OKTOBER -
OKTOBER - OKTOBER
Dienstag, 1.10.2002
So, es ist zwar noch nicht ganz Abend, aber ich werde trotzdem schon einmal
etwas hier reinschreiben. Gestern war nämlich das erste Rugbytraining.
War echt cool. Man robbt auf Knien über eiskalten, grünen Grasboden,
prügelt sich mit Anderen und kann dabei trotzdem noch lachen. Echt gut!
Und das Beste: das Training findet direkt hier um die Ecke statt, d.h. ich kann
zu Fuß hinlaufen. Das ist wirklich praktisch. Außerdem ist die Truppe
ganz nett und die Trainerin spricht ein Englisch, das selbst ich verstehen kann!
Heute habe ich direkt mal meine Membershipkarte
für die Athletics Union abgeholt, damit ich auch versichert bin, wenn ich
Rugby spiele (und Einer aus der gegnerischen Mannschaft aus Versehen den Kiefer
breche... ;-)). Des weiteren habe ich mir eine neue Mobiltelefonkarte besorgt
und - wieder einmal vergeblich - versucht, mir einen Bank account einzurichten.
Naja, nächste Woche müsste es laut Institutsdame jedoch gehen. Schaun'n
ma' 'mal...
Morgen habe ich nun den ersten Kurs
hier an der Uni. Dafür muss ich noch ein paar Seiten "Jessie Brown"
lesen. Also, in diesem Sinne...
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Freitag, 4.10.2002
Mann, jetzt habe ich schon wieder ein paar Tage nichts geschrieben. Dabei haben
doch meine Kurse begonnen. Am Mittwoch Morgen um 9 Uhr war die erste Lecture
zu dem Kurs "Drama II". Direkt anschließend folgten zwei Stunden
Drama II-Seminar. Dieses Mal wurde "Jessie Brown" durchgenommen, ein
wirklich scheußliches Stück, das in einer von Großbritannien
besetzten Kolonie im 19. Jahrhundert spielt. Mehr muss man ja wohl nicht wissen...
Sehr patriotisch auf jeden Fall. Abends war wieder mal der drinking circle.
Diesmal waren noch ziemlich viele andere Sportgruppen von der Uni da. Das Rugbyteam
der Männer hatte sich für seine freshmen - also Neuzugänge -
etwas wirklich Nettes ausgedacht: Jene durften ihre Shirts ausziehen (sprich
blanker Oberkörper war gefordert), dann musste Jeder ein Pint Bier vor
sich auf den Boden stellen (mit einem Strohhalm darin) und dann hieß es:
Liegestützen machen. Jedes Mal, wenn die Herren der Schöpfung unten
waren, musste ein kräftiger Schluck durch den Strohhalm genommen werden.
Damit auch alle richtig in Stimmung kamen, war natürlich Anfeuerung von
Seiten der Rugbymädels notwendig (wir wurden vorher auch nett darum gebeten).
Das Ganze spielte sich also unmittelbar unter unseren kritischen Augen und lauten
Schlachtrufen ab. Die Beiden, die zuletzt mit ihren Pints fertig waren, durften
das Ganze noch einmal wiederholen - diesmal allerdings wesentlich leichter bekleidet...
Es folgten an diesem Abend noch einige abstruse Ereignisse, auf die ich aus
Gründen des Jugendschutzgesetzes jedoch nicht näher eingehen möchte.
Hoffentlich bekommt nie Jemand die Bilder zu sehen, die Alana gemacht hat...
Gestern (Donnerstag) fand zum ersten
Mal der Kurs "Video Production" statt. Das wird echt hart, glaube
ich. Bis zum übernächsten Mittwoch muss Jede/r ein (mindestens) fünfseitiges
Skript für einen Kurzfilm produziert haben. Uiuiuiui... Hoffentlich bekomme
ich das hin. Abends war ich - nach meinem obligatorischen "Mal-wieder-zwischendurch-Schlaf"
(ich weiß auch nicht, warum, aber ich schaffe es nur mühsam, hier
12 Stunden am Stück wach zu bleiben; Mark meint, das sei die Kjersti-disease,
da Kjersti am Anfang hier auch unheimlich viel geschlafen hat) - mit Mark im
Kino. Wir haben uns "The importance of being earnest" angeschaut.
Mann, der war echt gut. Mit Mark Darcy...äh...ich meine, natürlich
Colin Firch (hieß der jetzt wirklich so?) in einer der Hauptrollen...*schmacht*.
Den Film werde ich mir bestimmt noch mal mit meiner Mutter anschauen, auch wenn
ich glaube, dass der auf englisch besser und lustiger sein dürfte als auf
deutsch (da müssen wir dann wohl die DVD ausleihen...).
Heute habe ich dann zum ersten Mal
einen Kurs bzw. eine Lecture verpasst. Bei "Sex and Death in Renaissance
Tragedy" war ich erst um 3 p.m. anwesend, obwohl die Vorlesung eigentlich
schon um 2 p.m. gewesen war. Zu der Zeit saß ich jedoch gerade noch im
PC-Raum und habe mir Sachen über den Naturalismus (für "Drama
II") aus dem Internet geladen. Naja, dann habe ich eben bloß die
zwei Stunden Seminar heute mitgemacht. Der Kursleiter ist ein echt netter Kerl
(Typ Uwe Lindemann), der ein sehr, sehr angenehmes Englisch spricht. Aber das
tun hier - zumindest an der Uni - sowieso fast alle. Ich glaube, wir in Deutschland
sind echt ein bisschen zu "amerikanisiert" und wissen oft gar nicht,
wie schön British English klingt. Jaja, eh ich noch weiter rumschleime,
höre ich besser auf.
Ach nee, vielleicht sollte
ich noch schreiben, dass ich heute Abend mit Kjersti bei Elin war und wir uns
erst alle zusammen mit Olivier und Rita (zwei von Elins Mitbewohnern) erst einen
ganz schlechten (na ja, ganz soooooo schlecht war der nicht, aber auch nicht
besonders originellen) Film mit Pierce Brosnan und dann "Crouching Tiger,
Hidden Dragon" angeschaut haben. Dazu gab's Tortillas mit einem norwegischen
Dipp, der tierisch lecker war, aber dessen Geschmack man auch nach sehr langem,
intensiven Zähneputzen nicht ganz weg bekommt...
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Samstag, 5.10.2002
Ich kann mich ehrlich gesagt nur schwer daran erinnern, wann ich zuletzt an
einem Samstag Abend um elf Uhr im Bett lag... na ja, dann werde ich eben mal
wieder meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen - schlafen.
Ich
habe heute Strindbergs "Miss Julie" zu Ende gelesen (das wichtige,
naturalistisch geprägte Vorwort des Autors habe ich allerdings noch nicht
ganz durch) und ein paar Sachen für die Uni abgetippt und sortiert. Morgen
werde ich dann wohl anfangen, "Hamlet" zu lesen (juhuu, das wird ein
Spaß...). Außerdem habe ich mein Zimmer auf- und komplett umgeräumt.
Es gefällt mir jetzt noch besser. Hier könnte man jetzt echt 'ne Zeitlang
wohnen bzw. kann es hoffentlich auch wirklich. Ach ja, und ich habe heute etwas
geschafft, was ich drei Wochen lang vergeblich versucht hatte: ich habe meinen
Funkwecker auf die englische Zeit eingestellt. Das Ganze war zwar eher ein Zufall,
da es im Halbschlaf passierte und ich eigentlich nur den Wecker, der mich aus
meinen Träumen gerissen hatte, ausschalten wollte, aber als sich die Uhrzeit
plötzlich verstellen ließ (ich wusste doch, dass das irgendwie ging),
habe ich mich doch sehr gefreut.
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Montag, 7.10.2002
Aua, ich sterbe. Ich hasse Rugby. Die Sportart ist so grausam ....
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Dienstag, 8.10.2002
OK, vielleicht sollte ich zur Erklärung für gestern schreiben, dass
ich einen ziemlich heftigen Crash beim Rugbytraining mit einer Anderen hatte.
Aber keine Sorge, es sind nur ein paar blaue Flecken und eine Riesenbeule am
Bein geblieben (dismal am rechten Bein, sie passt aber farblich echt gut zu
der am linken Bein, die seit dem 6.6.!!! nicht mehr verschwinden will…).
Außerdem mussten wir so Übungen machen, bei denen wir uns aus Umklammerungen
befreien mussten, was auch ganz schön anstrengend sein kann. Entgegen den
Vermutungen gewisser unwissender Referendariatsanwärter ist Rugby naemlich
keine leicht zu erlernende Sportart. Es gibt ziemlich viele Regeln und die sind
- natürlich - dann auch noch auf englisch. In drei Wochen steht dann bereits
unser erstes Match auf dem Plan und ich hoffe, dass ich da heil herauskomme
(die einzige Chance dafür wird jedoch vermutlich ein Dauerplatz auf der
Reservebank sein, den ich mir ehrlich gesagt nicht wirklich ausrechne…).
Heute Nachmittag war ich mit Mark
im Trafford Centre, einem riesigen Einkaufscentre etwas ausserhalb von Manchester.
Das ist ähnlich dem Centro, nur alles ein wenig orientalischer angehaucht,
mit sehr viel Gold überall, Palmen und solchen blauen Dächern mit
hellen Lichtern darauf. Ich habe fast nichts gekauft (naja, eine Jeans und noch
was Anderes), was in Anbetracht der Fülle von tollen Sachen echt nicht
einfach war.
Nacher sind wir dann noch ins Kino
gefahren und haben - wieder einmal für nix, das heißt kostenlos -
einen Film gesehen (logisch eigentlich, wozu fährt man sonst ins Kino?).
Diesmal gab es sogar noch ein Gratisgetränk (ich frage mich manchmal echt,
wie der Laden überleben kann) und "Road to perdition" war auch
nicht ganz so schlecht wie ich dachte (naja, empfehlen würde ich den trotzdem
nicht; der Soundtrack ist jedoch ziemlich super und erinnert ein bisschen an
"American Beauty" - mmh, wie kann das wohl sein…?!).
Frédéric ist nun auch
"richtig" eingezogen. Gestern Abend kam er direkt aus Paris eingeflogen,
wo seine Eltern wohnen. Jetzt ist das Haus also endgültig voll. Mal schauen,
wie der Kampf ums Bad sich nun in Zukunft gestaltet…
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Montag, 14.10.2002
So, dann will ich mal wieder etwas zu Papier bzw. zu Bildschirm bringen. In
den letzten Tagen war wieder einmal viel los. Ich versuche, es möglichst
kurz zu halten. Letzten Donnerstag waren Kjersti, Patrick, Mark und ich bei
IKEA in der Nähe von Liverpool. Wir waren scheinbar im totalen Kaufrausch
(naja, eigentlich vor allem Patrick und Kjersti…), denn wenn man das, was
sich nach diesem etwa 2stündigen Einkauf in den drei (!) vollen (!!!) Einkaufswagen
befand zusammen rechnet, kommt man auf ungefähr £250, die wir ausgegeben
haben (das macht ungefähr €380). Wenn man jetzt mal überlegt,
was man für €380 alles an Wohnaccessoires bei IKEA bekommt, hat man
eine ungefähre Vorstellung davon, wie unsere Rückfahrt in dem kleinen
Auto aussah. Naja, jedenfalls habe ich nun eine kleine Kommode, einen neuen
Teppich (eher so eine Art Bettvorleger, aber echt schön), eine Menge neuer
bunter Papierordner und einige Holzbilderrahmen in meinem Zimmer stehen, liegen,
sitzen…
Am Freitag war dann wieder mal mein Sex and Death-Seminar (diesmal habe ich
es sogar geschafft, die Vorlesung nicht zu verpassen und somit den dreistündigen
Marathon zu absolvieren). Das war diesmal jedoch irgendwie gar nicht schön.
Es ging zum zweiten Mal um Hamlet, den ich bis jetzt immer noch nicht gelesen
habe. Somit war es etwas schwierig, den Diskussionen zu folgen, geschweige denn
sich an ihnen zu beteiligen. Aber ich weiß nun, dass unser Dozent Mike
ein wirklich akzentfreies Deutsch spricht (vielleicht hat er ja auch die paar
Wörter, die er verwendet hat, auch vorher vor dem Spiegel geübt, aber
es klang sehr überzeugend :-)). Naja, jedenfalls war ich am Freitag Nachmittag
so fertig, dass ich mich um 8 mal "kurz eben" hingelegt habe. Schließlich
wollte ich doch noch zu der Party in Elins Haus (eigentlich nicht wirklich,
aber das ist das, was ich den Anderen erzählt habe). Naja, jedenfalls wurde
ich erst um 12 wach, habe dann schnell die Zähne geputzt und dann bis 10
Uhr morgens durchgeschlafen!!! Wahrscheinlich hätte meine Mama sich gefreut,
wenn ich als Baby einmal so lange geschlafen hätte… Die Party muss
jedoch der Hammer gewesen sein und im Nachhinein ärgere ich mich doch,
dass ich solche Kopfschmerzen hatte und nicht hingegangen bin. Ich denke mal,
dass Zitronenrugby in der Küche, sich gegenseitig mit dem Gürtel auspeischende
junge Menschen, zwei Mülltonnen voll mit Bechern, Flaschen etc., ein superlaut
schnarchender Mark und eine am Morgen immer noch im Sessel in unserem Wohnzimmer
schlafende Kjersti für sich sprechen… Das nächste Mal also hingehen!
Den Rest des Wochenendes habe ich mit meinem Skript für den Videokurs verbracht.
Gestern Abend war es dann endlich fertig, um heute von mir abgeben zu werden.
"Nur noch schnell ausdrucken", dachte ich mir. Jeder, der schon einmal
nach einer langen anstrengenden Arbeit das Gleiche gedacht hat, weiß,
dass gerade damit die Probleme oft erst anfangen. Ich packet die Datei also
auf ne schöne Diskette und fuhr in die Uni, um den Stoff auch auszudrucken.
Mmh, komisch, dass der Uni-PC mir dann jedoch mitteilte, dass meine Diskette
nicht formatiert bzw. nur bei einem Mac zu gebrauchen sei. Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaah,
und dabei war die Deadline heute um 12!!! Ich bin dann also in den nächsten
Druckladen, in der Hoffnung, dass sie mir helfen könnten. Auch hier zeigten
sich einige Probleme, die jedoch gemeistert werden konnten. Jetzt fehlen zwar
die Fußzeile und alle Seitenzahlen, aber immerhin konnte ich das Skript
noch rechtzeitig in den Kasten vor Alfs Büro (Alf ist der Dozent) werfen.
Puh, Glück gehabt.
Nun werde ich mich gleich mal wieder auf den Weg zur Bank machen. Der Kampf
um das Konto ist nämlich noch nicht abgeschlossen. Aber immer noch kämpft
die tapfere Theresa für Gerechtigkeit und Ordnung in dieser Welt. Spätestens
heute Abend auf dem Rugbyfeld!
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Donnerstag, 17.10.2002
Oooh, heute war kein guter Tag. Ich hatte voll den hangover und außerdem
tut mir immer noch alles von gestern weh. Da war nämlich unser erstes Rugbymatch.
Zwar nur ein Trainingsspiel, aber immerhin. Es ging ziemlich hart zu, härter
als ich erwartet hatte. Wir sahen auch alle ziemlich gefährlich aus mit
unseren Mundschutzen und den Trikots (praktisch, dass es sich dabei um eine
Einheitsgröße in etwa "M" entsprechend handelte; ich konnte
mich anfangs kaum darin bewegen, während beispielsweise Fay, die sehr klein
und zierlich ist, in dem Teil zu versinken schien). Die gegnerische Mannschaft
oder besser Frauschaft kam von einer Sportuniversität... naja, man kann
sich denken, dass wir verloren haben (3:1). Aber wir waren trotzdem nicht schlecht.
Ich habe mir zwar fast den Hals gebrochen, Harry muss nun eine Kniebandage tragen
und es gab 'nen echten girls' fight ("Ey, du, was soll das, spinnst du?"
"Was, ich hab alles richtig gemacht. Du hast mich getreten!" "Hä,
ich hab' gar nichts gemacht, du blöde Kuh!" "Fucking bitch!")
mit an den Haare reißen, schlagen, treten und beißen (naja, das
mit dem Beißen ist vielleicht übertrieben; ich habe bei der ganzen
Sache übrigens nicht mitgemacht; war eher so 'ne Sache zwischen Steph und
einer aus der gegnerischen Mannschaft). Aber trotzdem hat es irgendwie Spaß
gemacht. Mir taten die Füße nachher allerdings höllisch weh.
Es war immerhin das erste Mal, dass ich die Fußballboots getragen habe.
Abends sind wir dann alle in die Bar in der Students' Union gegangen und haben
dort unsere eigene Bad Taste-Party gemacht. Ich hatte ne rosageblümte Bluse
an, eine schwarze Federboa um den Hals und eines von Kjerstis Minitäschchen
dabei. Am besten sah eine der beiden Joes aus. Sie trug blaue Schlagjeans, ein
geblümtes Shirt, meterhohe Plateauschuhe, 10cm lange künstliche goldene
Wimpern und eine schwarze Lockenperücke. Ich hätte sie fast nicht
wieder erkannt, da sie ansonsten lange blonde Haare hat. Wir hatten jedenfalls
unseren Spaß, tranken ne Menge, quatschten mit den Jungs vom Rugbyteam
und mit unserem Schiedsrichter vom Match ("Just call me ‚Boxer'"),
der mir von Deutschland vorschwärmte ("I love how you celebrate christmas.
Your ‚Glühwine' is really excellent!") und erzählte, dass
er schon in Krefeld, Moers, Düsseldorf, Darmstadt und tausend anderen Städten
geboxt hätte. Anschließend gingen wir alle noch auf ne Revivalparty,
was ziemlich witzig war. Nachdem sich mein Englisch innerhalb weniger Stunden
(und pints...) erstaunlich verbessert hatte und ich sogar schon mit dem Türsteher
vor der Toilette (ja, hier gibt's keine schlecht gelaunte Klofrau, sondern einen
großen, knackigen, sexy, Rugby spielenden Toilettentürsteher) und
dem Barmann rege Konversation betrieb, beschloss ich, nun doch mal langsam den
Bus nach Hause zu nehmen, da ich wusste, dass mein Wecker mich um sieben aus
meinen Träumen reißen würde.
Zu Hause angekommen traf ich Kjersti weinend vor dem Fernseher (es lief gerade
"When a man loves a woman") und Mark zumindest akustisch (er sägte
nebenan einige Kubikmeter Holz) an. Frédéric und Simone, die heute
die späte Schicht im Restaurant hatten, trudelten wenige Minuten nach mir
ein. Ich weiß auch nicht, warum, aber irgendetwas trieb mich dazu, mir
nun noch mitten in der Nacht eine Riesenportion Spagetti zu kochen und diese
dann alleine (Kjersti, die eigentlich auch was abhaben wollte, verschwand vorher
in ihrem Bett) vor dem Fernseher zu essen. Weil es da gerade so bequem war und
ich so tierisch müde war und auch nur Baseball lief, schlief ich irgendwann
ein und wachte erst einiges später auf (dass einige Zeit vergangen sein
musste, sah ich am Spielstand). Leider hatte ich wieder einmal vergessen, meine
Kontaktlinsen heraus zu nehmen, so dass meine Augen ein wenig brannten und außerdem
war mir schlecht. UND TROTZDEM HABE ICH NICHT GEBROCHEN!!! UND TROTZDEM BIN
ICH MORGENS IN DIE UNI GEFAHREN!!! (Ich will echt nicht wissen, wie viel Restalkohol
noch in meinem Blut war, aber meinem Sitznachbarn ging's auch nicht viel besser;
so sahen wir wenigstens beide ziemlich hung over aus...) Im Video Production-Kurs
wurde dann auch noch mein Skript vorgelesen und - was soll ich sagen - es kam
gut an. Aber jetzt muss ich mich erst mal ein klein wenig hinlegen und ausruhen...
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Sonntag, 20.10.2002
Und wieder mal geht ein Wochenende zu Ende. Irgendwie habe ich wieder mal nur
herumgegammelt und nichts Besonderes gemacht. Naja, heute konnte ich mich dann
doch noch dazu aufraffen, mal ein paar Sachen für die Uni abzutippen.
Freitag war irgendwie ein echter "Anne-Tag" gewesen, sprich alles
ging irgendwie schief (nimm's mir nicht uebel, Anne, ich mache doch nur Spaß!).
Morgens direkt kamen die Klemptner, um nach dem defekten Bad zu schauen. Die
Dusche läuft nämlich nicht richtig ab. Die beiden Herren der Schöpfung
schraubten an unserer Badewanne rum, bis plötzlich ein lautes Fluchen im
Bad in der ersten Etage, ein entsetztes Aufschreien von Kjersti im Erdgeschoss
und ein gewaltiges Rauschen irgendwo dazwischen zu vernehmen waren. Ich bin
dann mal lieber in den Flur gegangen, um zu sehen, was denn los sei, da sah
ich, dass unsere Lampe sich in eine Art Wasserfall verwandelt hatte. Das sah
vielleicht aus. Das Wasser lief nur so aus den beiden Lampen in Küche und
Flur und Kjersti - immer noch im Bademantel - versuchte ganz aufgeregt, Eimer
unter den Fontänen zu platzieren. Die ganze Aktion dauerte etwas länger
als erwartet und so schaffte ich es kaum noch rechtzeitig zum Bus. Das war aber
auch eh egal, denn nach etwa zehn Minuten Fahrt, war erst mal Pause. Ein Autofahrer
hatte sein Vehicle so geschickt geparkt, dass wir nicht vorbei kamen. So standen
wir also erst einmal etwa 10 Minuten einfach nur so da, bis der Fahrer schließlich
kauend aus dem Fish and Chips-Shop kam und seinen Wagen weg setzte. Ich kam
also etwa eine Viertelstunde zu spät in meine Lecture. Natürlich hatte
ich das Buch, das besprochen wurde, wieder einmal nicht gelesen, was jedoch
dadurch erschwert wurde, dass ich vergessen hatte, es zu kaufen. Naja…
Wenigstens habe ich am Freitag Abend dann noch ein paar schöne Fotos von
meiner Unigebäude geschossen, die ihr euch auch unter der Rubrik "Uni"
anschauen könnt..
Wenn ihr jetzt denkt, dass das alles gewesen wäre, dann irrt ihr euch gewaltig.
Zu Hause angekommen, beschloss ich nämlich, etwas in dem Gasofen zu kochen.
Ich schmiss das Zeugs also auf ein Blech, machte die Luke dicht und ging ins
Wohnzimmer. Etwa zehn Minuten später wurde ich auf unsanfte Art dazu bewegt,
eben dieses Zimmer wieder zu verlassen. Der Feueralarm im ersten Stock war los
gegangen. Als ich die Wohnzimmertür öffnete, sah ich auch, warum.
Oder besser ich sah gar nichts mehr. Das gesamte Treppenhaus war nämlich
voller Rauch. Ich riss sofort beide Türen und alle Fenster auf, stellte
den verfluchten Ofen aus und versuchte den Feueralarm irgendwie auszustellen,
aber das ging leider nicht. Gottseidank ging dieser nach etwa drei bis fünf
Minuten wieder von alleine aus. Auch sonst hatte die Aktion keine weiteren Folgen,
sprich keiner der Nachbarn rief die Feuerwehr und auch ich blieb von einer Rauchvergiftung
veschont.
Der Rest des Wochenendes verlief dafür verhältnismäßig
ruhig und harmonisch. Am Samstag war ich mit Kjersti shoppen, abends habe ich
mit Mark eine amerikanische Sitcom nach der nächsten geschaut und am Sonntag
habe ich dann noch einmal für alles gekocht, diesmal mit mehr Erfolg. Und
ich habe dafür sogar den Ofen benutzt!
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Dienstag, 29.10.2002
Es ist zwar noch früh am Morgen und die allmorgendliche dampfende Porridgeschüssel
mit Honig drin steht noch unberührt vor mir, aber ich habe mittlerweile
schon fast ein schlechtes Gewissen, weil ich so lange nichts mehr geschrieben
habe. Also werde ich das nun mal tun:
Die letzte Woche habe ich weitestgehend
mit Vorbereitungen für meinen Irlandtrip verbracht. Ja, genau, richtig
gehört, ich werde nämlich in genau 1 Woche durchstarten nach Dublin.
Sayeh wird auch dabei sein. Wir werden dort 6 Tage verbringen, in denen wir
Galway, Doolin und Dublin unsicher machen werden. Ich weiß jetzt auch
endlich, wo Mullingar liegt (, aber da es wohl keinen Grund gäbe, Mullingar
wieder zu verlassen, um beispielsweise traurige Lieder über diesen Abschied
zu schreiben, wird dieser Ort wohl ein anderes Mal von mir erkundet). Unsere
Tickets haben wir - natürlich - über Raynair gebucht. Leider brauchte
man dafür eine Kreditkarte, so dass sich alles ein wenig verzögerte
(der liebe gute Mark hat mir seine zur Verfügung gestellt) und wir statt
der zuerst veranschlagten 20 Pound doch 30 Pound (plus taxes und fees) bezahlen
mussten (50 Pound pro Person insgesamt). Aber das ist ja noch OK. Ärger
gibt es nun noch mit den Hostels. Gestern habe ich alle noch einmal durchtelefoniert,
um nachzufragen, nachdem ich teils abstruse Antworten auf meine Mailanfrage
bekommen habe. In Doolin (echt nette Leute; "you can stay as long as you
like…") hatten wir unsere Betten daraufhin sicher. Nach Galway muss
ich noch 30 Euro schicken, dann ist die Sache auch OK. Das Problem ergibt sich
in Dublin, wo wieder einmal eine Kreditkarte nötig ist. So ein Scheiß!
Und dabei wollen wir auch noch das Wochenende dort verbringen, das heißt
es wird eh schon ziemlich voll sein. Mark wird wohl - hoffentlich!!! - heute
Abend mal anrufen und seine Kreditkartennummer preisgeben.
Ansonsten habe ich letzte Woche wieder ordentlich Rugby gespielt. Wir hatten
ein Probetraining mit einem neuen Trainer. Gestern hat der uns Forwards dann
zum ersten Mal trainiert. Ist ein echt netter Kerl. Für das Match am Mittwoch
(d.h. MORGEN!!!) sehe ich allerdings echt schwarz, da wir voraussichtlich ganze
4 Forwards sein werden. Wahrscheinlich werden wir Unterstützung aus einem
anderen Team anfordern. Mal schauen. Das wird dann auch unser erstes richtiges
Match, das auch für die Liga zählt. Naja, solange wir am Ende der
Saison nicht die rote Laterne sind...
Heute Nachmittag habe ich meinen
Kamerakurs für das Video Production Seminar. Mein Dozent Alf hat mich eben
noch mal angerufen, um mir mitzuteilen, dass wir nun doch in einem anderen Gebäude
sind als ursprünglich geplant. Ich bin ja mal gespannt, das wird bestimmt
cool.
P.S. (spät am Abend): Der Kurs war
echt super. Die Leute aus dem Doolinhostel haben mir allerdings ne Mail geschickt,
dass sie nun auch ganz gerne ne Kreditkartennummer hätten. Toll. Nach einem
leckeren Curry in einem indischen Restaurant in der Currymile mit Kjersti hat
Mark dann für mich in den beiden Hostels angerufen und alles klar gemacht.
Jetzt müssen nur noch die 30 Euro abgeholt und weggeschickt werden, die
ich heute angefordert habe.
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Donnerstag, 31.10.2002
Gestern hatten wir unser erstes Rugbyspiel, das auch für die League zählt.
Wir waren alle etwas aufgeregt vorher, weil wir erstens in einer komplett neuen
Aufstellung spielten, die wir zuvor noch nicht ausprobiert hatten (es fehlten
schon einige Leute), zweitens weil wir nur 16 Leute waren, das heißt wir
hatten nur eine Auswechselspielerin und drittens hatten wir keine Ahnung, was
uns wirklich erwarten würde. Der Schiedsrichter war schon etwas älter,
naja eigentlich sogar noch ein bisschen älter, und kontrollierte vorher
noch schön unsere Stollen und den ein oder anderen Brustschutz (nein, ist
nur ein Scherz; da nur eine von uns einen trägt, konnte er auch nur einen
kontrollieren). Vor dem Spiel versuchten wir noch ein paar technische Übungen,
was jedoch nicht unbedingt dazu beitrug, dass wir uns selbstsicherer fühlten.
Unser hooker Steph war nicht da. Ihre Position übernahm Jade, die zwar
noch nie beim Training, dafür aber oft beim drinking circle war und seit
2 ½ Jahren kein Rugby mehr gespielt hatte. Dummerweise konnte sie auch
nicht wirklich gute Pässe zuspielen, was schon ein bisschen ungünstig
war, da sie ja alle Einwürfe machen musste. Naja, irgendwann hieß
es dann nur noch "Mundschutz rein" und dann ging es auch schon los
(unser Trainer und Boxer waren auch da). Wir waren super von Anfang an. Die
Anderen hatten zwar Kick off, aber innerhalb weniger Sekunden dominierten wir
das Spiel. Den ersten Punkt erzielte Alana, die tierisch kämpfen musste
(was in Anbetracht ihrer schaetzungsweise 1,60m und 50 kg nicht gerade leicht
ist), den zweiten erzielte Abbey, die wirklich super spielte und wesentlich
selbstbewusster auftrat als noch beim letzten Spiel. Tja, und dann passierte
das, wovon jeder Spieler und jede Spielerin nur träumt. Ihr kennt doch
sicher die Szene aus dem Film "Forrest Gump", wo Forrest beim American
Football den Ball bekommt und durch die gesamte Abwehr der gegnerischen Mannschaft
übers gesamte Feld läuft und niemand ihn wirklich stoppen kann. Nun
stellt euch diese Szene noch einmal vor, nur diesmal auf einem Rugbyfeld mit
lauter Mädels auf dem Platz und mit mir in der Rolle von Forrest. Es war
unglaublich. Jade hat mir nacher erzählt, dass sieben (!!!) Leute aus der
anderen Mannschaft versucht haben, mich anzugreifen, aber irgendwie hatten die
scheinbar zu viel Angst vor mir oder sie konnten einfach nicht richtig tacklen.
Jedenfalls schaffte ich es irgendwie mit dem Ball über das gesamte Feld
zu laufen. Wenn ihr den Film "Forrest Gump" noch gut kennt, wisst
ihr, was dann passiert. Forrest ist nicht mehr zu stoppen und rast einfach durch
bis in die Umkleidekabine. Nun, ganz so war es nicht (die Umkleidekabinen waren
auch ziemlich weit entfernt vom Pitch). Aber da ich am Ende des Feldes angekommen
immer noch ziemlich alleine war und ich nur die Anderen schreien hörte,
dass ich zwischen die beiden Pfeiler laufen und den Ball da platzieren sollte
(Extrapunkt), versuchte ich das. Als ich es fast geschafft hatte, kamen jedoch
die Kampfweiber aus der anderen Mannschaft angelaufen und stürzten sich
auf mich. Beim daraus resultierenden Ausweichmanöver berührte ich
dummerweise mit einem Fuß die Linie (Auslinie), so dass der gesamte Versuch
nicht zählte und es keinen Punkt gab. So ein Scheiß… Dafür
habe ich nacher noch einmal einen Punkt gemacht, der jedoch dann bei Weitem
nicht so spektakulär war wie der erste (Versuch). Lustig sahen wir nach
dem Spiel allemal aus. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so matschig
aussah, aber ich glaube, es muss so etwa 17, 18 Jahre her sein (mindestens 15
Jahre).
Aber was soll's: WIR HABEN GEWONNEN!!! Das musste nacher natürlich richtig
gefeiert werden. Dazu kam, dass Charly, Susie und ich zu den "Women of
the match" gekürt wurden, was jedoch eher eine unschöne Sache
war. Wir mussten nämlich gegen die besten Spielerinnen aus dem gegnerischen
Team im Kampftrinken (nein, das klingt zu hart, sagen wir Um-die-Wette-ein-pint-leeren)
antreten. Charly gewann, mir war nacher einfach nur schlecht. Nach ein, zwei
Stunden merkte ich außerdem so langsam, wie fertig ich war und bei einem
Toilettengang konnte ich auch die schönen Verfärbungen, die sich langsam
auf meinen Beinen abzeichneten, erkennen. Erneut kam ich ins Grübeln, wann
ich das letzte Mal so viele Schrammen und blaue Flecken an meinen Beinen hatte
und ich kam zu einem gerade erschütternden Ergebnis: NOCH NIE!!! Und dabei
hatte ich als kleines Kind ständig Pflaster auf meinen Knien und eigentlich
immer blaue Flecken… Aber es macht wirklich unglaublich viel Spaß,
Rugby zu spielen, echt!
Heute ist also Halloween. Ich bin ja mal
gespannt, wie das hier so gefeiert wird und ob wirklich Kinder an unsere Tür
kommen und Süßigkeiten wollen oder ob sich bloß wieder dieser
miese, kleine 10jährige von nebenan blicken lässt und Zigaretten haben
will…
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