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von Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani
 
 
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Bildungsaufsteiger aus benachteiligten Milieus

Im Mai 2012 ist erschienen:

El-Mafaalani, Aladin (2012): BildungsaufsteigerInnen aus benachteiligten Milieus. Habitustransformation und soziale Mobilität bei Einheimischen und Türkeistämmigen. Wiesbaden: Springer VS. [Springer VS]



Diese Arbeit wurde u.a. mit dem Dissertationspreis des Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI) sowie mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien ausgezeichnet.

Interviews zu diesem Buch: Zeit Online, Forschung und Lehre sowie youtube / Stifterverband


Laufzeit 10/2008 bis 12/2011

Das deutsche Bildungssystem spielt im politischen und wissenschaftlichen Diskurs eine anhaltend zentrale Rolle. In verschiedenen Studien wurde festgestellt, dass der Bildungserfolg stark von der sozialen Herkunft abhängt. Gleichzeitig wird im deutschen Bildungssystem eine sinkende Durchlässigkeit nach oben konstatiert. Institutionelle Bedingungen des Schulsystems werden dabei genauso thematisiert wie Merkmale von benachteiligten Gruppen selbst (bspw. deren soziale oder kulturelle Defizite). Dabei ist noch nicht abschließend geklärt, was den Bildungserfolg von sozial Benachteiligten begünstigt.

Der Großteil der quantitativen Untersuchungen konzentriert sich auf die Analyse von Zusammenhängen, die vordergründig institutionelle Bedingungen fokussieren: Effekte von Schulformen, Klassengrößen, Stadtteilen oder Formen institutioneller Diskriminierung. Der Großteil mikrosoziologischer Untersuchungen legte bisher die Schwerpunkte auf die Analyse von sozial auffälligen Kindern und Jugendlichen, von abweichendem Verhalten und Misserfolgskarrieren oder bspw. auf die Aspekte Migration oder Geschlecht als benachteiligende Faktoren. Alle genannten Vorgehensweisen haben dazu beigetragen, dass die Zusammenhänge zwischen sozialer Herkunft, Geschlecht und Bildung umfassend be/erkannt sind und aufgezeigt welche Risiken dieses Agglomerat von Chancenungleichheiten für Arbeitsmarkt und Sozialstaat einer Wissensgesellschaft birgt. Die Übertragung dieser Erkenntnisse in die pädagogisch-institutionelle Praxis gelingt hingegen kaum. Der internationale Vergleich sowie eine damit einhergehende Orientierung an „erfolgreichen“ Bildungssystemen haben Anregungen gebracht, allerdings lässt die Ausgangslage des deutschen Bildungssystems häufig kein unmittelbares Nachahmen von Erfolgsgeschichten zu. So ergeben sich eine Reihe von Besonderheiten für das deutsche Bildungssystem, die in kaum einem anderen OECD-Staat vergleichbar bestehen: Frühe Selektion durch Benotung in der Primarstufe, das 3-gliedrige Schulsystem, föderale Organisation von Bildung, der Beamtenstatus von Lehrkräften, erheblich eingeschränkte Autonomie der Schulen, eine vergleichbar schwach ausgeprägte Kooperationskultur zwischen verschiedenen beteiligten Perspektiven (Schulen, Schulleitung, Lehrkräfte, Eltern, Sozialen Einrichtungen, Betrieben, Arbeitsamt etc.), eine relativ homogen zusammengesetzte Lehrerschaft gegenüber einer immer heterogeneren Zusammensetzung der Schülerinnen und Schülern usw.

Eine noch wenig ausgelotete Herangehensweise ist die Orientierung an den Potenzialen des deutschen Bildungssystems: Auf welcher Grundlage können in Deutschland Anknüpfungspunkte für Handlungsansätze im Bildungswesen entwickelt werden? Welche Maßnahmen können (von verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren) einen bedeutsamen Einfluss auf die Bildungssituation von benachteiligten Gruppen nehmen? Daraus ergibt sich folgende zentrale Frage: Was ermöglichte aus Sicht erfolgreicher „Bildungsaufsteiger aus benachteiligten Milieus“ ihren schulischen und akademischen Werdegang?

Das Projekt untersucht die Hintergründe der (trotz aller negativen Meldungen dennoch) stattfindenden Bildungsmobilität nach oben. Wie haben es einige trotz ungünstiger Ausgangslagen geschafft? Aus der Betrachtung der „Verlierer“ der Bildungsreformen lassen sich Merkmale von Benachteiligung herausstellen – plakativ ausgedrückt: Welche Gruppen häufen sich auf Sonder- und Hauptschulen bzw. erreichen signifikant seltener qualifizierende Abschlüsse: Jungen und Männer aus Arbeiterfamilien, insbesondere Migranten und ihre Nachkommen. Gleichzeitig wird eine sinkende Durchlässigkeit im Zeitverlauf konstatiert. Darauf bezogen werden zwei Fragen fokussiert: (1) Welche Gemeinsamkeiten haben alle untersuchten Personen und (2) welche Perspektiven ergeben sich in der differenzierten Betrachtung von Migrationshintergrund (ja/nein), Geschlecht (m/w) und Generation (30/45 Jahre)?

Daraus ergeben sich folgende Merkmale der Zielpersonen „Bildungsaufsteiger“:

 

Bildungsstand

Soziale

Herkunft

Kulturelle

Herkunft

Geschlecht

Generation/Alter

Merkmale

Akademischer Abschluss

Arbeiterfamilie

Türkisch

Deutsch

Männlich

Weiblich

30 Jahre

45 Jahre

Verteilung

alle

alle

50%

50%

50%

50%

50%

50%



Daraus ergeben sich folgende 8 Teilgruppen:

Soziale Herkunft

Aus Arbeiterfamilie stammend

Bildungsstand

Mit akademischem Abschluss

Kulturelle Herkunft

Deutscher Herkunft

Türkischer Herkunft

Geschlecht

Männlich

Weiblich

Männlich

Weiblich

Generation/Alter

30

45

30

45

30

45

30

45



Es werden narrative Interviews mit Personen geführt, die oben genannte Merkmale aufweisen. Die Auswertung der Interviews wird mit der dokumentarischen Methode geleistet. In der komparativen Analyse der Lebensverläufe und Lebensphasen sowie der äußeren Rahmenbedingungen und der persönlichen Motive der Bildungsaufsteiger sollen die wesentlichen Faktoren ausfindig gemacht werden, die Bildungsaufstiege (heute schon) begünstigen (können), um diese ggf. durch gezielte Fördermaßnahmen institutionell zu verstärken. Dabei liegt der Schwerpunkt in der Erarbeitung der subjektiven Erfahrungsräume, Handlungsstrukturen und Deutungsmuster der Bildungsaufsteiger mit ungünstigen Startbedingungen.
Keywords: Bildungsaufstieg, Bildungsmobilität, soziale Mobilität, Habitustransformation, Pierre Bourdieu, Bildungstheorie, empirische Bildungsforschung, Bildungssoziologie, Bildungsaufstiegsbiografien, Bildungsaufsteiger, Bildungsaufsteigerinnen , Biografieforschung, Migrationsforschung, Rekonstruktive Sozialforschung, Soziale Ungleichheit, Ungleichheitssensibilität, Migrationssensibilität
 
 
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