Dicranorrhina micans

Cetoniinae - Rosenkäfer

Zu dieser Unterfamilie der Scarabaeidae(Blatthornkäfer) zählen einige der farbenfrohsten und attraktivsten Insekten der Welt. Dies - aber auch ihre meist leichte Haltung und Zucht - macht sie zu der momentan vielleicht begehrtesten Käfersippe für die Vivarienhaltung. Darüber hinaus sind fast alle Cetoniinae tagaktiv und recht munter, so daß sie auch hinsichtlich ihres Verhaltens ideale Pfleglinge sind. Ganz überwiegend stammen die erhältlichen Arten aus dem tropischen Afrika, wo auch der Verbreitungsschwerpunkt der Unterfamilie liegt.

Fast alle Larven der Rosenkäfer ernähren sich von zersetztem Fallaub und Laubholzmulm und sind daher sehr leicht zu ernähren. Die verhältnismäßig lange Entwicklungsdauer der Larven ist für die Vivarienhaltung ein Manko bei allen xylophagen (holzfressenden) Käfern - es muß dabei berücksichtigt werden, daß morsches Holz nicht nur vergleichsweise energiearm ist (Der Brennwert des Kotes einer solchen Larve ist gewöhnlich höher als von dem, was vorne reinkommt), sondern auch schwer verdaulich (grundsätzlich für alle Vielzeller sogar unmöglich, die Spaltung von Zellulose in Oligosaccharide wird bei allen xylophagen Insekten von Endosymbionten im Darmtrakt vollzogen). So muß man gerade bei den größten und schönsten Rosenkäferarten eine Gesamtentwicklungszeit von einem bis mehreren Jahren, abhängig von der zu erreichenden Größe der Imago und der Umgebungstemperatur, veranschlagen. Gerade einige der größten und schönsten Vertreter des Tribus Goliathini sind im Larvenstadium untereinander kannibalisch, hier muß jede Larve für sich gepflegt werden. Solche kannibalischen Arten scheinen einen erhöhten Proteinbedarf zu haben, sie können zusätzlich mit Kraftfutter für Farbkarpfen (Anton HUYKMAN, persönliche Mitteilung) oder gar mit kleinen Larven leicht züchtbarer Rosenkäfer der Gattungen Pachnoda oder Potosia (Milan POLACZYK, persönliche Mitteilung) gefüttert werden. Generell läßt sich auch gewaschenes Obst zufüttern, Apfel neigt weniger als anderes Obst zur Schimmelbildung. Die Zufütterung mit Obst oder Kraftfutter sollte maßvoll erfolgen, da sich andernfalls Milben massenhaft ausbreiten können. Auch bei nicht kannibalischen Arten ist ein Überbesatz im Aufzuchtbehälter unbedingt zu vermeiden, da sich die Tiere sonst bei Häutungen und bei der Verpuppung gegenseitig stören. Als Faustregel für den Besatz an Larven sei hier vorgeschlagen, je gramm Larve mindestens 50 cm3 Substrat zu veranschlagen, das entspricht beispielsweise bei der häufig gehaltenen Art Eudicella smithi mit etwa sechs bis sieben gramm im letzten Stadium einem Besatz von etwa 30 Larven auf 10 liter Substrat. Bei einzeln zu haltenden Larven sei man noch großzügiger, da einer der wesentlichen Faktoren für die Endgröße der Käfer das Raumangebot ist. Ich empfehle hier je Gramm Larve eher 100 cm3. Da die Käferlarven jedoch kaum Pflege benötigen, kann man mehrere verschieden alte Zuchtansätze parallel halten, so daß man von der gewünschten Art fast immer lebende Käfer hat. Deren Leben als Imago währt für gewöhnlich zwei bis sechs Monate.

Die Käfer werden in Terrarien mit möglichst tiefem Bodengrund (Lauberde/Holzmulm-Gemisch; empfohlen: mindestens fünf- bis sechsmal so tief wie die Länge der Weibchen beträgt) und reichlich Klettergeäst gehalten, gefüttert wird mit süßem Obst, zusätzlich läßt sich Blütenpollen darübergestreut verfüttern. Eine künstliche Beleuchtung ist für die überwiegend tagaktiven Käfer wichtig, hier erreicht man mit Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen gute Ergebnisse bei nicht zu hoher Wärmeabgabe. Hält man mehrere Männchen einer aggressiveren Art (gewöhnlich solche Arten, bei denen ein deutlicher Sexualdimorphismus besteht, hier haben die Männchen oft auffällige Hörner oder stoßstangenartige Gebilde, mit denen sie einen Kontrahenten - manchmal auch den Finger des Pflegers - mit erstaunlicher Kraft vom Ast "pflügen"), so sollte man mehrere Futterstellen einrichten, damit auch schwächere Tiere ohne Behinderung Nahrung aufnehmen können. In Ausnahmefällen können die Kämpfe unter den Männchen sehr heftig werden, so bei Jumnos ruckeri (Hans Dieter RIEDEL, persönliche Mitteilung) und Megalorrhina harrisi. Pauschal kann man für die meisten Arten eine Bodentemperatur von ca. 25°C bei geringfügig höherer Lufttemperatur empfehlen. Höhere Temperaturen können vor allem den Larven schaden.

Vorsicht übrigens: Rosenkäfer, auch die großen Arten, gehören trotz ihres plumpen Aussehens zu den besten Fliegern unter den Käfern! Sie besitzen als Charakteristikum dieser Unterfamilie eine seitliche Aussparung an den Elytren (Deckflügeln), die ein Hinausstrecken der Hinterflügel erlauben ohne die Elytren abzuspreizen - was sie aerodynamisch sehr begünstigt, denn bei anderen Käfern erhöhen die zum Flug nutzlosen Elytren den Luftwiderstand erheblich.

Nachfolgend einige ausgewählte, empfehlenswerte Arten. Auf in Mitteleuropa vorkommende Arten wurde dabei verzichtet, da diese alle nach BArtSchV besonders geschützt sind.

Tribus Cetoniini

Pachnoda sinuata flaviventris (Gory & Percheron, 1833)klicken Sie hier für größere Version (15,6 kb)
Südafrika (auch in Namibia). Etwa 20 bis 25 mm. Oberseite gelb-schwarz gezeichnet, Unterseite braun mit gelben Tüpfeln. Leicht züchtbare Art, die wie alle Vertreter der Gattung Pachnoda im Terrarium nicht sehr aktiv ist. Gut geeignet für erste Zuchtversuche mit Käfern.

Pachnoda marginata peregrina KOLBE, 1906klicken Sie hier für größere Version (7 kb)
Kongo. Ebenfalls etwa 20 bis 25 mm. Oberseite samtig rotbraun bis schwarzbraun und mit gelber Zeichnung, Unterseite einfarbig schwarz glänzend. Diese Art ist aufgrund ihrer einfachen Pflege und sehr produktiven Zucht bei recht kurzer Generationszeit nicht nur für das Insektarium interessant, sondern die Larven werden auch als Futtertiere angeboten. Wird häufig unter dem Synonym Pachnoda butana geführt.

Tribus Goliathini

Megalorrhina harrisi harrisi (WESTWOOD, 1847)klicken Sie hier für größere Version (13 kb)
Ostafrika. Etwa 28 bis 45 mm. Samtig dunkelgrün, Elytren auch schwarz, Pronotum goldgelb gerandet, Fleckenreihen in gleicher Farbe auf den Elytren, Männchen mit rotbrauner, samtig weiß tomentierter großer Horngabel, untereinander sehr aggressiv. Weibchen hornlos, mit dreieckigem gelblichem Fleck auf dem Clypeus. In Zuchten taucht nicht selten auch die forma haroldi auf (etwa im Verhältnis 1 zu 3, daher kann von einem rezessivem Erbgang ausgegangen werden), die auf den Elytren großflächig in beige gefärbt ist. Larven recht träge, mit schwarzer Kopfkapsel (sonst eher Merkmal der Dynastinae!), untereinander stark kannibalisch (Einzelhaltung!).

Dicranorrhina derbyana (WESTWOOD, 1843)klicken Sie hier für größere Version (20,6 kb)
Tropisches West- und Südafrika (auch z. B. in Namibia). Bis 50 mm lang, meist 30-40 mm. Metallisch grün mit scharf abgesetzten weißen Streifen (Toment) auf Kopf, Elytren und Pronotum. Männchen mit stoßstangenartiger Kopfzier. Gezüchtet wird vor allem die ssp. layardi Péringuey, 1892, deren Männchen in der Mitte jeder Elytre einen zusätzlichen weißen Streifen aufweisen und in Zuchten meist eher metallisch rot aussehen. Weibchen hornlos, mit deutlich granulierter Oberseite. Eine sehr auffällige und apart gefärbte Art.

Dicranorrhina micans (DRURY, 1773)klicken Sie hier für größere Version (17,1 kb)
Tropisches Westafrika. Bis über 50 mm lang, meist um 45 mm. Einfarbig metallisch grün, Weibchen nicht granuliert, sonst wie vor. Robuste, etwas ruhigere Art. Eignet sich gut für Anfänger.

Eudicella gralli (Buquet, 1836)klicken Sie hier für größere Version (17 kb)
Tropisches Westafrika. Um 28 bis 40 mm. Metallisch grün, Elytren weißlich-gelb mit grünem Längsstreifen, Beine dunkelrot. Männchen mit sehr großer (bis über 15 mm) roter Horngabel auf dem Kopf. Es werden mehrere Rassen gezüchtet, die ssp. hubini Allard, 1991 ist wegen der großen Hörner eine der schönsten.

Eudicella smithi (MCLEAY, 1838)klicken Sie hier für größere Version (10,4 kb)
Tropisches Westafrika. Um 25 bis 35 mm. Metallisch dunkelgrün, Elytren hellocker bis gelb, Beine und Horngabel dunkelrot. Das Kopfhorn ist bei dieser Art etwas kleiner. Sehr leicht haltbare Art, die sich gut vermehrt und daher für Anfänger bestens geeignet ist.

Stephanorrhina guttata (OLIVIER, 1789)klicken Sie hier für größere Version (19,9 kb)
Tropisches Westafrika. 25 bis 30 mm. Sehr farbige Art: Metallisch blaugrün, Elytren mit je 11 cremeweißen Tomentflecken in Vertiefungen, Kopf, Beine und Rand des Pronotums messingfarben. Männchen mit drei kleinen Hörnchen auf dem Kopf. Eine sehr lebhafte Art.

Chelorrhina polyphemus (FABRICIUS, 1781)
Tropisches Westafrika. Um 40 bis 60 mm, auch bis über 70 mm. Männchen samtig dunkelgrün bis oliv, Pronotum mit cremeweißen Längsstreifen, Elytren mit Fleckenreihen in gleicher Farbe, Männchen mit langem, vorn gegabeltem Kopfhorn in der Mitte, links und rechts davon je ein kleineres Horn. Weibchen hornlos, nicht samtig sondern metallisch glänzend. Gezüchtet wird vor allem die Rasse Chelorrhina polyphemus confluens (Kraatz, 1890), die mittlerweile gut etabliert ist. Zucht nicht allzu schwierig, die Larven (bissig!) neigen jedoch zu Kannibalismus.

Chelorrhina savagei (HARRIS, 1844)
Tropisches West- und Zentralafrika. 35 bis 55 mm, auch bis etwa 70 mm. Samtig schwarz, Pronotum mit Grünschimmer und fünf gelben Längsstreifen, Elytren mit je vier zu Streifen zusammenlaufenden Fleckenreihen in gleicher Farbe. Männchen mit langem, vorn gegabeltem Kopfhorn in der Mitte, links und rechts davon je ein kleineres Horn. Weibchen hornlos. Zucht nicht allzu schwierig, jedoch sehr wenig produktiv. Kannibalismus wie bei der vorigen Art, Larven ebenfalls bissig.

Mecynorrhina torquata immaculicollis (KRAATZ, 1890)
Kamerun. 50 bis über 80 mm, damit nach den Goliathus-Arten einer der größten Rosenkäfer. Samtig grün bis oliv, Männchen mit etwa 15 mm langem Nasenhorn und sägeartig gezackten Vordertibien. Larven kannibalisch, mitunter sehr bissig. Ich versuche momentan eine Zucht dieses herrlichen Käfers zu etablieren.

Jumnos ruckeri SAUNDERS, 1839
Thailand, Malaysia. 30 bis 45, seltener bis 50 mm. Herrlich metallisch grün glänzende Art mit je zwei gelblichen Punkten auf jeder Elytre. Männchen größer, mit längeren Vorderbeinen und granulierter Kopfoberseite. Männchen unverträglich. Larven und Kokons sind recht feuchtigkeitsbedürftig.

Goliathus goliathus DRURY, 1771
Tropisches Westafrika. Bis etwa 120 mm, normalerweise aber nur 70 bis 90 mm. Elytren braunrot, Pronotum samtschwarz mit auffälligen weißen Längsstreifen, Beine schwarz, Unterseite metallisch grünschwarz. Männchen mit kurzer, kräftiger Horngabel auf dem Kopf. Zusammen mit G. regius größter Rosenkäfer und eines der schwersten Insekten, gleichzeitig eine sehr schöne Art. In der Natur nicht selten, bei Sammlern begehrt, hat sich aber in Zuchten offenbar noch nicht recht durchgesetzt. Larven kannibalisch. Diese Art suche ich noch! Mailen Sie mir bitte (auch längerfristig), wenn Sie Tiere abzugeben haben!


Liste der Cetoniinae-Arten und Unterarten in meiner Zucht

Stand: 24.01.2000
Art Herkunft
Chelorrhina polyphemus confluens (KRAATZ, 1890) Kongo
Chelorrhina savagei (HARRIS, 1844) Kamerun
Dicranorrhina derbyana layardi (PÉRINGUEY, 1892) Namibia
Dicranorrhina micans (DRURY, 1773) Kongo
Eudicella gralli hubini ALLARD, 1991 Kongo
Jumnos ruckeri SAUNDERS, 1839 ssp. indet. Thailand
Mecynorrhina torquata immaculicollis (KRAATZ, 1890) Kamerun
Megalorrhina harrisi harrisi (WESTWOOD, 1847) Kenia
Pachnoda marginata peregrina KOLBE, 1906 Kongo
Potosia speciosa (ADAMS, 1817) ssp. indet. Kleinasien

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