verstehen könnte. Ich
bin dann noch einmal in die Editing Suite gegangen und mit unserem lang- und
weißhaarigen Kumpel in Boxershorts und T-Shirt ein bisschen rumgebastelt
und - siehe da - wir haben es wirklich hinbekommen. Ein bisschen stolz bin ich
schon irgendwie…
Ansonsten, tut mir heute mein linkes Knie ein wenig weh, da wir gestern zum
ersten Mal seit langem wieder ein Rugbyspiel hatten. Es handelte sich dabei
um einen uniinternen Kontest der MMU Manchester gegen die MMU Alsager-Crewe,
die ihren Campus weit außerhalb Manchesters hat (45 Minuten Busfahrt).
Das Spiel hat einfach nur Spaß gemacht. Bis kurz bevor wir begannen, regnete
es nämlich wie aus Eimern, was dem Boden eine so schöne weiche Konsistenz
verlieh. Hinzu kam, dass wir auf dem gleichen Feld spielten wie wenige Minuten
zuvor (im strömenden Regen) die Jungs beider Teams. Dies bewirkte, dass
das Spiel- eher einem Schlachtfeld glich. Wir sahen vielleicht aus!!! Von unseren
schönen neuen Trikots, die wir gestern zum ersten Mal trugen, war nach
dem Spiel unter der Megaschlammschicht, die jede mit sich trug, nicht mehr viel
zu sehen. Die Gesichter matschverschmiert und mit teilweise blutigen Knien und
Armen mussten wir uns dann auch noch von den Anderen besiegen lassen. Ganz schön
blöd. Zur Rechtfertigung kann man vielleicht sagen, dass man in Alsager
und Crewe Sport studiert… Und gegen Sportstudenten zu verlieren ist schließlich
nicht so schlimm. Die Hauptsache war doch, dass es richtig Spaß gemacht
hat (und dass das Spiel nicht für die League zählt). Dieses Mal haben
wir uns auch gar nicht mit den anderen gekloppt. Gegen jene Mannschaft haben
wir nämlich schon einmal gespielt (unser erstes Spiel), das in lauten Bitch-Schreien,
Haarereißen und Bisswunden endete… Nach dem Spiel wurde dann noch
ein bisschen in der nahen Union gefeiert.
Ansonsten habe ich meine erste Hausarbeit für dieses Semester an nur zwei
Tagen geschrieben (juhuu!). Es ging über die "Historical and cultural
anxieties in Friedrich Wilhelm Murnau's "Nosferatu - Eine Synphonie des
Grauens" (1921/22)", einen Film, den wir im Rahmen des Seminars "Gender
and the Gothic" gesehen hatten. Jenes Seminar besteht übrigens aus
recht seltsamen Leuten. Wir wurden letzte Woche von Linnie, unserer Dozentin,
gefragt, was denn unser Lieblingsroman sei. Man mag mich für ein bisschen
voreingenommen halten, aber was ist das für ein Kurs, in dem die Lieblingsbücher
ALLER Teilnehmer/innen "Dracula", "It", "Shining"
und "Frankenstein" sind? Na gut, Tolkien's "Lord of the Rings"
war immerhin auch zweimal vertreten. Was jedoch noch viel schlimmer ist, ist,
dass mir bei jener Frage für mich persönlich gar keine Antwort eingefallen
ist. Ich grübelte und grübelte, aber mir fiel beim besten Willen nicht
ein, wann ich zuletzt einen Roman gelesen habe. Und ich studiere immerhin Literaturwissenschaft!!!
OK, ich hätte einfach auch "Lord of the Rings" sagen können,
aber das Buch muss ich doch noch lesen, und was, wenn Linnie mich daraufhin
irgendetwas über die Handlung gefragt hätte? Ich überlegte und
überlegte, aber mir fiel irgendwie nichts ein. Malin Schwertfeger's "Café
Saratoga" gefällt mir sehr gut, aber das habe ich genauso wenig zu
Ende gelesen wie die Schelmromane für selbiges Seminar im letzten Sommer.
Ich überlegte David Sedaris' "Nackt" zu nennen, aber dabei handelt
es sich um Kurzgeschichten. Schließlich nannte ich Paul Auster's "City
of Glass", was ja echt ganz gut ist, jedoch auch eher zwanghaft von mir
gelesen wurde für ein Seminar im Sommersemester 2001. Man könnte mich
fragen, welches Drama ich am liebsten mag. Davon habe ich seit ich hier bin
mehr als genug gelesen und lese immer noch. Naja, egal…
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