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Das Siegel
Naturwissenschaften Ingenieurwissenschaften Geisteswissenschaften Medizinische Einrichtungen Zentrale Einrichtungen
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Bildbeschreibung
Was ist geistige Behinderung ?
Klassifikation von geistiger Behinderung nach ICD-10
und DSM-IV
Ursachen von geistiger Behinderung
Häufigkeit des Auftretens von geistiger Behinderung
Entwicklungsverlauf bei geistig behinderten Kindern
Verhaltensstörungen bei geistiger Behinderung
Ursachen von psychischen Störungen und Verhaltensstörungen bei geistig Behinderten
Soziale Kompetenz
Selektive Wahrnehmung
Soziale Informationsverarbeitung bei Kindern
Überprüfung der sozialen  Informations- verarbeitung bei geistig behinderten Kindern
Aufmerksamkeitsverhalten bei geistig behinderten Kindern
Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung von Emotionen und sozialer Kompetenz bei Kindern
Trainingsprogramme zur Verbesserung der sozialen Kompetenz
Literatur
pix Dr. Sven Bielski - Geistige Behinderung und soziale Kompetenz
Entdeckungen 1 Entdeckungen 2 Entdeckungen 3 Entdeckungen 4 Entdeckungen 5
 
   
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Soziale Informationsverarbeitung bei leicht geistig behinderten Kindern

Leffert und Siperstein (1996) untersuchten den Zusammenhang von sozial-kognitiven Prozessen und Verhaltensauffälligkeiten bei geistig behinderten Kindern der Einstufung mild mental retardation (siehe Punkt 1.1.2). Die Kinder befanden sich im Alter zwischen 10 und 13,1 Jahren. Sie besaßen IQ-Werte zwischen 55 und 75 (Mittelwert 66,8).
Anhand des Modells des sozialen Austausches bei Kindern von Dodge (1986) beschreiben sie vier kognitive Prozesse, die sie für die Ausbildung und Ausführung sozial kompetenten Verhaltens für grundlegend halten:

    · Wahrnehmung der sozialen Situation
    · Interpretation der sozialen Situation
    · Entwicklung einer Verhaltensstrategie
    · Überprüfung der Verhaltenskonsequenzen dieser Strategie.
Um diese kognitiven Prozesse des Dodge-Modells überprüfen zu können, wurden den  leicht geistig behinderten Kindern von Leffert und Siperstein (1996) verschiedene Videoaufnahmen zu zwei sozialen Situationen vorgeführt:
    1. Aggressive und freundliche Reaktionen von Gleichaltrigen, als Antwort auf einen Kontaktaufnahmeversuch
    2. Provozierendes soziales Verhalten von Gleichaltrigen in Spielsituationen.
Zur Untersuchung der 4 kognitiven Prozesse benutzten sie ein strukturiertes Interview. Den Kindern wurden zu allen vier Prozessen Fragen wie:
    - Was passiert in der sozialen Situation (Wahrnehmung),
    - war der Charakter des Gleichaltrigen in der sozialen Situation gut oder schlecht (Interpretation),
    - was würdest du tun, wenn Dir so etwas passieren würde (Entwicklung einer Verhaltensstrategie),
gestellt. Nach der Herausarbeitung einer eigenen Strategie durch das Kind, wurden ihm vom Versuchsleiter drei verschiedene Reaktionen, mit der entsprechenden Gegenreaktion des Interaktionspartners, als Videoaufnahme vorgestellt. Dieses waren jeweils eine situationsangemessen freundliche Reaktion (friendly assertive), eine aggressive und eine nichtaggressive inkompetente Reaktion (in der Regel Vermeidungsverhalten). Nach jeder Videovorführung wurde das Kind mit folgender Frage konfrontiert:
    - Findest du, daß dieses eine gute oder schlechte Reaktion war?
Gleichzeitig wurde der Klassenlehrer gebeten, anhand einer aus 40 Items bestehenden Verhaltensbeobachtungsliste das Sozialverhalten der Kinder zu beschreiben. Mit der Befragung des Klassenlehrers sollten die Defizite im Sozialverhalten der Kinder herausgefunden werden. Diese wurden abschließend mit den kognitiven Prozessen der Kinder verglichen. Leffert und Siperstein (1996) stellten weniger Defizite in der Wahrnehmung der sozialen Situation fest, als bei deren Interpretation und der folgenden Suche nach einer adäquaten Verhaltensantwort. Sie ziehen daraus den Schluß, daß „...individuals with mental retardation often arise not from failure to encode cues but, rather, from the failure to draw accurate inferences from them" (S. 450). Sie fanden heraus, daß Kinder, die extreme Verhaltensmuster zeigen, verstärkt Probleme im sozial-kognitiven Prozeß aufweisen: „...Children, who were rated high in behavior problems were three times as likely as other children to have difficulty in two or more social-cognitive processes" (S. 451). Mit dieser Untersuchung ist es Leffert und Siperstein gelungen einen Zusammenhang zwischen auffälligen Sozialverhalten und Problemen in der kognitiven Verarbeitung sozialer Situationen bei geistig behinderten Kindern nachzuweisen.