Wo war die Grenze?
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Rückfahrt
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Rückfahrt -
Fazit
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Das Ende der Grenzsteintrophy
ist der Beginn der Heimfahrt...
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Nichts geht über ein gutes Frühstück,
so eine der gängigsten Alltagsweisheiten. Es ist langsam an der Zeit die Heimfahrt anzutreten, nur welche der beiden möglichen Varianten soll ich nutzen?
Spätestens mit der Pause am Ufer
der Talsperre Bleiloch hat sich auch dieses Problem gelöst.
Dort beobachte ich einen enormen Lindwurm von jungen Radfahrern mit ihren souveränen Begleitern beim Abbiegen, aufgrund des Verkehraufkommen kein simples Unterfangen.
Dies dauert gerade so lange, daß ich mitbekomme wie sich die junge Schwarm-Intelligenz nicht drüber einigen kann, ob es sich nun bei meinem Reisegefährt um ein Rennrad handelt oder nicht.
Spätestens in Remptendorf läßt sich das Knurren meines Magens nicht mehr überhören,
es gibt auch einiges an Gastronomie: Leider entweder geschlossen oder zu verkaufen! Erst beim Eis-Cafe Mann werde ich fündig
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Zwischen Steinsdorf und Leutenberg lerne ich eine neue amtliche Definition für
Kopfsteinpflaster kennen: Straßenschaden!
Kaum angekommen wollte in Leutenberg jemand seine Meinung bestätigt wissen, daß fahrradfahren anstrengend sei. Mir war es zuerst zu dumm, zumal der Imbiß aus dem Supermarkt lockte!
Konnte mir dann aber nicht verkneifen zu fragen, wieviel Freude es macht 20-25% des Einkommens für ein Auto auszugeben. Schiere Fassungslosigkeit war die Antwort!
Weiterhin begleitet mich das Thüringer Schiefergebirge,
mittlerweile bin ich im Tal der Sorbitz angekommen.
Kurz vor Meura passiere ich die Hill Country Ranch, ein solche Dude Ranch
hätte ich hier eigentlich nicht erwartet, wenn ich nicht vorher ihre Veranstaltungsplakate gesehen hätte.
In Rohrbach finde ich Unterkunft bei der Zimmervermietung R. Jahn, wo ich sehr herzlich aufgenommen werde. Den ironischen Unterton der Gastgeberin verstehe ich erst,
als ich erfahre, daß ihr Bruder gerade eine Radtour nach Peking am Baikalsee abbrechen müßte.
Zudem darf ich Bilder von der phantastischen Reise
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sehen und beginne unwillkürlich zu kommentieren: Roter_Platz, GUM,
Erlöser-Kathedrale, da war er auch! Eine Radreise zum Baikal steht auch auf meiner Wunschliste, doch erst
sorge ich für mein leibliches Wohl im Schlemmereck am Ortsrand. Damit weiß ich bereits, was mich morgen nach dem Start erwartet.
Der kommt eigentlich zu schnell, denn mir gefällt es hier ausgesprochen gut. Daher ist es mir nicht ganz unrecht, als ein sehr typisches Geräusch beim Umsetzen des Rades meine Aufmerksamkeit weckt:
Die Lagerung der Vordernabe hat spürbar Spiel und
verlangt nach dem Konusschlüssel. Also runter mit den vorderen Taschen, Laufrad raus und Lager eingestellt.
Da ich den Vormittag so schön herumbekommen habe, gibt es als Belohnung einen Eiskaffee am Turm auf der Barigauer Höhe und den Genuß des flüchtigen Augenblicks.
Kann wirklich nicht klagen, es geht aufwärts! Unscheinbare Schilder vermelden statistische relevante Werte: 916 m und 942 m,
jeweils über Normalnull. Damit passiere ich mit dem Schneekopf unvermutet den höchsten Punkt Thüringens mit
978 m südlich auf der L1129, kurz darauf kommt mir der Aufnahmewagen
von Google Street View entgegen und verewigt ungefragt mein Erscheinen digital. Aus der aufkommenden
Lethargie des Radreise-Alltags weckt mich der erste abfahrende Rollskiläufer
und während ihm weitere folgen, überlege ich nun wie Rollski eigentlich abgebremst werden.
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wird vom Gebiet Hessens eingefaßt. Dessen Bedeutung wird mir erst am nächsten Morgen richtig klar, als ich kaum nach dem Start eine unscheinbare Bronzeplakette mit der Aufschrift 'US-Camp Romeo' passiere.
Damit befinde ich mich in 'Waldhessen' und dies macht seinem Namen alle Ehre. Recht schnell versperrt mir ein Elektrozaun auf einem Bauernhof den Weg, damit das liebe Vieh vom Stall zur Wiese wechseln kann und ich weiche auf einen steilen Waldweg aus.
Das Wetter lebt gerade seine Melancholie in tristen Grau aus, da gerate ich in den 'Focus' eines sportlichen Bergradlers, der sich wortlos umschauend vergewissert, ob er schneller bergauf fahren als ich schieben kann. Während er langsam aber stetig aus meinem Blickfeld verschwindet,
bleibt meine Frage nach Sinn von Regenjacke und Überschuhen bei diesen lauen Temperaturen heute wohl unbeantwortet. Westlich von Melsungen verkündet ein Schild 7% auf 2,5 km und ich antworte mit 33/28 als Übersetzung, dank glattem Asphalt keine Überheblichkeit.
Langsam beginnt nun die Suche nach einer Unterkunft, doch am Ufer der Eder findet gerade eine Zusammenkunft der Freunde der motorisierte Fortbewegung statt (neudeutsch: Nordhessen Tuningdays)
und damit fällt wohl Felsberg heute aus. Auch der kleine,
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mir unbekannte, Campingplatz Forstmühle findet mit Blick zum bleigrauen Himmel keine Zustimmung und die Suche geht weiter.
Als der Tag endgültig zur Neige geht ist der Habichtswald erreicht, dort findet sich mit der Weißenthalsmühle
ein idyllischer Campingplatz auf einer Lichtung am Ufer des Baches Ems,
einem Zulauf der Eder. Damit stehen die Chancen für das Erreichen des Taupunkts ziemlich gut
und ich mag kein nasses Zelt einpacken. Am nächsten Morgen erfahre ich die Öffnungszeiten der platzeigenen Gastronomie, für neunzehn Uhr war ich gestern zu spät da und um Elf werde ich schon fort sein. Der neue Tag beginnt diesig, der Aufbruch geschieht recht früh und damit habe ich selbst den Bäckerwagen um Neun verpaßt.
Das Knurren meines Magens ist spätestens in Bad Arolsen kaum mehr zu überhören und der IBO Grill
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ein wirksames Gegenmittel. Während ich mich dem Kompromiß Döner-Pizza widme, kann ich beobachten, wie sich draußen die Tische langsam mit einer kompletten Wasserschicht überziehen, auf der die Regentropfen effektvoll aufplatschen.
Gegenüber der evangelischen Stadtkirche entdecke ich ein Mosaik älteren Datums mit einer neueren Bronzetafel, Letzteres widerspricht jeglichen Gebietsansprüchen die
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Ersteres wecken könnte. Die Weiterfahrt ist zunächst ein überaus nasses Vergnügen, erst am späten Nachmittag reißt der
Himmel etwas auf und läßt meine Kleidung trocknen. Das Ziel soll heute die Jugendherberge in Brilon werden, doch noch befinde ich mich auf
netten einsamen Wegen im Wald und genieße das stetige Auf und Ab. Kein Wunder, daß ich auf einer Abfahrt den richtigen Abzweig verpasse und zur Strafe mittels Straßenschildern zur Herberge navigieren darf. Fast im letzten
Tageslicht treffe ich dort ein, kurz bevor der dunkelgraue Himmel seine Schleusen öffnet und die gesamte Nacht schüchtern gegen
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die Scheiben der Fenster klopft. Kurz nach dem Frühstück schwächelt der Regen etwas,
während ich mich durch den Wald schlängle und mein erstes deutsches Wildrost bewundern darf. Seit der Küste habe ich diese, im
Vereinigten Königreich so verbreitete, praktische Absperrung vermißt.
Gerade scheinen die Pfade durch den Arnsberger_Wald schier unendlich.
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Noch am Vormittag entdecke ich in Kallenhardt einen weiteren Campingplatz, den ich bislang nicht kannte und
am Mittag weißt südwestlich von Rüthen
ein verwittertes Holzschild auf den dortigen Hexenturm hin. Den Umweg erspare ich mir angesichts des sich verdunkelnden Himmels,
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meine gestrige Begleitung hat wieder Kraft getankt, kurz vor Soest trage ich bereits schicke Regenbekleidung samt Einweghandschuhen und mag eigentlich nicht mehr weiter.
Daher gönne ich mir eine Pause an einem skurrilen Ort, einem Supermarkt-Parkplatz mit MIG-21: Soll dies den Sieg des Kapitalismus über den Sozialismus darstellen?
Beschließe nach einem kleinen Imbiß zur örtlichen Jugendherberge zu trödeln, doch kaum in ihrer Nähe, reißt der Himmel auf und trocknet meine Sachen in Windeseile. Mein sportlicher Übermut ist geweckt, versteigt sich in Schnittberechnungen auf die verbleibene Distanz und entscheidet: Es zu versuchen!
Bis Hamm bin ich sogar etwas schneller als nötig, gönne der Zeche Radbod zu meiner Linken nur einen kurzen flüchtigen Blick, doch dann bremsen mich Baustellen aus
und dabei wurde doch auch auf ein zeitraubendes Foto der klassischen Zechenlore mit der Aufschrift 'Erst stirbt die Zeche, dann die Stadt' verzichtet.
Meinem heutigen Vorwärtsdrang setzt eine - als Kraftfahrstraße ausgeschilderte - Landesstraße letztendlich ein Ende und an eine Umfahrung ist am Abend nicht mehr zu denken.
Also wird noch einmal Quartier gemacht, diesmal im Hubertus Hof im Dorf Horst bei Werne und das kurz vor dem Ziel.
Daher kann der nächste Tag sehr gelassen unter dem Motto 'Ist ja nicht mehr weit" wegen der L518 in einem weiten Bogen beginnen und der Campingplatz
in Olfen nurmehr am Rande wahrgenommen.
Doch was ist das? Es steht ein echter Grenzpfahl unweit des Ufers des Halterner Stausees in der Erlebnisgastronomie
Jupp unner de Böcken und weckt meine Aufmerksamkeit! Die Grenze liegt wohl weitaus näher als ich zu Beginn dieser Reise gedacht habe und wird mich wohl länger begleiten.
Obwohl nur noch einen Katzensprung entfernt, werde ich wohl weitaus später wieder daheim sein als angenommen.
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Es dankt für die Aufmerksamkeit Frank Brächter!
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