Auf den Spuren der Hanse
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Die
Hanze Fietsroute
soll in den anstehenden drei Wochen die Richtung vorgeben sowie Weg und Wetter das Tagesziel bestimmen...
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Endlich unterwegs! Nicht ganz, der Tacho zeigt keine Geschwindigkeit an... Also nochmal zurück und ein neues Kabel geholt! Jetzt aber los! Das Wetter zeigt
sich von seiner wechselhaften Seite und der Himmel verdüstert sich zunehmend. Gemeinsam mit dem aufziehenden Gewitter erreiche ich Rees
und beobachte das Schauspiel der Natur unter einem Balkon stehend. Der Spuk verschwindet ebenso schnell wie ich in Richtung Emmerich,
wo ein Hagelschauer auf mich wartet. Das heutige Tagesziel wird Tolkamer, wo ich mein Zelt-Lager aufschlage.
Nicht nur der stetige Gegenwind hat für die erforderliche Bettschwere gesorgt... Der nächste Tag begrüßt mich mit besserem Wetter,
der Freund aller Windmühlen bläst mir weiterhin stetig ins Gesicht... Zumindest bis zum Bauern-Camping in Rha.
Der Abend birgt eine unangenehme Überraschung, die Sohle meines rechten Radschuhes beginnt sich zu lösen und verlangt nach der kundigen Hand eines Schuhmachers.
Diesen finde ich dann am nächsten Tag in Zutphen und gönne mir mit Driekant
eine Altstadt-Unterkunft. Für das Frühstück sorgt die eigene Bäckerei... Am nächsten Morgen kann ich meine Radschuhe abholen und weiterfahren!
Damit kann ich mich nun der Frage widmen, ob ich weiter Windkante fahre oder die Abkürzung Zwartsluis-Gasselte nehme.
Die bisherige Route überzeugt durch die konsequente Nutzung verkehrarme Wege und selbst kleinere Orte werden gemieden!
Der Eigenname des Tagesziels (Kampen) beschreibt mein dortiges Tun mehr als treffend. Die Entscheidung fällt zugunsten des Rückenwindes und wird mit der Durchquerung
von Giethoorn belohnt, statt Straßen gibt es dort Kanäle ähnlich dem Spreewald.
Angesichts der anderen Besucher scheint es sich nicht unbedingt um einen Geheimtip zu handeln. Über die schmalen Wege geht es nur schrittweise weiter und die schmalen Brücken verlangen Aufmerksamkeit.
Später lerne ich ein durchaus sympathisches Verbotsschild kennen, dessen Existenz sich aus seiner Nähe zur radioastronomischen Station erklärt.
Gezeltet wird heute beim De Olde Bârgen (Lhee) mitten im Nationalpark
Dwingelderveld. Am nächsten Tag stehen sich in Westerbork die Zukunft
sowie die Vergangenheit direkt gegenüber und stimmen mehr als nachdenklich... Mitten auf dem Weg liegt ein großer schwarzer Kabelbinder und erinnert mich an mein leidiges Schuh-Problem...
Kurze Zeit später habe ich eine Handvoll Kabelbinder zusammen und warte insgeheim noch auf den passenden Kleber dazu:
Den sollte ich erst auf dem Campingplatz De Kremmer vom Platzwart bekommen!
Nachdem ich die klassische Festung Bourtange (Stichwort:
Vauban) passiert habe, mache ich Halt am Jugendgästehaus in Börger
und genieße die dortige Ruhe. Über das etwas feuchte Aschenbeck erreiche ich endlich Bremen,
um dort etwas Handel zu treiben: Nette neue Schuhe sind rasch gefunden und im zweiten Anlauf passen auch die Schrauben
für die Schuhplatten, die alten waren schlicht zu kurz. Mit einem Paket machen sich meine neunjährigen Lieblingstreter vorzeitig auf den Weg nach Hause...
Und ich konnte nun endlich
beruhigt an der Schlachte flanieren und die historische Kulisse bewundern. Am nächsten Tag zog es mich weiter, abgesehen einem Abstecher nach Worpswede,
folgte ich wieder der Route. Am späten Nachmittag wurde das Fahrverhalten etwas eigentümlich, der Verdacht auf lockere Nabenlager bestätigte sich nicht: Einige Kilometer und zwei Reifenpannen später kenne ich die Ursache,
die Karkasse am hinteren Reifen ist durch. Schaffe es gerade noch bis Stade und ersetze beide - etwa zehn Tage alten - Reifen am nächsten Morgen beim lokalen
Radhändler durch Neue. Hätt' ich Kamel auch eher merken können, daß der Reifen sich auflöst...
In der Hoffnung, mich nun endlich wieder ausschließlich dem Radeln und Campen widmen zu können, erreiche ich irgendwann am Abend
Holm-Seppensen und am darauf folgenden Tag Neu Rullstorf.
In Richtung Mölln wird es nun einsamer und beschaulicher, kein Narr der die Ruhe bricht
und so können auch die Wisente ohne Hast geruhsam ihres Weges ziehen. Diese gelassene Ereignislosigkeit wird mich noch bis Lübeck begleiten,
wo ein kleiner Aufenthalt geplant ist. Die Altstadt ist fußläufig
und bietet abseits der typischen Klischees eine reizvolle, überschaubare Abwechslung zum Radeln.
Doch schnell überwiegt wieder die Neugierde auf das Leben vor der Stadtmauer
und die Route direkt an der Trave wird wieder aufgenommen. So wurde die fast unvermeidliche Durchquerung von Travemünde und Priwall zu einem kleineren Kulturschock,
denn der Kontrast war recht heftig: Gerade noch allein am Fluß entlang und nun Rummel (Sandworld & Co) pur.
Also weiter die Ostseeküste über den Kolonnenweg entlang bis Boltenhagen geholpert, am nächsten Morgen animiere ich mich lieber
selbst dem Regenbogen
Richtung Wismar zu folgen statt hier weiter zu campen und dort in hanseatischem Ambiente den Nachmittag im Straßencafé zu verbringen.
Wenngleich meine Zeit sich langsam aber stetig dem Ende zuneigt und sich die Idee Rügen zu sehen nicht wirklich verdrängen läßt, geht es recht zügig
nach Warnemünde. Dabei durchquere ich auch Heiligendamm,
das bei Regen recht triest aus seiner weißen Wäsche schaut. Zumindest gedeihen bei diesem Wetter die Pilze recht gut, wie ich am Tag darauf feststellen konnte.
Der Darß zeigt sich von seiner besten Seite, die Sonne lacht und der Wind kommt zur Abwechslung mal aus der nützlichen Richtung. Pferdekutschen sorgen für den Transport der
Leuchturm-Besucher zum Darßer Ort, die regelmäßigen Fugen der Betonplatten geben den Hufen den Takt vor. Diese Urlaubsidylle schärft meine Sinne und beschleunigt mich
Richtung Zingst, wo direkt nach dem Erreichen der Jugendherberge ein Wolkenbruch mit Gewitter niedergeht und mein Rad samt Gepäck einweicht.
Nach dem Frühstück mit den anderen schweigsamen Gästen zieht es mich magisch über Stralsund Richtung Rügen,
da es zeitlich schon recht knapp wird und mir eigentlich nur zwei Tage für die Rügen-Runde bleiben.
Die Jugendherberge liegt in Devin und damit südöstlich von Stralsund, daher entscheide ich mich für eine Umrundung gegen den Uhrzeigersinn und
setzte mit der Glewitzer Fähre nach Rügen über.
Meine vorletzte Nacht kann ich dann wieder
im Zelt in Nipmerow verbringen, natürlich nicht ohne die Mücken beim Aufbau ordentlich gefüttert zu haben.
Der Königsstuhl liegt direkt um die Ecke und der Eintritt liegt knapp unter der Campingplatzgebühr...
Das gesparte Geld läßt sich kurz vor Arkona wesentlich besser auf dem kleinen Rastplatz in hausgemachtem Kuchen und Sanddorn-Schorle anlegen, zudem ist der Blick dort gleichwertig.
So gestärkt können Vitt und Kap Arkona
mit angemessenem Tempo durchquert werden, um recht schnell dem Trubel der Sehenswürdigkeiten zu entkommen.
Da ich heute in Stralsund
erwartet werde, nutze ich hinter der Wittower Fähre die Landstraße und lerne so die Verkehrssituation außerhalb des Rügen-Rundwegs kennen. Dabei entschließe mich die Runde auch mal ohne Eile im Uhrzeigersinn zu absolvieren...
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Der niederländische Abschnitt sowie die Strecke entlang der Ostsee-Küste der
Hanze Fietsroute
haben mir besonders gefallen, erstere zeigt idealtypische Radwege in naturnaher Umgebung und letztere beeindruckt schlicht
durch die grandiose Landschaft. Zudem werden nach Möglichkeit die ausgetrampelten Pfade gemieden...
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Es dankt für die Aufmerksamkeit Frank Brächter!
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