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Lehre im Wintersemester 2009/10

050445 Grundkurs Germanistische Mediävistik Teil 2

Grundkurs, 2 SWS
Di 14-16 Uhr, GBCF 04/511

Start: 20.10.2009

Im Zentrum der Übung steht die Übersetzung mittelhochdeutscher Texte: Sie ist Ausgangspunkt jeder literaturwissenschaftlichen Interpretation. Zudem schult die Übersetzungsarbeit das Verständnis für die Syntax des Deutschen sowie die sprachliche Ausdrucksfähigkeit auch bezüglich der Gegenwartssprache. Ziel der Übung ist es, die Fertigkeit zu vermitteln, historische Texte des Deutschen selbständig zu erschließen.

Leistungsnachweis: Übungen (e-learning) während des Semesters und Abschlussklausur am Ende des Semesters (in der Zeit des Plenums: Di 12-14).

Arbeitsmaterialien:
Beate Hennig, Kleines Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 4. Aufl., Tübingen 2001.
oder
Matthias Lexer, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 38. Aufl., Stuttgart 1992 (oder eine andere Auflage).
Weitere Arbeitsmaterialien werden zentral zur Verfügung gestellt.

Tipp: Wessen Syntaxverständnis nicht (mehr) ganz so sicher ist, dem sei vor Semesterbeginn folgende Literatur empfohlen:
Karin Pittner, Judith Berman: Deutsche Syntax. Ein Arbeitsbuch. Tübingen 2004 u.ö. (Für unseren Kurs wichtig sind die Kap. 2, 3 und 7).
Oder online : http://www.linse.uni-due.de/linkolon/index.htm (hier: Thema "Grammatik" - "Alles, was Sie über Grammatik wissen sollten, aber wieder vergessen haben")

Modul: Grundkursmodul Germanistische Mediävistik


050467 Geistliches Spiel

Proseminar, 2 SWS
Mi 10-12 Uhr, GB 4/131

Start: 22.10.2009

Das "Drama des Mittelalters", das geistliche Spiel, ist in der Moderne noch durchaus präsent: Nicht nur die bis heute inszenierten Passionsspiele, auch die großen Oratorien gehen letztlich zurück auf diese mittelalterliche Gattung. Gemeinsames Thema der musikalischen oder literarischen Dramen ist die Vergegenwärtigung zentraler heilsgeschichtlicher Ereignisse (Weihnachten, Ostern, Fronleichnam) in der Aufführung, die damals wie heute nicht nur im Kirchenraum angesiedelt ist.
Geistliche Spiele als literarische Gattung gibt es seit Beginn des 13. Jh. zunächst in lateinischer Sprache, dann auch in der Volkssprache. Im Seminar behandeln wir mit dem "Osterspiel von Muri" (um 1250), dem nur fragmetarisch erhaltenen ältesten deutschsprachigen Spiel, und dem "Redentiner Osterspiel" (um 1465), zwei ebenso zentrale wie ungewöhnliche Vertreter der Gattung. An diesen Beispielen soll Einblick gegeben werden in Genese, Formen und Entwicklungslinien einer Gattung, in der sich Religiöses und Weltliches in interessanter Weise wechselseitig durchdringen.

Der Besuch der gleichnamigen Vorlesung (050441, Do 10-12) wird dringlich empfohlen, ist aber nicht Teilnahmevoraussetzung.

Teilnahmevoraussetzung ist ein abgeschlossener Grundkurs. Ein Studiennachweis (TN) kann durch Mitarbeit in einer Expertengruppe, ein LN durch Mitarbeit in einer Expertengruppe und eine mündliche Prüfung in Verbindung mit einem Thesenpapier (1 CP) bzw. eine Hausarbeit (2,5 CP) erworben werden.

Textgrundlage:
Das Redentiner Osterspiel. Mittelniederdeutsch/Neuhochdeutsch, hrsg. von Brigitta Schottmann, Stuttgart 2002.
Das Innsbrucker Osterspiel. Das Osterspiel von Muri. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, hrsg. von Rudolf Meier, Stuttgart 1974.

Module:
Geschichte der deutschen Literatur des 8.-16. Jahrhunderts
Literarische Gattungen (Germ. Mediävistik)


050563 Geschichte der deutschen Sprache im Deutschunterricht

Übung, 1 SWS
Di, 09.02.2010 09:00 - 16:00, GBCF 04/511
Mi, 10.02.2010 09:00 - 16:00, GBCF 04/511

Sprachgeschichte ist kein exotisches Thema, für das im realen Deutschunterricht kein Platz bleibt. Sprachgeschichte begegnet im Schulalltag - im Unterrichtsgespräch, beim Lesen, bei der Aufsatzkorrektur - auf Schritt und Tritt. Was würden Sie als Deutschlehrer z.B. an folgenden Sätzen (die frei von Druckfehlern sind) 'anstreichen'?
- "Ich habe versucht, von einem Mißmenschen dieser Art ein treffendes, lebendiges Konterfei hinzuwerfen, die vollständige Mechanik seines Lastersystems auseinander zu gliedern - und ihre Kraft an der Wahrheit zu prüfen. Man unterrichte sich demnach im Verfolg dieser Geschichte, wie weit ihr's gelungen hat - Ich denke, ich habe die Natur getroffen."
- "Helf mir doch bitte, ich bin schließlich kleiner wie Du!" - Ok, ich helf Dir, weil Du bist kleiner."
- "Bin weder Fräulein weder schön, kann ungeleitet nach Hause gehn."
- "Meiner Seits entscheide ein Dritter".
- "Mein Vater wohnt auf der Bühne".
- "Geschdern han i des Fußballschpiel guckt."

Und welche Lernhilfen könnten Sie bieten? Die Übung soll Wege diskutieren, Sprachgeschichte sachlich fundiert und didaktisch reflektiert für den Deutschunterricht fruchtbar zu machen.

Zur Einführung empfehle ich:
Stefan Elspass: "Neue Sprachgeschichte(n)". In: DU 2007, H. 3, S. 2-6.

Modul: Sprachwissenschaft / Sprachdidaktik: Sprachreflexion im Deutschunterricht


050382 Syntax des Mittelhochdeutschen und der Gegenwartssprache

Übung, 1 SWS
Do 12-14 Uhr, GBCF 04/516

Start: 22.10.2009

Gegenstand der Übung sind ausgewählte Aspekte der deutschen Syntax, deren Besonderheiten durch den Vergleich der Gegenwartssprache mit dem Mittelhochdeutschen fokussiert werden sollen. Wir wollen uns dabei auf folgende Themen konzentrieren: Verbstellung, Verwendung des Genitivs, Verwendung von nhd. das/dass vs. mhd. daz.

Teilnahmeschein:
selbstständige Bearbeitung eines Arbeitsblatts

Die Teilnehmerzahl ist auf 40 begrenzt.

Module:
Sprachsystem
Sprachwandel und -varietäten
Sprachwissenschaft / Sprachdidaktik: Sprachreflexion im Deutschunterricht


050461 Übersetzen aus dem Mittelhochdeutschen

Übung, 2 SWS
Di 12-14 Uhr, GBCF 04/358

Start: 20.10.2009

Das Übersetzen deutscher Texte in die Gegenwartssprache ist eine besondere Herausforderung für Germanisten: Es ist ein gleichermaßen schwieriges wie interessantes Gebiet. Hier verbinden sich Sprach- und Literaturwissenschaft, hier besteht die Möglichkeit, wichtige Kompetenzen zu schulen und so auch das eigene Profil im Hinblick auf spätere Berufsfelder zu schärfen - nicht jede(r) kann übersetzen. Wer im Übrigen meint, dass dieses Geschäft nur für die Mittelalterwissenschaft relevant sei, der irrt, wie ein Blick in die deutschen Klassiker des 18. Jahrhunderts leicht zeigen kann.
Die Übung zeigt methodische Zugänge zu diesem Arbeitsfeld und beleuchtet auch exemplarisch zentrale Kapitel der deutschen Grammatik, um auf dieses Weise das Leseverständnis (nicht nur mittelhoch-)deutscher Texte zu fördern. Sie wendet sich v.a. an Studierende, die in der Mediävistik einen Schwerpunkt setzen wollen bzw. gesetzt haben und an potenzielle Lehramtskandidaten. Hier ist auch der Ort, in Bezug auf den Gegenstand Übersetzen die Fragen zu stellen, die man sich in Seminaren nicht zu stellen traut bzw. für die dort keine Zeit bleibt. Unsicherheiten sollen so abgebaut, philologisches Verständnis erreicht werden.

Zur Einführung empfehle ich:
Wolfgang Boettcher: Grammatik verstehen. Ein Studienbuch. Bd. 1: Wort. Tübingen 2009

Seminargrundlage:
Hermann Paul, Mittelhochdeutsche Grammatik. 25. Aufl., neu bearbeitet von Thomas Klein, Hans-Joachim Solms und Klaus-Peter Wegera. Tübingen 2007

Modul: Sprache und Text


050556 Deutschunterricht heute

Vorlesung, 2 SWS
Do 16-18 Uhr, HGB 10

Start: 22.10.2009

Die Ringvorlesung dient der fachdidaktischen Orientierung aller (zukünftigen) Lehramtsstudierenden über aktuelle Fragen und Perspektiven des Deutschunterrichts und der Deutschlehrerausbildung. Sie soll den Studierenden helfen, ihr weiteres Studium klarer und wirksamer für die Vorbereitung auf die spätere Arbeit als Lehrer/in zu nutzen.
Zugleich lernen die Studierenden die für Fachdidaktik zuständigen Lehrenden des Germanistischen Instituts kennen.

Diese Ringvorlesung Fachdidaktik können bzw. sollen Sie in folgenden Studiengängen nutzen:
(1) als "Freie Veranstaltung" (für 2 CP) im B.A.-Studiengang "Germanistik", wenn Sie beabsichtigen, nach dem B.A.-Examen das Master-Lehramtsstudium zu absolvieren.
(2) als nachzuholende Pflichtveranstaltung im 1. Semester des Master of Education "Deutsch", wenn Sie die Ringvorlesung noch nicht im B.A.-Studium besucht haben, freilich ohne für diese Arbeit die 2 CP zu erhalten.
(3) als Pflichtveranstaltung im `alten´ Lehramtsstudiengang (= C1, C2, C3, C4)
(4) als Veranstaltung für Erasmus-Studierende und andere Gaststudierende
Der Erwerb des vorgeschriebenen Teilnahmescheins (und bei 1. und ggf. 5. der zugeordneten 2 Kreditpunkte) setzt in allen 4 Nutzungen die regelmäßige Teilnahme und eine auf die Vorlesungsthemen bezogene Vor- und Nachbereitung voraus; zu dieser individuellen Arbeit gehört die Lektüre eines Basistextes (= Kernlehrplan "Deutsch" Gym NRW); (bitte downloaden unter: http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/lehrplaene/kernlehrplaene-sek-i/gymnasium-g8/deutsch-g8/)

Literaturhinweis:
Kämper-van den Boogaart, Michael (Hrsg.): Deutsch-Didaktik. Ein Leitfaden für die Sekundarstufe I und II. Völlige Neubearbeitung, 1. Auflage. Berlin: Cornelsen Scriptor 2008.


050480 Dyl Ulenspiegel und Till Eulenspiegel: vom 'Studierzimmer' ins 'Kinderzimmer'

Hauptseminar, 2 SWS
Mi 14-16 h, GBCF 04/516

Start: 14.10.2009

Frei nach Joachim Heinzle könnte man über Dil Ulenspiegel sagen: Dil Ulenspiegel ist die Figur, die jeder zu kennen glaubt und die doch keiner kennt. Die Karriere der Figur, die aus Kinder- und Klassenzimmern kaum mehr wegzudenken ist, ist einigermaßen erstaunlich und nur verständlich, wenn man die moderne Rezeption der Figur mitdenkt: Die Moderne hat Ulenspiegel zu Eulenspiegel umgeformt und so nicht nur den Namen verändert, sondern sich eine eigene Figur geschaffen, die für spezifisch moderne Projektionen Raum bietet. Sachlich und damit literaturwissenschaftlich problematisch wird es allerdings, wenn die moderne Adaptation mit dem mittelalterlichen Konstrukt gleichgesetzt und somit Mythenbildung und Missverständnisse gleichermaßen befördert werden. Dies geschieht nicht zuletzt allzu häufig im Schulbuch.
Im Seminar wird dem 'Volksbuch' von Dil Ulenspiegel das Kinderbuch von Erich Kästner gegenübergestellt, um so zumindest künftige Deutschlehrer(innen) in die Lage zu versetzen, Dichtung und ¿Wahrheit' zu unterscheiden und auf Basis einer professionellen Textkenntnis Wege für eine ebenso professionelle unterrichtliche Behandlung zu diskutieren.

Teilnahmevoraussetzung für B.A.-Studenten ist ein mit LN abgeschlossenes PS in einem mediävistischen Vertiefungsmodul. Ein Studiennachweis (TN) kann durch Mitarbeit in einer Expertengruppe, ein LN durch Mitarbeit in einer Expertengruppe und eine mündliche Prüfung in Verbindung mit einem Thesenpapier (1 CP) bzw. eine Hausarbeit (3 CP) erworben werden.

Zur Einführung empfehle ich:
Ina Karg: 'und waz si guoter lêre wernt.' Mittelalterliche Literatur und heutige Literaturdidaktik. Versuch einer Kooperation. Frankfurt a.M. u.a. 1998 (Beiträge zur Geschichte des Deutschunterrichts 35), hier v.a. Kap. IV.

Textgrundlage:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel, hrsg. v. Wolfgang Lindow, Ditzingen 2001.
Kästner, Erich: Till Eulenspiegel, Hamburg 2005. (auch andere Ausgaben sind zulässig)


Module:
Autoren und Werke (Germ. Mediävistik)
Literaturwissenschaft / Literaturdidaktik: Literatur und Medien im Deutschunterricht


050478 "Herzog Ernst" , Peter Hacks und Lutz Dammbeck: "Rewriting" mittelalterlicher Epen

Hauptseminar, 2 SWS
Mi 14-16 Uhr, GABF 04/411

Start: 21.10.2009

Im Zentrum des Seminars steht zunächst einmal der mhd. Versroman Herzog Ernst (B), der vermutlich um 1180 entstanden ist. Von der Erzählung gibt es allein im Mittelalter zahlreiche Bearbeitungen; dazu zählen u.a. lateinische Übersetzungen und die spätere Bearbeitung als 'Volksbuch'. Seine Beliebtheit verdankt der Stoff dem stets aktuell deutbaren politischen Hintergrund wohl ebenso wie dem Orientteil und seiner wunderbaren Erzählwelt der monstra und mirabilia. Wie die modernen Bearbeitungen von Hacks und Dammbeck zeigen, hat die materia bis heute ihren Reiz nicht verloren.
Literarische oder auch filmische Reproduktionen sind aus Perspektive der Moderne, die ihr Selbstverständnis ganz wesentlich aus dem Gedanken der Originalität bezieht, häufig irritierend. Leicht wird die Adaptation als ¿sekundär' und damit als minderwertig eingestuft. Sind diese Werke überhaupt ¿Kunst'? Das Mittelalter hat hier eine grundsätzlich andere Vorstellung: "Dichten heißt: einen Stoff bearbeiten. Jede Dichtung ist eine Bearbeitung." (Joachim Bumke).
Die vergleichende Lektüre mittelalterlicher und moderner, literarischer und filmischer Retextualisierungen verfolgt ein doppeltes Ziel: Zum einen soll der Blick für die spezifische Konzeption des Einzelwerkes geschärft werden, zum anderen sollen Parameter für eine wissenschaftlich angemessene Beurteilung von Literatur(geschichte) erarbeitet werden.

Teilnahmevoraussetzung ist ein mit LN abgeschlossenes PS in einem mediävistischen Vertiefungsmodul. Ein Studiennachweis (TN) kann durch Mitarbeit in einer Expertengruppe, ein LN durch Mitarbeit in einer Expertengruppe und eine mündliche Prüfung in Verbindung mit einem Thesenpapier (1 CP) bzw. eine Hausarbeit (3 CP) erworben werden.

Zur Vorbereitung empfehle ich:
Joachim Bumke: Retextualisierungen in der mittelalterlichen Literatur, besonders in der höfischen Epik. Ein Überblick. In: ZfdPH 124 (2005), Sonderheft: Retextualisierung in der mittelaltelrichen Literatur, S. 6-46.

Textgrundlage (sollte gelesen sein bis zum Beginn des Seminars):
Herzog Ernst. Ein mittelalterliches Abenteuerbuch. Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, hrsg. von Bernhard Sowinski, durchgesehene und verbesserte Aufl., Stuttgart 2006.

Modul: Autoren und Werke (Germ. Mediävistik)


Kontakt

Ruhr-Universität Bochum
Germanistisches Institut
GB 4/151
44780 Bochum

Tel: 0234/32-25086

Email : dorothee.lindemann[at]rub.de