Wo war die Grenze?
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Motivation - Vorbereitung - Hinfahrt - Grenztour - Rückfahrt - Fazit |
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Heute sollte es eigentlich losgehen, denn langsam wird die Zeit knapp: Wollte ich tatsächlich an der Grenzsteintrophy teilnehmen, sollte ich spätestens in sechs Tagen an der Ostseeküste eintreffen. |
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Nur liegen mir Starts im Regen überhaupt nicht, das positive Gefühl des Beginns wird gerade ertränkt und mißmutig geht es erst am späten Vormittag in kompletter Regenbekleidung los. Recht bald scheint das Wetter mit meiner Motivation zufrieden zu sein und möchte nun wissen wie schnell ich meine Bekleidung wechseln kann und schickt die Sonne hervor. Auch die Verwendung von Sonnenschutz scheint nun ratsam! |
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Trockenes Wetter macht neugierig! Alsbald komme ich an einer Gruppe von Skulpturen vorbei, an denen der rostige Zahn der Zeit nagt und lege ein kurze Foto-Pause ein. Mein ansonsten kunstsinniges Stahlroß liegt gelangweilt auf der Seite und scheint nur auf einen unbeobachteten Moment zu warten, um sich zu wälzen und sich so der noch ungewohnten Packtaschen zu entledigen. Denke selber gerade an die Radreise nach Belgien zur Kunst an der Küste und den zeitgleichen Wechsel von analoger zur digitalen Photographie. Gerade als meine Gedanken so nett spazierengingen, meldet sich mein Magen und fordert seinen Tribut. In Frettholt entdecke ich das magische Wort Mittagstisch am Landgasthof Enseling, schon sitze ich im Garten und beobachte das umtriebige Leben einer Großfamilie: Den Worten 'im Haus wird nicht mit dem Laufrad gefahren' folgt eine dreikäsehohe junge Dame in den Hof. Ob sie auch später noch ohne Freilauf und Bremsen unterwegs sein wird? Mein weiterer Weg führt in die Irre, mit Planierraupe und Pflug verschwand in der Realität die virtuelle Route und nun war freie Improvisation gefragt. Etliche Sackgassen später und im letzten Licht des Tages fand ich bei Fürstenau im Gasthof Wübbel Quartier. Am nächsten Morgen findet sich dort auch ein hochbetagtes britisches Paar im Frühstücksraum ein, die beneidenswerter Weise mit dem Wagen an ihrem Lebensabend Europa bereisen können. Kaum unterwegs entdecke ich den mir bislang unbekannten Campingplatz 'Maiburg' kurz bevor ich Bippen passiere, doch trauer ich dem verpaßten abendlichen Zeltaufbau mit Stirnlampe nicht wirklich nach. Das Wetter ist noch recht unentschlossen, wie es meinen heutigen Tag begleiten soll. Zunächst beginnt es durchaus |
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passabel, besinnt sich dann eines Besseren und zeigt mir als Kostprobe die Bandbreite seines Könnens. Begeistert ob des Breitwandspektakel verpasse ich das Zeitfenster zum Wechsel der Garderobe, muß dann letztlich in ein nahes Wartehäuschen flüchten und darf dort das Gewitter-Intermezzo abwarten. |
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unerwarteten Kurzreise nach Australien. Gemütlich geht es nun an der Hunte entlang, bis am Blankenburger Sieltief die Weiterfahrt durch eine Baustelle versperrt wird. Die anfängliche Irritation des Ortunkundigen währt nicht lange, da sich recht nah eine weitere Brücke in den weitläufigen Feldern versteckt. Eine weitere Querung der Hunte folgt nun mit der prominenten Hubbrücke Huntebrück, ist sie doch die Älteste ihrer Größe in Deutschland. Bislang war das Wetter recht manierlich, eigentlich hatte es mich solange in Sicherheit gewogen bis ich Elsfleth erreichte, denn diesen Ort sollte ich heute nicht trocken verlassen. Daher näherte ich mich im vollen Regen-Ornat dem früheren Mündungsbauwerk der Drepte mit dem schönen Spitznamen Backofen, seiner Funktion entledigt dient es nun als Denkmal. Der heutige Tag endet fern von jeglicher Ablenkung in der recht einsam gelegenen Jugendherberge Wüstewohlde, auch der nächste Morgen ändert am ersten Eindruck nichts und im Wald warnt ein Schild vor Zecken. Der Tag fließt ruhig und gelassen dahin, bis etwas meine Aufmerksamkeit weckt, was ich in dieser Form mehr in Irland erwartet hätte: Endlos scheinende Reihen von gestochenen Torfsoden trocken in der Sonne und harren ihrer weiteren Verwendung. Wohl weniger um als rauchiges Aroma für ein edles Genußmittel als vielmehr dem wichtigen Zweck der Bodenverbesserung zu dienen. |
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Bald gilt es die Elbe mit der Fähre
zwischen Wischhafen und Glückstadt
zu überqueren, das vermeintliche kurze Übersetzen entpuppt sich als halbstündige Mini-Kreuzfahrt! Der Himmel ist blau, die Sicht weit und von fern grüßt unter anderem auch der Kühlturm des Kernkraftwerks Brokdorf.
Kaum ist das rettende Ufer erreicht folgt ein Paradebeispiel für bürokratischen Übereifer, das linke Schild erlaubt, das rechte Schild verbietet und stehen beide doch einträglich am selben Weidegatter.
Am späten Nachmittag verläßt mich für einen längeren Abschnitt mein Wetterglück samt Motivation, den Regen bei seiner Tätigkeit zu beobachten hat nur begrenzten Unterhaltungswert.
Ganz anders dagegen das Stelldichein von einheimischen Grenzsteinen a.D. am Wegesrand,
die dort ihren Lebensabend an einer Bank in der lauen Abendsonne verbringen und keine territorialen Streitigkeiten mehr schlichten müssen.
Fast in Wurfweite der Grenzsteine befindet sich der Ferienhof Möller in Lentföhrden und weiter mag ich heute nicht mehr fahren.
Am nächsten Morgen geht es nun weiter Richtung Ostsee: Erst durch die Barker Heide,
vorbei an der Ruine der Ziegelei in Hartenkamp, nach Bad_Segeberg
mit einer Mittagspause im Bistro Einstein, schon kommt das Holstentor in Sicht und diesmal
ist es im Gegensatz zu meinem letzten Besuch nicht mit Gerüsten verziert. Nun gilt es den verbliebenen
Rest des ersten makellosen Tages in Lübeck zu nutzen.
Nach dem Frischmachen
sind auf ein Bus-Shuttle-System angewiesen. Als ich die
Brücke das letzte Mal nutzte war sie schon längst Geschichte! Nur weiß ich dies nicht und wundere mich nur über die interessanten Bus-Gespanne, die dem
Fietsenbus aus dem Kreis Borken so frappierend ähneln.
Mit einem solchen aktuell kostenfreien Bus-Shuttle unterquere ich nun die Trave und
lerne dabei die Priorität des nicht-motorisiert Mobilen durch die öffentlich-private Planung am Beispiel des neuen Herrentunnels kennen.
Ohne weitere unnötige Herausforderungen erreiche ich nun Travemünde und entdecke einen Waschsalon,
doch zuerst geht es hinüber auf den Priwall in das dortige Naturfreundehaus. Genieße dort kurz den Blick
aus dem Zimmer auf die Pötenitzer Wiek und kehre mit der Fähre zurück nach Travemünde.
Neben dem Besuch des Waschsalon benötige ich auch neuen Sonnenschutz, weniger weil es die letzten Tage so sonnig, sondern
da die Flasche bei Beginn der Tour schon recht leer war und letztlich ist heute auch das erste inoffizielle Zusammentreffen der Fahrer der Grenzsteintrophy im Luzifer No. 7.
Da natürlich alles wieder etwas länger dauert, erscheine ich dort mit prallem Wäsche-Rucksack und fühle mich nicht nur deswegen etwas fehl am Platze: Ähnlich muß sich ein Wohnwagen-Gespann-Fahrer vorkommen, der sich unter dem Hinweis einer erfolgreichen Gobi-Querung
zum Start von Paris-Dakar einfindet.
Zum Schluß als Vergleich noch die knappe Zusammenfassung meiner kurzweiligen Anreise in der Sonntagszeitung der F.A.Z.:
Rekordverdächtig dick sind die Packtaschen von Frank: Der ist in völliger Camping-Autarkie nach Travemünde mit dem Fahrrad angereist - von Dorsten in viereinhalb Tagen. - F.A.S. vom 28.06.2009
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Fazit
Es dankt für die Aufmerksamkeit Frank Brächter!
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