DAAD / CAPES
PROBRAL-Projekt (2018-23): Diskurse Über das Epos in den lusophonen Kulturen des 19. Jahrhunderts
Das Epos ist in den iberoromanischen Literaturen im 19. Jahrhundert, gerade in Portugal und Brasilien, eine prägende Gattung, zu deren Notwendigkeit und Zuschnitt sich in der Romantik und darüber hinaus eine zeitgenössische Debatte entzündet. Diese Debatte wird im laufenden PROBRAL-Projekt (2018-2021) aufgearbeitet und beurteilt . Die Diskussion um das Epos bildet insb. im Brasilien des 19. Jahrhunderts ein Kernstück des Diskurses zum nation-building, aber auch zur ästhetischen Innovation. Bekannt ist hier bislang vor allem die Debatte von José de Alencar vs. Gonçalves de Magalhães, die sich um den Gattungskonflikt Epos vs. Roman dreht. Obwohl diese Episode zentral für die brasilianische Literatur des 19. Jahrhunderts ist, erschöpft sich die Reflexion und Diskussion über die Gattung und ihre Bedeutung im Kontext der entstehenden Nationalliteraturen nicht mit ihr. Von den Projektbeteiligten wird ein breiterer Text- und Diskurshorizont erarbeitet. Die Debatte besitzt im 19. Jahrhundert bereits eine lange Vorgeschichte; sie bezieht sich nunmehr einerseits auf die romantische und post-romantische Literatur und ist andererseits für die im 19. Jahrhundert beginnende Literaturgeschichtsschreibung und Kanonbildung von großer Bedeutung. Daher werden auch neue Quellen gesichtet und die theoretische Debatte in ihrem internationalen Kontext, insbesondere im gesamten iberoromanischen Raum (also Lateinamerika und die Iberische Halbinsel) verortet. Obgleich transatlantische Kontakte und Austausche noch zu erforschen sind, möchten wir auf die unterschiedlichen Bedingungen aufmerksam machen, unter denen der metaepische Diskurs sich in beiden Ländern entfaltet: In Brasilien liegt die zentrale Problematik in der Integration der Indianer und der Entstehung der Nation; in Portugal gilt es vielmehr die Beziehung zu berücksichtigen, die die Autoren mit der epischen Gattungstradition seit Camões aufbauen. Trotz dieser Divergenzen formt der metaepische Diskurs im lusophonen Sprachraum des 19. Jahrhunderts eine vielseitige Gesamtheit.
Das vom DAAD und CAPES geförderte Projekt schließt an das abgeschlossene DFG-Projekt an, das den Titel "Das Epos unter den Bedingungen der Romantik. Transformation und Reflexion einer unmöglichen Gattung in der Iberoromania" (2014-17) trug. Während das DFG-Projekt die epischen Texte selbst ins Visier nahm, hat das PROBRAL-Projekt die Untersuchung des theoretischen Diskurses über epische Gedichte in der portugiesisch-sprachigen Welt zum Ziel. Die Laufzeit des Projekts endet im Dezember 2023.
Die Ergebnisse der ersten Projektphase sind gesammelt in dem von Marcos Machado Nunes, Roger Friedlein und Regina Zilbermann herausgegebenen Band Epopeia em questão - Debates sobre a poesia épica no século XIX zugänglich. Der Sammelband ist in gedruckter sowie elektronischer Form im Verlag Makunaima (Rio de Janeiro) erschienen > download. 2022 wurde ein weiterer Band von Marcos Machado Nunes, Roger Friedlein und Regina Zilbermann herausgegeben. Der Sammelband Épica e modernidade. Espaços, limites e transgressões de um gênero clássico em renovação (séculos XVIII e XIX) ist ebenfalls in gedruckter sowie elektronischer Form im Verlag Makunaima (Rio de Janeiro) erschienen > download. Ein dritter Band in englischer Sprache ist geplant.