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Das Siegel
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Bildbeschreibung
Was ist geistige Behinderung ?
Klassifikation von geistiger Behinderung nach ICD-10
und DSM-IV
Ursachen von geistiger Behinderung
Häufigkeit des Auftretens von geistiger Behinderung
Entwicklungsverlauf bei geistig behinderten Kindern
Verhaltensstörungen bei geistiger Behinderung
Ursachen von psychischen Störungen und Verhaltensstörungen bei geistig Behinderten
Soziale Kompetenz
Selektive Wahrnehmung
Soziale Informationsverarbeitung bei Kindern
Überprüfung der sozialen  Informations- verarbeitung bei geistig behinderten Kindern
Aufmerksamkeitsverhalten bei geistig behinderten Kindern
Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung von Emotionen und sozialer Kompetenz bei Kindern
Trainingsprogramme zur Verbesserung der sozialen Kompetenz
Literatur
pix Dr. Sven Bielski - Geistige Behinderung und soziale Kompetenz
Entdeckungen 1 Entdeckungen 2 Entdeckungen 3 Entdeckungen 4 Entdeckungen 5
 
   
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Zusammenhang  zwischen der Wahrnehmung von Emotionen und sozialer Kompetenz bei Kindern


Sozial kompetente Kinder erkennen höchstwahrscheinlich die Emotionen bei sich und bei anderen Kindern besser und gründlicher als weniger sozial kompetente Kinder (Hubbard & Coie, 1995). Diese Fähigkeit drückt sich im besseren Erkennen von Mimik und Körpersprache und in der Fähigkeit zur Zuordnung von Emotionen zu sozialen Situationen aus (ebd.).

Harris, Olthof & Meerum Terwogt (1981) stellten zwei Entwicklungsstufen des Erkennens von Emotionen bei Kindern fest. Sie untersuchten die Wahrnehmung von Emotionen bei sechs, elf und fünfzehnjährigen Kindern. Dabei stellten sie fest, daß es einen relevanten Unterschied zwischen der Gruppe der sechs und elfjährigen Kinder gibt. Jedoch nicht zwischen den Elf- und Fünfzehnjährigen. Sechsjährige Kinder richten ihre Aufmerksamkeit vor allem auf beobachtbare Komponenten von Emotionen. Diese sind das beobachtbare Verhalten und sichtbare körperliche Reaktionen. Die älteren Kinder betrachten auch den „...hidden mental aspect of emotion..." (S. 260). Dieses ist der innere Stimmungszustand des Gegenübers. Daraus schlußfolgern die beiden Autoren, daß ein Umbruch in der Wahrnehmung und Interpretation von Emotionen im Alter zwischen sechs und elf Jahren stattfindet.

Casey (1993) stellte in einer Untersuchung an sieben und zwölfjährigen Kindern fest, daß das Geschlecht einen starken Einfluß auf die Genauigkeit des Erkennens von Emotionen anhand von Gesichtsausdrücken besitzt. Die untersuchten Mädchen erzielten doppelt so gute Ergebnisse wie die untersuchten Jungen. Sie stellte weiterhin fest, daß der soziale Zusammenhang, der über die positive oder negative Wertigkeit von sozialen Reizen definiert ist, eine bedeutende Determinante des kindlichen emotionalen Erlebens darstellt (ebd.). Dieses bedeutet, daß die Ausbildung der Fähigkeit zum Erkennen und Verstehen des eigenen emotionalen Erlebens abhängig ist vom positiven oder negativen Feedback eines Gleichaltrigen. Die Ausprägung des Verstehens des eigenen emotionalen Erlebens steht allerdings in größerem Zusammenhang zu positiven als zu negativen Reaktionen Gleichaltriger (Hubbard & Coie, 1995).

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der einen Zusammenhang zur sozialen Kompetenz zu besitzen scheint, ist die Regulierung von Emotionen. Harris et al. (1981) stellten fest, daß es einen gravierenden Unterschied in der Regulierung von Emotionen zwischen älteren und jüngeren Kindern gibt. Jüngere Kinder haben demnach zwei Strategien, ihre Emotionen zu regulieren. Erstens können sie den Versuch unternehmen, die Situation, die die Emotion ausgelöst hat, zu verändern. Die zweite Variante ist das Verlassen der Situation. Ältere Kinder haben als zusätzliche Verhaltensalternative noch die Fähigkeit aufgebaut, den Versuch zu unternehmen, ihre Emotionen intern zu regulieren.
Jüngere Kinder versuchen also in der Regel eine externe Regulierung ihrer Emotionen, während ältere Kinder zumeist in der Lage sind, ihre Emotionen intern zu regulieren.

Die Qualität der Regulierung der eigenen Emotionen scheint weiterhin noch vom sozialen Status des Kindes abhängig zu sein. Verhaltensstudien über populäre, durchschnittliche und abgelehnte Kinder zeigen, daß populäre Kinder erheblich weniger aggressives Verhalten produzieren als andere Kinder (Coie & Dodge, 1988). Hieraus ziehen Hubbard und Coie (1995) den Schluß, daß „...social status is positively related to the control of angry feelings" (S. 9).
 

Tabelle 9: Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie von Harris, Olthof & Terwogt (1981)


       
In Tabelle 9 sind noch einmal die Ergebnisse der Studie von Harris et al. (1981) zusammengefaßt. Es stellt sich die Frage, ob geistig behinderte Kinder die Fähigkeiten, die in der Zeile ‘ältere Kinder’ dargestellt sind, ausbilden können.
Es ist davon auszugehen, daß die meisten geistig behinderten Kinder die kognitive Entwicklungsstufe, die zur Ausbildung der in der Zeile ‘ältere Kinder’ aufgeführten Fertigkeiten notwendig ist, nicht erreichen (vgl. Punkt 1.1.8). Da aber diese Fertigkeiten in einem Zusammenhang zur Höhe der sozialen Kompetenz des Kindes zu stehen scheinen, können wir folgende Schlußfolgerung in Bezug auf geistig behinderte Kinder ziehen:
    Die potentielle Höhe der sozialen Kompetenz ist bei geistig behinderten Kindern durch die Einschränkung in der Entwicklung der ‘Wahrnehmung und Regulierung von Emotionen’ begrenzt.